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Gemeinsame Stellungnahme - Burg Hohnstein als Ort der Erinnerung erhalten!
Im Zentrum der romantischen Kleinstadt Hohnstein steht eine Burganlage, die mehr als 100 Meter auf Sandstein gebaut über dem Polenztal weithin zu sehen ist. Sie liegt in der Sächsischen Schweiz, einem fantastischen Klettergebiet mit hunderten Sandsteingipfeln. Die Burg ist seit fast 700 Jahren Wahrzeichen der Stadt - die Stadtgeschichte ist ohne die Burggeschichte nicht denkbar. Als Verwaltungssitz, "Männerkorrektionsanstalt", Jugendherberge und Sitz der Hohnsteiner Kasper-Puppenbühne besitzt sie eine wechselvolle Geschichte mit überregionaler Bedeutung. Die Burg in Hohnstein zählte unter der Leitung von Konrad Hahnewald zwischen 1924 und 1933 zu einer der grössten und schönsten Jugendherbergen Deutschlands. Zugleich wurde sie in dieser Zeit als Jugendburg ein Zentrum der demokratischen Jugendbegegnung und ein Ort des internationalen Austauschs. Die Gäste stammten zum Beispiel aus Indien, Japan und Kanada. Die Burg ist damit ein wichtiger Baustein der demokratischen Geschichte Sachsens mit einer deutlich über seine Grenzen hinausgehenden Bedeutung. Am 8. März 1933 besetzten SA-Leute die Burg und richteten ein sogenanntes "Schutzhaftlager" ein. Ab dem 14. März 1933 trafen die ersten Häftlingstransporte aus Dresden, Freital, Pirna und Sebnitz ein. Burg Hohnstein zählte nicht nur zu den reichsweit ersten, sondern neben Sachsenburg bei Frankenberg auch zu den grössten Konzentrationslagern in Sachsen. Mit der Auflösung des Lagers am 1. September 1934 wurden die Häftlinge ins KZ Sachsenburg überstellt. Von überregionaler Bedeutung war der Prozess gegen die SA-Wachmannschaften vor dem Landgericht Dresden im Mai 1935, der bis zum Kriegsende einen einzigartigen und deutschlandweit wahrgenommenen Vorgang der juristischen Ahndung von Verbrechen SA-Angehöriger in den Lagern darstellte - auch wenn die Angeklagten letztlich von Adolf Hitler selbst politisch begnadigt wurden. Ab 1939 wurde die Burg als Lager für Kriegsgefangene aus zwölf verschiedenen Ländern genutzt, welche in Landwirtschaft und Industrie Zwangsarbeit leisten mussten. Ein Gedenkort etablierte sich bereits kurz nach Kriegsende. Auch ehemalige Häftlinge suchten den Ort zu grösseren Veranstaltungen auf. Im Jahr 1949 wurde die Burg offiziell zur Mahn- und Gedenkstätte. Am 2. Juli 1962 wurde ein Denkmal des Bildhauers Wilhelm Landgraf eingeweiht. In den Folgejahren erfolgte der Ausbau der Gedenkstätte. Seit dem Frühjahr 1993 wurde die Museumsarbeit immer weiter eingeschränkt, aber noch 2002 stand eine Neugestaltung der Ausstellung in Rede. Zu einer überarbeiteten Ausstellung kam es allerdings nie. Im Gegenteil, im Lauf der Jahre verschwanden Erinnerungszeichen auf der Burg oder in Erinnerung an die Verbrechen im ehemaligen Konzentrationslager. So fehlen beispielsweise die Tafeln am Gedenkstein "Steinbruch Heeselichtmühle" und im Innenhof der Burg. Die wenigen Vitrinen im Keller können nicht als würdige Ausstellung bezeichnet werden. Zudem ist weder an der Burgkasse, noch an der Rezeption Informationsmaterial zur Burggeschichte im 20. Jahrhundert erhältlich. Der Landkreis will die Burg nun in eine Nachnutzung überführen, die höchstwahrscheinlich den Verkauf bedeutet. Damit könnte die Burg auch in privaten Besitz gelangen. Der Verlust der Kontrolle über die Zugänglichkeit, den Ausbau und Betrieb der Burg ist dadurch zu befürchten. Die Zukunft der Burg als Ort politisch-historischer Bildung wäre mindestens ungewiss. Bereits jetzt ist der Erinnerungsort in einem nicht ansprechenden und kaum informativen Zustand. Ein handlungsorientiertes Lernen ist an diesem Ort so nicht möglich. Grundsätzlich muss die Burg Hohnstein ein würdiger Ort des Lernens und der Erinnerung werden. Wir halten es für notwendig, Veröffentlichungen, die sich mit der nationalsozialistischen und demokratiegeschichtlichen Dimension befassen, den Besuchern auf der Burg anzubieten und öffentlich bekannt zu machen. Ausserdem fordern wir die Stiftung Sächsische Gedenkstätten auf, zur aktuellen Situation Stellung zu beziehen und sich für den historischen Ort Burg Hohnstein einzusetzen. Im Übrigen halten wir verschiedene Nutzungsformen für kein Hindernis. Sie können sich sogar gegenseitig stützen und Begegnungen ermöglichen. Um einen langfristigen öffentlichen Zugang zu gewährleisten, muss die Burg im öffentlichen Besitz bleiben. Dabei sind die Vorschläge der Stadt Hohnstein ernst zu nehmen und Hilfe auf Landes- bzw. Bundesebene zu suchen. Insbesondere durch die Geschichte der Burg Hohnstein sehen wir eine Verantwortung der sächsischen Staatsregierung. Dabei müssen die Besonderheiten der Burg Hohnstein (Jugendburg, Konzentrationslager etc.) im Zentrum der Überlegungen einer Machbarkeitsstudie stehen. Die Unterzeichnenden fordern eine vertragliche Regelung über den Erhalt, die Errichtung und die Gewährleistung der Zugänglichkeit dieses Ortes der Erinnerung. Dresden, 10. April 2017 AKuBiZ e.V. Pirna, André Schnabel (Regionsgeschäftsführer, DGB Dresden - Oberes Elbtal), Bernd Arnold (Hohnstein), Anne Nitschke (Projekt www.gedenkplaetze.info, Rechtsanwältin), BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN Sächsische Schweiz - Osterzgebirge, Prof. Dr. Christoph Meyer (Hochschule Mittweida; Sprecher der Regionalen Arbeitsgruppe Sachsen von Gegen Vergessen - Für Demokratie e.V.), Daniela Schmohl (Vertreterin der NS-Opferverbände im Stiftungsrat StSG), Daniel Brade (Bürgermeister der Stadt Hohnstein), DIE LINKE Kreisverband Sächsische Schweiz - Osterzgebirge, Dokumentationszentrum Oberer Kuhberg (Ulm, KZ-Gedenkstätte), Eva Mendl (Mittelherwigsdorf), Franz Hammer (Vertreter der NS-Opferverbände im Stiftungsrat StSG), Gabriele Hahn, geb. Hahnewald (Radebeul, Enkelin von Konrad Hahnewald), Gedenkstätte für Zwangsarbeit Leipzig, Gisela Heiden (Grünhain, Tochter des im KZ Hohnstein inhaftierten Hans Riedel), Gisela Plessgott (Berlin, Tochter des im KZ Hohnstein inhaftierten Reinhold Lochmann), HATIKVA e.V. Dresden, Hugo Jensch (Pirna, Historiker), Initiative "Geschichte vermitteln" Leipzig, ISTORECO Reggio Emilia (Institut für Geschichte des antifaschistischen Widerstands), Joachim Schindler (Dresden, Historiker), Dr. Johannes Schütz (Dresden, Historiker), Dr. Justus H. Ulbricht (Dresden, Historiker), Lutz Richter (Mitglied des Sächsischen Landtags, DIE LINKE), Manfred Schober (Museumsleiter a.D. Heimatmuseum Sebnitz, Ehrenbürger der Stadt Sebnitz), Martin Klähn (Schwerin), Prof. Dr. Matthias Pfüller (Hochschule Mittweida/Fakultät Soziale Arbeit), Dr. Michael Hahnewald (Dresden, Enkel von Konrad Hahnewald), Michael Hahn (Radebeul, Vorsitzender des Landesverbandes Sächsischer Jugendbildungswerke e.V.), PD Dr. Mike Schmeitzner (Dresden, Historiker), NaturFreunde Sachsen e.V., Politische Memoriale Mecklenburg-Vorpommern e.V., Roland Hering (Radebeul, Enkel des im KZ Hohnstein ermordeten Martin Hering), SPD Kreisverband Sächsische Schweiz - Osterzgebirge, SPD/Grüne Kreistagsfraktion Sächsische Schweiz - Osterzgebirge, Sybille Ott (Bildungsreferentin der Naturfreundejugend Sachsen), Dr. Swen Steinberg (Dresden, Historiker), Thomas Disselmeyer (Vorsitzender des DGB-Kreisverbandes Sächsische Schweiz - Osterzgebirge), Thomas Riedel (Hohnstein, Schulleiter Konrad-Hahnewald-Grundschule), Prof. Ullrich Gintzel (Bad Gottleuba-Berggiesshübel), Ulrich Wernicke (Mittelherwigsdorf), Utz Pannike (Dresden, Schauspieler und Regisseur), Prof. Dr. Uwe Hirschfeld (Evangelische Hochschule Dresden), Volker Strähle (Dresden, Politikwissenschaftler und KZ-Forscher), VVN-BdA Landesverband Sachsen |
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