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Zum Beisheim Kolloquium an der TU Dresden

Am Freitag, dem 18.November, 2005 findet im Hörsaalzentrum das 7. Kolloquium der Otto Beisheim Stiftung zum Thema "Zukunft der Innenstadt" an der TU Dresden statt. Die Antifaschistische Hochschulgruppe Dresden protestiert gegen die Zurschaustellung des Namens Otto Beisheim an der TU Dresden.

Claudia Stein, Pressesprecherin der AHSG, meint dazu: "Die NS-Geschichte Otto Beisheims ist sowohl dem Rektor der TU Dresden, Prof. Kokenge, wie auch dem Dekan der Fakultät Wirtschaftswissenschaften, Prof. Uhr, bekannt. Beide erhielten Ende September 2005 offene Briefe der Antifaschistischen Hochschulgruppe, in denen sie über Otto Beisheim informiert und zu einer Auseinandersetzung mit dessen Person aufgefordert wurden. Bis zum heutigen Tage wurde hierauf weder vom Dekanat noch vom Rektorat reagiert."

Otto Beisheim ist einer der grössten Sponsoren an der TU Dresden, was zur Folge hatte, dass der Festsaal der TU eigens nach ihm benannt wurde. Nur auf Druck der AHSG konnte dieser Ende letzten Semesters umbenannt werden. Wenige Tage später machte die vermögende Beisheim- Stiftung von ihrem Einfluss Gebrauch, und der Saal trägt jetzt wieder seinen alten Namen. Claudia Stein meint dazu: "Es ist eine Frechheit, dass die TU-Dresden den Forderungen der Stiftung klein beigegeben hat, obwohl es schon rein verfahrenstechnisch an TU verboten ist, Einrichtungen nach noch lebenden Personen zu benennen. Der TU scheinen das Geld und das Ansehen einer Person wichtiger zu sein als die inhaltliche Auseinadersetzung mit dieser."

Dass Otto Beisheim nicht unkritisch zu betrachten ist, zeigt die immer wieder aufkommende Diskussion um jene Person. Das jüngste Beispiel ist die Verhinderung der Umbenennung eines Gymnasiums am Tegernsee im November 2005. Die Schule forderte Aufklärung über die NS-Vergangenheit von Beisheim, woraufhin er die versprochene Spende von 10 Millionen Euro zurückzog (Spiegel Online und taz berichteten). In dem Buch "Ausser Kontrolle. Die Medienmacht des Leo Kirch" von Michael Radtke stellt dieser fest: "Beisheim muss Scharführer bei der Waffen-SS, Leibstandarte Adolf Hitler, gewesen sein; (...)". Namenslisten gibt es nicht, bekannte Mitglieder waren aber unter anderem ein Otto Beisheim, Joseph Mengele und Franz Schönhuber (Gründer der Republikaner, jetzt Mitarbeiter der NPD-Landtagsfraktion). Die Indizien sind eine Krankenakte eines SS-Scharführers Otto Beisheim in der Wehrmachtsauskunftsstelle von 1943 und ein Artikel von Franz Schönhuber, in dem er schreibt, er habe wie Otto Beisheim bei der SS-Leibstandarte "seine Ausbildungszeit absolviert". Nach jüngsten Erkenntnissen beweisen Bundesdokumente die Mitgliedschaft von Beisheim in der "Leibstandarte Adolf Hitler" der Waffen-SS, allerdings in einem niedrigeren Dienstgrad. Der Multimilliardär Beisheim hat sich jedoch bis zum heutigen Tage noch nicht vom NS distanziert oder sich bei Opfern des NS für seine Waffen-SS-Mitgliedschaft entschuldigt.

Claudia Stein meint dazu: "Es ist aufgrund der Indizien auch in Dresden an der Zeit, über solche ominösen Spender nachzudenken und eine Diskussion um die Person Otto Beisheim zu führen. Wir fordern daher die Umbenennung des Festsaals und die Aberkennung der Ehrendoktorwürde Beisheims sowie, dass die TU Dresden endlich nachholt, was sie so gern beiseite schiebt: die generelle Auseinandersetzung mit dem NS."

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