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Ladyfest Dresden - was war und was kommen wird ...

Die Ansage für das Ladyfest Dresden war klar: "Hier sind wir alle Fans und Heroines zugleich! DON'T FALL IN LOVE WITH THE STAR, BE THE STAR! Hier definieren wir Feminismus neu, jenseits von Zwangsheterosexualität und Zweigeschlechtlichkeit! WHATEVER YOUR GENDER MAY BE, BE PART OF THE LADYFEST! Hier finden und erfinden wir neue und alte künstlerische Ausdrucksformen! Hier bilden wir neue Szenen und Freundschaften! Hier entwickeln wir Strategien gegen das, was uns der Mainstream als richtig oder falsch vorgibt. Hier kreieren wir eigene Körperbilder - andere als die, die uns die Medien vorgaukeln. RIOT - DON'T DIET! Hier schaffen wir Räume, die frei sind von Rassismus, Sexismus, Antisemitismus. Frei von kapitalistischen Verwertungsstrategien. Frei von Diskriminierungen aufgrund des Geschlechts, der Klasse, des Gewichts, der Sexualität. DIESEN ORT DEFINIEREN WIR SELBST. Hier bringen wir uns alle mit unseren Ideen, Wünschen, Vorstellungen, Träumen und Anliegen ein! BE PART OF THE LADYFEST!"1Eingeladen waren: Bini Adamczak, iLLEGiTiMATE, SV Damenkraft, Bridge Markland, die Sissy Boyz, 1,5 Mensch, Träsh Torten Combo, Monotekktoni, AtomicTitCorporation, DJ Lieschen Müller, DJ Voices, Anja R., A.G. Gender-Killer, DJ-Team "Wir können auch 'Krause' frau-anders!, DJ Stella09, DJ Nine, DJ sandy-dandy, Pussycoxx, Tomka, der Antifaschistische Frauenblock Leipzig und das Frauenzentrum sowieso. Es gab eine Lesung, die sich dem kommunistischen Begehren widmete, grossartige Performances, aufregende Konzerte, ausschweifende Parties, Installationen, Filme, Workshops und Veranstaltungen zur Geschichte der Riot Grrrls und zum Woher & Wohin des Feminismus. Zusammengenommen war das Programm eine euphorische Absage an Vorstellungen von Zweigeschlechtlichkeit, an Sexismus und an einen antifeministischen Backslash. Und nicht zuletzt bedeuteten vier Tage Glamour in Dresden auch einen gehörigen Tritt ans Schienbein der piefigen Barockstadt.

Uns war vorher klar, dass sich das Ladyfest in einem Spannungsfeld zwischen eigenen Ansprüchen und gesellschaftlichen Verhältnissen bewegt. Es fanden im Rahmen der Vorbereitungen auch teils kontroverse Diskussionen statt, wie beispielsweise darüber, warum das Ladyfest im Vorfeld als Veranstaltung "für als biologisch definierte Frauen" wahrgenommen wurde, obwohl die Parties, Konzerte und Diskussionen für alle offen stehen sollten - whatever your gender may be - be part of the ladyfest!

Ein Konsens unserer Debatte war, dass jenseits unseres Bewusstseins über die von der Konstruktion von Geschlecht und der immer zu unterstützenden Dekonstruktion und Durchbrechung derselben tagtäglich eine Unterdrückung aufgrund des zugeschriebenen biologischen Geschlechts stattfindet. Sexismus in Form von Zuschreibungen und verbalen Angriffen bis hin zu tätlichen Übergriffen begegnet uns nach wie vor. Leider auch auf dem Ladyfest: Unser Wunsch, auch Dresdner Bands im Rahmen des Ladyfestes zu pushen und ein Podium zu geben, war im Fall der Band Van Runnen ein Griff ins Klo. Ganz offensichtlich war der Band und den von ihnen eigens mitgebrachten Fans überhaupt nicht klar, unter welchen Vorzeichen ihr Auftritt am Freitagabend des Ladyfestes stand. Auf markige Sprüche ihrer Fans, welche die Sängerin mit "Auszieh'n!"-Rufen "unterstützen" wollten, folgte von Seiten der Band keinerlei Reaktion. Eine Frau aus Wien, die aufgrund dieser Vorkommnisse ein klares Statement von der Bühne gab, wurde vom Van Runnen Fanblock ausgebuht. Die Ladyfestvorbereitungsgruppe war zu diesem Zeitpunkt über die verschiedenen Räumlichkeiten des AZ Conni verteilt, so dass Absprachen über ein koordiniertes Vorgehen gegen die "Fans" nicht so schnell stattfinden konnten, wie es notwendig gewesen wäre. Dass Absprachen nicht im Rahmen der Vorbereitungen erfolgten, zeigt, dass wir mit Auseinandersetzungen dieser Art während des Ladyfestes nicht gerechnet haben. Nicht dass wir prinzipiell mit Ereignissen dieser Art in der Party- und Club-"Landschaft" Dresdens nicht vertraut wären, aber irgendwie hatten wir angenommen, das Label Ladyfest und seine Bedeutung ausreichend eingeführt zu haben. Anyway, wir sorgten letztlich dafür, dass der Fanblock den Nachhauseweg antrat, allerdings gingen dem Ganzen nervtötende Dispute und Handgreiflichkeiten voraus, die deutlich machten, dass wir es mit Leuten zu tun hatten, die sich mit Unterdrückungsverhältnissen bezüglich Körper und Geschlecht so gar nicht auseinandergesetzt haben. Das Zitieren der Sprüche ersparen wir euch an dieser Stelle. Kurz erwähnt sei nur, dass im Streit immer wieder auf unsere Intoleranz verwiesen wurde. Dazu ist nur zu sagen: Ja klar sind wir intolerant gegenüber sexistischen Sprüchen und respektlosem Verhalten gegenüber Ladies! Es gibt nichts Logischeres! Toleranz sucks! - Immer dann, wenn Toleranz Nicht-Verhalten meint.

Die Erfahrung mit Van Runnen und ihren Fans war Anlass, uns über unseren zukünftigen Umgang mit sexistischem Verhalten auf unseren Parties und Konzerten zu verständigen. Und der wird folgender sein: keine Diskussionen, eine Erklärung (nicht Diskussion) erfolgt nach dem Rausschmiss, also: vor der Tür. "Sexisten und Sexistinnen, wenn ihr euch auf unsere Veranstaltungen traut und outet - zieht euch warm an - ihr müsst mit uns rechnen!" Da das Label "Ladyfest" in Dresden nicht deutlich genug war, werden in Zukunft in Verbindung mit unseren Veranstaltungen klarere Hinweise erteilt: Sexists not welcome!

Insgesamt haben wir mit mehr inhaltlichem und organisatorischem Support gerechnet. In dieser Beziehung wurden wir ziemlich enttäuscht. Ganz grossartigen Support leistete allerdings die Crew des AZ Connis, an die an dieser Stelle ein fettes DANKE! gehen soll. Bedanken wollen wir uns ausserdem beim Sappho, dem ArtderKultur, dem Gerede e.V., den Technikern und der FAU Dresden für den grossartigen Sonntagsbrunch!

Ein Danke auch an all die Ladies, die aus Berlin, Bremen, Leipzig, Frankfurt/M., aus Wien, Amsterdam und Paris angereist sind. Ihr wart toll!

Und wir machen weiter! Achtet auf Ankündigungen!

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