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Jeder Nazi seine Demo

Aufs neue

Um die spannende Soap Opera um ihre Aktivitäten nicht abreissen zu lassen, haben sich die Dresdner Neonazis ins nächste Abenteuer gestürzt: eine eigene Demonstration zum 1.Mai. Die Zeichen für eine ihrerseits erfolgreiche Demo stehen so schlecht wie selten: Die NPD versucht nach dem Pyrrhus-Sieg im Verbotsverfahren zum ersten Mal wieder eine grössere Veranstaltung auf die Reihe zu kriegen - nicht in Dresden, sondern in Berlin. Die "freien" Kräfte mobilisieren bereits seit Wochen nach Halle. Die "freien" Kräfte in Dresden befinden sich gerade grösstenteils im Knast, der Rest ist mit Thorschlusspanik beschäftigt.

Und dennoch, das nationalistische Stehaufmännchen Sven Hagendorf ist für jeden Spass zu haben, mal tritt er als NPD-Vertreter auf, mal als "freier Kamerad", meistens mit Kamera, so dass er bei Nazis, Antifas und Behörden bekannt ist wie ein bunter Hund.

Diesmal, sozusagen als kleiner Spaltpilz, hat er zusammen mit dem "Bündnis Rechts" (Lübeck) für den 1.Mai eine Demo angemeldet. Das Motto lautet "Arbeitsplätze statt Globalisierung. Für eine Welt souveräner Staaten". Die Route ist noch nicht bekannt, der Treff engagierter AntifaschistInnen scheint wegen der wenigen zu erwartenden Neonazis mit deren vermuteten Treffpunkt zusammengelegt worden zu sein: 10 Uhr Prager Strasse, Freitreppe zwischen Hertie und Karstadt. Ausserdem ruft das Bündnis "Dresden gegen Rechts" auf, sich gegen Nazi-Terror zur Wehr zu setzen, sowie zu einer Gegendemonstration. Treff hierzu ist 12 Uhr am Kulturpalast.

Letztes Jahr wurde die Nazidemo erstmalig nach halber Strecke abgebrochen, weil die Geduld von Polizei und Neonazis geringer war als die der Antifas, die zu dieser Zeit gerade mitten auf der Strasse einige Aktionsplena abhalten mussten, was von ersteren wiederum als Sitzblockaden missdeutet worden war. Naja, Aktionsplena können dauern, alle wissen das. Jedenfalls ist dieses Jahr aufgrund oben aufgeführter nationalistischer Widrigkeiten mit viel weniger Braunclowns zu rechnen, so dass auch diesmal die Chancen für ausdauerndes Sitzfleisch zu schlecht nicht stehen, voraussgesetzt, das Wetter spielt mit.

Thorschlusspanik

Dass Sven Hagendorf am ersten Mai unbedingt nach "Arbeitsplätzen" schreit, dürfte nicht ganz uneigennützig sein. Denn, egal ob arbeitslos oder nicht, muss er sich ab Mai eine neue Freizeitbeschäftigung suchen, macht doch seine Spelunke "Klub Thor" in Übigau die Schotten endgültig dicht. Ein Glück, dass die Gartensaison wieder begonnen hat.

Dass an den Gerüchten was dran ist, dass einzelne AntifaschistInnen miteinander im Streit sind, ob nun das AZ Conni, die Initiative "Thor muss weg" oder aber verschiedene Jugend-Antifa-Gruppen dort eine linke Partylocation etablieren wollen, liess sich in der Kürze der Zeit nicht widerlegen. Wie es scheint, gibt es aber zumindest Bestrebungen dahingehend.

Noch eins drauf

Und weils noch nicht genug ist, wiederholt sich das alljährliche Spektakel auch am 8. Mai. An diesem Tag beheulen Neonazis und andere Deutsche die Kapitulation des Deutschen Reiches (und damit das faktische Ende des zweiten Weltkrieges). Und weil die Anmelder - wie jedes Jahr - die Junge Landsmannschaft Ostpreussen stellt, gibts auch noch die dabei verlustig gegangenen "Ostgebiete" zu bejammern.

Genaugenommen ist es ziemlich albern, an diesem Tage rumzuheulen, war es doch der Tag des Sieges über den Nationalsozialismus, also ein Grund zu feiern. Und weil Feiern und gute Laune zusammen gehören, ist dies eine gute Gelegenheit, die Nazis auszulachen. Letztes Jahr waren sie mit 30 Leuten am Start, vorletztes ebenfalls mit etwa 30. Für alle, die mitlachen wollen gibt es am 8. Mai 2003 um 16.30 Uhr einen Treffpunkt am Kulturpalast.

Aller guten Dinge sind drei

Als hoffentlich letzte ihrer sinnlosen Veranstaltungen, jedenfalls vor dem Sommerurlaub, gibt es am 14. Juni einen Naziaufmarsch zu verhindern. Ihr Motto lautet diesmal: "50 Jahre mitteldeutscher Volksaufstand - Damals wie heute: Nationaler Freiheitskampf". Man darf gespannt sein, wie sie das auf ein Transparent bekommen wollen. Vielleicht wirds ein Seitentranspi, bei 30 Leuten müssen sie dann im Gänsemarsch den Fussweg benutzen.


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