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Unangemeldete Strassenparty, Hausbesetzung und Räumung in Dresden Neustadt

Im folgenden dokumentarisch zwei Pressemitteilungen der Hausbesetzer_innen (20.31 Uhr / 2.20 Uhr)

Am 09.03. fand in der Dresdener Neustadt eine unangemeldete Strassenparty statt, an der etwa 100 Menschen teilnahmen. Anschliessend kam es zur Besetzung eines leer stehenden Hauses an der Königsbrücker Strasse 19, Ecke Katharinenstrasse. Die Beteiligten machten mit ihren Aktionen auf die zunehmende Einschränkung alternativer Freiräume aufmerksam -und forderten die Einrichtung eines sozialen Zentrums in Dresden.

Ausgehend vom Vide(N)o -Demofest gegen Kameraüberwachung auf der Alaunstrasse formierte sich gegen 19 Uhr eine unangemeldete Reclaim -The -Streets ("Erobert die Strassen zurück!") Parade. Tanzend zogen etwa 150 Menschen von der Alaunstrasse durch die Neustadt bis schliesslich vor ein seit längerem leer stehendes Haus in der Königsbrücker Strasse.

Ein Grossteil der Teilnehmer_innen der Parade besetzte darauf hin das ehemalige Bankgebäude, in welchem die Party fortgesetzt wurde.

Anlass der Aktion war die Räumung des "Ungdomshuset" im dänischen Kopenhagen. International fanden daraufhin Solidaritäts -Aktionen mit der Forderung nach mehr alternativen Freiräumen statt. Johanna Fiehl, Sprecherin der BesetzerInnen: "Auch in Dresden sehen wir uns mehr und mehr mit der Einschränkung von Freiräumen alternativer Lebenskulturen konfrontiert. Die Neustadt, schon seit DDR -Zeiten das Viertel der anders -Denkenden und anders -Lebenden, entwickelt sich zum Stadtteil für Erlebnis -und Party -Konsum. Die Videoüberwachung der Alaunstrasse steht kurz bevor und freie Räume für Lebenskulturen, die nicht bloss ausgerichtet sind auf Konsum und Kontrolle verschwinden. Mit unseren heutigen Aktionen bekräftigen wir deshalb die seit Jahren stehende Forderung nach einem sozialen Zentrum in Dresden!"

Ein Wochenende lang wollen die BesetzerInnen mit Interessierten darüber diskutieren, wie diese Forderung dauerhaft umgesetzt werden kann.

Am Sonntagabend wollen die BesetzerInnen das Haus wieder verlassen. "Es wird jedoch sicher nicht das letzte Mal gewesen sein, dass wir ein Haus besetzen. Die letzten Jahre haben gezeigt, dass uns keine anderen Möglichkeiten zur Verfügung stehen. Solange das so bleibt, werden wir immer wieder auf unkonventionelle Weise neue Räume eröffnen…" so Fiehl.

Haben Sie Fragen oder Interesse an einem Gespräch? Wir stehen Ihnen gern zur Verfügung! Besuchen Sie uns im besetzten Haus auf der Königsbrücker Strasse 19: das Gebäude wird bis zum Sonntag bewohnt bleiben.

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Gewaltsame Räumung des besetzten Hauses auf der Königsbrücker Strasse und spontane Demonstrationen

Eineinhalb Stunden nach der friedlichen Besetzung eines ehemaligen Bankgebäudes in der Königsbrücker Strasse 19, wurde das Haus von Polizeikräften gewaltsam geräumt. Die Polizei zeigte sich zu keinerlei Verhandlung bereit und stürmte das Gebäude nach dreimaliger Ankündigung. Auf das Angebot der BesetzerInnen, das Haus am kommenden Sonntag freiwillig zu verlassen, wurde nicht eingegangen. Bei der Räumung kamen Tränengas und Pfefferspray, sowie Hunde zum Einsatz. Mehrere Menschen wurden durch das Gas leicht verletzt, es kam zu weiteren Verletzungen aufgrund von Schlägen mit Schlagstöcken und Fäusten durch die Polizeikräfte.

Im Laufe des Abends formierten sich daraufhin aufeinander folgend zwei Spontandemonstrationen durch die innere und äussere Neustadt. Den Demos schlossen sich zeitweilig über 200 Personen an. Ausgehend vom Vide[N]o -Demofest gegen Videoüberwachung wurden Parolen gegen die Installation von Überwachungskameras skandiert. Darüber hinaus solidarisierten sich die DemonstratInnen mit den AktivistInnen des in Kopenhagen geräumten Jugendhaus "Ungdomshuset" und forderten ein soziales Zentrum in Dresden.

Johanna Fiehl, Sprecherin der BesetzerInnen: "Wir sind sehr zufrieden mit der uns zumindest zeitweilig gelungenen Hausbesetzung und sehr froh darüber, dass sich sowohl im Haus, als auch auf den Spontandemos bis auf die Polizeikräfte alle weitestgehend friedlich verhielten. Im besetzen Gebäude sorgte eine Musikanlage für

Stimmung, es wurde kostengünstiges Essen an alle verteilt. Sowohl auf der Königsbrücker Strasse, als auch auf den Demos herrschte eine entschlossene Stimmung. Schockiert hat uns der Einsatz der Polizei. Dieser erschien uns völlig überzogen und als Provokation. Wir haben von Anfang an angeboten, am Sonntag das Haus wieder zu verlassen. Darauf wurde überhaupt nicht eingegangen.

Unsere Solidarität gilt weiterhin den AktivistInnen des "Ungdomshuset" und nach wie vor steht unsere Forderung nach einem sozialen Zentrum in Dresden - heute war mit Sicherheit nicht die letzte Hausbesetzung in Dresden."


Johanna Fiehl, Sprecherin der HausbesetzerInnen auf der Königsbrücker Strasse

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