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W I R S T R E I K E N
Sächsische Initiativen protestieren gegen die Extremismusklausel

Am 1. Februar wird ein bundesweiter Aktionstag stattfinden, der Politik und Öffentlichkeit auf die Problematik der "Extremismusklausel" aufmerksam machen wird. An diesem Tag werden Politiker_innen, Bürger_innen und Initiativen des Bereichs Demokratieentwicklung mit gemeinsamen Massnahmen eine Zurücknahme der strittigen Formulierungen fordern.

Auf den Webseiten der beteiligten Initiativen wird ein Link zu der gemeinsamen Webseite des Aktionstages gesetzt werden. Dort finden sich Informationen zu den politischen, gesellschaftlichen und rechtlichen Problemen, die die Einführung der Klausel mit sich bringen. Ausserdem finden Unterstützungswillige Musteranschreiben und Kontaktdaten der verantwortlichen Politiker_innen, um sich an der geplanten Aktion zu beteiligen.

Die Protestnachrichten können über Fax, per Email oder über Facebook an die Adressaten übermittelt werden.

In Sachsen zählen zu den Streikenden die Landesarbeitsgemeinschaft politisch-kulturelle Bildung, Netzwerk für Demokratie und Courage e.V., des Kulturbüro Sachsen e.V., die RAA Sachsen e.V. und viele andere. Ziel des Streiks ist, die Forderung, von der Einführung der Extremismusklausel Abstand zu nehmen. Die Extremismusklausel verlangt von Initiativen, die für demokratische Kultur arbeiten neben einem Bekenntnis zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung die Gesinnungsüberprüfungen von Partner_innen, Referent_innen und Mitarbeiter_innen.

Die Überprüfung gilt der Frage, wer ist extremistisch?

Die Extremismusklausel wird zur Vorraussetzung für die Teilnahme an Bundesprogrammen gemacht. Sachsen will - als einziges Bundesland - diese Klausel auch auf landeseigene Programme anwenden.

Dieses Ansinnen vom Bund und von Sachsen wird Folgen haben:

Die zivilgesellschaftlichen Initiativen sehen die Unabhängigkeit ihre Arbeit dadurch massiv eingeschränkt. Carsten Enders, Landesarbeitsgemeinschaft politisch-kulturelle Bildung Sachsen e.V. und Mitinitiator der Aktion, dazu: "Die Definition dessen, was als demokratisch (also legitim) und extremistisch (also illegitim) ist, kann und darf nicht Aufgabe staatlicher Stellen sein, sondern gehört zum ständigen öffentlichen Meinungsbildungsprozess in einer Demokratie. Zudem schaffe die von den Regierungen geforderte gegenseitige Überwachung eine Kultur des Misstrauens."

"Die geplante Einführung der Extremismusklausel ist ein Paradigmenwechsel im Verhältnis von staatlichen Institutionen und Zivilgesellschaft in Bund und Land. Der Versuch, staatliche Kontrollinteressen zum Gegenstand zivilgesellschaftlicher Arbeit zu machen, widerspricht dem Grundverständnis unserer Demokratie." sagt Grit Hanneforth vom Kulturbüro Sachsen e.V.

Der als Sorge um die Demokratie von staatlicher Seite schlecht bemäntelte Versuch, die Bespitzelung der Initiativen untereinander zu etablieren, speist sich offenbar aus dem Wunsch, kritische Initiativen zu delegitimieren - solche Initiativen, die ein Wegducken von staatlichen Stellen als Begünstigung für das Erstarken von Rassismus, Antisemitismus und Menschenverachtung thematisieren. Das Wegdrucken hat schon der ehemalige Ministerpräsident Georg Milbradt auf dem Kommunalforum in Riesa 2007 als den falschen Weg bezeichnet.

Wir streiken - und fordern die Bundesregierung und die sächsische Staatsregierung auf, die Extremismusklausel ersatzlos zu streichen. Zivilgesellschaft ist und muss unabhängig bleiben.

Demokratie lebt von Meinungsfreiheit, kritischem Austausch und gesellschaftlichem Konsens. 

Für die Initiativgruppe "Wir Streiken für Demokratie - gegen Misstrauen und Bekenntniszwang" sächsische Initiative im Rahmen des bundesweiten Aktionstages

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