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Vergessene Erinnerung
Veranstaltung zum Gedenken an die ermordeten Dresdner Juden und Jüdinnen

Am 16. Februar, 16.00 Uhr wollen wir am Mahnmal für die deportierten Dresdner Jüd_innen am Eingang des Bahnhofs Neustadt derer erinnern, die durch Nationalsozialist_innen gedemütigt, verfolgt und millionenfach ermordet wurden. 

Der 16. Februar 1945 sollte der letzte Deportationstag für die noch in Dresden verbliebenen Jüd_innen sein. Die Deportationen konnten aufgrund der Bombenangriffe nicht mehr stattfinden. Die Tage, Monate und Jahre zuvor waren für die jüdische Bevölkerung geprägt von Angst, von Beschimpfungen durch Nachbar_innen, (ehemalige) Mitschüler_innen und Kolleg_innen und vom Verschwinden ganzer Familien und vieler Freund_innen. 

Kaum Jemand fand sich, um zu helfen und damit für Gerechtigkeit und Menschenwürde einzutreten. Die Masse schwieg. Schlimmer noch, viele stimmten zu, denunzierten, waren Teil der Vernichtung oder bereicherten sich. Die Bombenangriffe richteten sich auch gegen diesen Verlust der Zivilität. 

Die Nachgeborenen stehen heute in der Verantwortung, für den Schutz der Orte Sorge zu tragen, die an die Opfer erinnern. 

In Dresden mahnen erst fünf Stolpersteine der ermordeten jüdischen Bewohner_innen. Insbesondere der Neustädter Bahnhof als Ausgangspunkt der Deportation in Vernichtungslager, der Wettiner Platz als Ort der Bücherverbrennung und das "Judenlager Hellerberg" sollten stärker in der Dresdner Erinnerungskultur verankert werden. 

Dass Dresden heute noch blinde Flecken in der Erinnerungskultur hat, zeigte sich besonders deutlich, als 2010 der Neustädter Bahnhof als Versammlungsort der Neonazis gewährt wurde oder in vergangenen Jahren der rechte Aufmarsch an der Synagoge vorbei führen durfte. Die behördliche Praxis ist hier mit der gebotenen Würde der Opfer nicht vereinbar. 

Deshalb laden wir Sie am 16. Februar, 16.00 Uhr, zum Erinnern und Vergegenwärtigen der Verbrechen des Nationalsozialismus an die Gedenktafel zur Deportation der Dresdner Jüd_innen am Bahnhof Neustadt / Schlesischer Platz, ein. Nach einer kurzen Rede und Musik können Blumen und Kränze niedergelegt werden.

Gleichzeitig verlangt die Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus heute von uns das aktive Eintreten gegen Neonazismus, Antisemitismus und jede Form von Rassismus. Engagement gegen alte und neue Nazis und Rassist_innen - ob in Springerstiefeln oder Nadelstreifen - ist notwendig für den Schutz der Demokratie.

Dabei darf ordnungspolitisches Handeln nicht von den demokratischen Grundvereinbarungen unserer Gesellschaft getrennt werden. Ziviler Ungehorsam und ein Protest in Sicht- und Hörweite sind wesentliche Elemente demokratischer Gestaltung.

Deshalb rufen wir alle Menschen auf, sich nach ihrem Gewissen und ihren Möglichkeiten am 19. Februar den Nazis entgegen zu stellen.


Hatikva e.V.; Jüdische Gemeinde zu Dresden, Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit e.V., Beratungsstellen für Betroffene rechtsmotivierter und rassistischer Gewalt - RAA Sachsen e.V., Kulturbüro Sachsen e.V.

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