|
alternativer veranstaltungskalender / blatt für unterbliebene nachrichten | |||||
|
90 rechtsmotivierte und rassistische Angriffe im 1. Halbjahr 2011 in Sachsen
Halbjahresstatistik der Opferberatungsstellen des RAA Sachsen e.V. - Pressemitteilung vom 8. August 2011
Die Opferberatung für Betroffene rechtsmotivierter und rassistischer Gewalt des RAA Sachsen e.V. registrierte in der ersten Jahreshälfte 90 Angriffe, von denen 142 Personen direkt betroffen waren. Im Vergleich zum Vorjahr ist ein Rückgang zu verzeichnen (1. Halbjahr 2010: 120) Die Opferberatung sieht dennoch keinerlei Anlass zur Entwarnung. "Rechte Gewalttaten bleiben seit Jahren in Sachsen auf hohem Niveau. Die im Vergleich zum Vorjahreszeitraum niedrigere Zahl lässt nicht zwangsläufig auf einen tatsächlichen Rückgang verübter Angriffe schliessen. Es ist immer von einer hohen Dunkelziffer auszugehen. Gründe dafür können mangelndes Vertrauen in die Strafverfolgungsbehörden sein, das von einer Anzeige abhält, aber auch eine Gewöhnung bei Betroffenen an alltägliche Attacken. Wenn Angriffe weder angezeigt, noch uns gemeldet werden, tauchen sie in keiner Statistik auf - das heisst jedoch nicht, dass sie nicht stattgefunden haben," sagt Andrea Hübler (Beratungsstelle Dresden). Wie bereits in den Vorjahren bilden mit Dresden (22), Leipzig (16) und Chemnitz (8) die Städte die Schwerpunkte rechtsmotivierter und rassistischer Gewalt in Sachsen. Unter den ländlichen Regionen nimmt der Landkreis Zwickau mit 9 registrierten Angriffen den traurigen Spitzenplatz ein. Katja Brass (Beratungsstelle Leipzig) gibt zu bedenken: "Auch das Leipziger Umland mit den Landkreisen Leipzig (6) und Nordsachsen (7) muss nach wie vor als Schwerpunktregion betrachtet werden, vor allem, wenn man die Angriffszahlen ins Verhältnis zur Einwohner_innenzahl setzt. Hinzu kommt, dass sich die hier durch Neonazis verübten Angriffe durch besondere Brutalität auszeichnen. Auch ist die Neonaziszene der Region derzeit sehr aktiv." Sachsenweit sind nichtrechte und alternative Jugendliche am häufigsten von rechtsmotivierten Angriffen betroffen (32). Rassismus ist in 23 Fällen als Tatmotiv anzusehen. In 10 Fällen richteten sich die Angriffe gezielt gegen politisch Aktive, die sich beispielsweise gegen Neonazis oder Rassismus engagieren. Körperverletzungsdelikte (47) sind die am häufigsten vorkommenden Straftaten, gefolgt von Nötigungen/Bedrohungen/versuchte Körperverletzungen (31). Bei der Tötung des Wohnungslosen Andre K. in Oschatz am 27. Mai gibt es Hinweise, dass es sich um einen rechtsmotivierten Mord handeln könnte. "Sollte sich das vermutete Motiv bestätigen, wäre das dritte Jahr in Folge einem Menschen aufgrund von Ungleichwertigkeitsvorstellungen das Leben genommen worden - 2009 Marwa El-Sherbini in Dresden, 2010 Kamal Kilade in Leipzig. Rechtsmotivierte und rassistische Gewalt ist potentiell tödlich, da die Täter aufgrund ihrer Einstellungen Menschen das Recht auf körperliche Unversehrtheit, gar auf ihr Leben absprechen. Diese Dimension muss ernst genommen werden", so Andrea Hübler Die detaillierte Halbjahresstatistik finden sie zum download unter http://raa-sachsen.de/images/Statistiken/statistik_hj_2010.pdf |
|
|