doing gender: du und dein geschlecht
eine veranstaltungsreihe zu geschlecht in uni, alltag und politik
An den meisten deutschen Hochschulen und Universitäten gehört es seit Jahren zur Normalität, dass Stu-dierende sich im Studierenden- bzw. Student_innenrat organisieren oder während ihres Studiums einen Studierendenausweis erhalten. In Dresden ist das anders. Das nicht zuletzt auch über die Sprache beste-hende Machtkonfigurationen manifestiert werden, scheint hier noch nicht angekommen zu sein. Das Referat Politische Bildung hat sich die Frage gestellt, was Gründe dafür sein können. Unsere vordergründigste Fest-stellung war, dass das Thema Geschlecht und seine soziale Bedingtheit bisher keine Themen in der univer-sitären Diskussion in Dresden waren. Das heisst, es gibt kaum eine Sensibilisierung für geschlechtsspezifi-sche Ungleichheiten, die sowohl den Umgang von Kommiliton_innen untereinander, den von und mit Do-zent_innen, so wie auch die Studienspezialisierungen betreffen. Dahinter stehen Bilder von Geschlechter-rollen, d.h. von geschlechtlich konnotiertem Verhalten, die Studien- sowie Alltagsentscheidungen massgeb-lich beeinflussen und oft unbemerkt auf vielen Handlungsebenen wirksam werden.
Mit Hilfe der Veranstaltungsreihe "doing gender : Du und dein Geschlecht - Eine Veranstaltungsreihe zu Geschlecht in Alltag, Uni, Politik" möchte das Referat für Politische Bildung an der TU Dresden den Raum für eine kritische Auseinandersetzung mit dem bisherigen Umgang der Geschlechterproblematik an der Uni-versität öffnen. In den folgenden Monaten sollen mit Hilfe von Kulturveranstaltungen, Vorträgen und Podi-umsdiskussionen die längst überfälligen Diskurse in die Universität getragen werden.
Nach einer Betrachtung der Realpolitik zum Thema "Gender" und einer Kontroverse zu den gesetzlichen Rahmenbedingungen versus dem gesellschaftlichen Konsens, wird es einen Vortrag zur (Nicht-) Umsetzung des Frauenförderplans an der TU Dresden geben. Ergebnisse einer Dresdner Studie zu geschlechtsspezifi-scher Lebenslaufforschung für Studentinnen und Diskussionen zum "Gender- Mainstreaming" werden ge-nauso Teil der Veranstaltungen sein, wie z.B. Untersuchungen zum Thema "Sprache und Macht" unter ge-schlechtsspezifischen Gesichtspunkten. Lesungen, eine Ausstellung, eine Audio-Installation der Gruppe science_art_gender, sowie eine "Vocal- Night" der Musikhochschule zum Thema "Geschlecht" werden die Kampagne begleiten.
die termine:
Mi, 13.12., 19.00, HSZ E 005
Die Geschlechtlichkeit der Gesetze - Der aktuelle politische Diskurs Das Rollenverständnis in der Elterngelddebatte
mit Anne-Katrin Olbrich, Parl. Beraterin der Landtagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen
Diskussionen, in deren Zusammenhang geschlechtliche Rollenbilder auf ihren konservativen oder emanzipatorischen Gehalt geprüft werden, finden regelmässig auf dem sozial- und speziell dem familienpolitischen Terrain statt. Dabei geht es darum, ob von staatlicher Seite die geforderte individuelle Eigenverantwortung wirklich ermöglicht wird oder nur als Schlagwort für den Abbau des Sozialstaats missbraucht
wird.
Do, 14.12.,21.00, Eine Veranstaltung des Jazzclub Neue Tonne Dresden e.V.
Veranstaltungsort (sofern nicht anders angegeben): Jazzclub Neue Tonne, Königstrasse 15, 01097 Dresden
22. VOCAL NIGHT - »Von Frauen und Männern«
Jazzgesangsstudenten im Konzert
Was bedeutet es eigentlich in unserer globalisierten, von der Geschlechterproblematik anscheinend geheilten Welt Mann oder Frau zu sein? Herrschen noch immer die alten Rollenklischees? Dürfen Männer jetzt endlich in der Öffentlichkeit heulen und Frauen alles ihren Karieren opfern? Nach wie vor herrscht der Gebrauch männlicher Sprachformen vor. Inwieweit beeinflussen diese unser Denken und Handeln? Werden darüber bestehende
Machtkonfigurationen manifestiert? Spielt dieser Gedanke in der heutigen Zeit noch eine Rolle, oder sind wir gegenüber der Problematik geschlechtsspezifischer Ungleichheiten immer noch nicht ausreichend sensibilisiert?
Die Student_innen der Gesangsklasse werden sich dem Thema auf gewohnt unprätentiöse Weise nähern und in die Tiefen der Problematik eintauchen, wobei selbstverständlich nicht alle Antworten an einem Abend geliefert werden können. . .
Mi, 10.01.07, 18.30, Hörsaalzentrum Bergstrasse E 005
Warum Frauenförderung notwendig ist!
mit Dr. Hildegard Küllchen, Frauenbeauftragte der TU Dresden
Was tue ich, wenn ich von DozentInnen sexistisch angemacht werde? Eine Situation, die auch an der TU Dresden leider fast alltäglich ist. Als Studierende fällt es schwer sich auf einer SHK-Stelle gegen Tätscheln und aufdringliche Blicke zu wehren oder sogar sich darüber am Lehrstuhl zu beschweren. Eine hilfreiche Adresse sind hier die Gleichstellungs- und Frauenbeauftragten der TU und ihrer Fakultäten. Sie arbeiten andererseits präventiv, d.h. ausgehend vom Fakt der sozialen Ungleichheit aufgrund von Geschlecht tragen sie diesen gesellschaftlichen blinden Fleck ab. Ein Teil dessen wird im Frauenförderplan der TU umgesetzt. Er ist die Umsetzung des Art. 3, Abs. 2 GG: "Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin."
Mi, 24.01.07, 18.30, Hörsaalzentrum Bergstrasse E 005
mit Dr. Berith Möller, Mikrosoziologie/TU Dresden
Warum wählen viele Psychologiestudentinnen im Hauptstudium Arbeits- und Organisationspsychologie, obwohl sie sich mehr für Pädagogische Psychologie interessieren? - Fakultätsübergreifende Studien an der TU Dresden zeigen, dass die Wahl von Studienschwerpunkten geschlechtsspezifisch, und dabei vor allem aufgrund unterschiedlicher Vorstellungen der Lebensplanung, ausfällt. Welche geschlechtsspezifischen Entscheidungskriterien äussern StudentInnen an, wenn sie den Schwerpunkt des Studiums (im Hauptsstudium) und damit ihr zukünftiges Berufsfeld wählen müssen? Welche Faktoren der Arbeitsmarktsituation und welche individualbiographischen bzw. familienplanerischen Vorstellungen spielen dabei eine Rolle?
referat politische bildung des stura dresden