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Kriminalisierung von humanitären Organisationen auf der Balkanroute
Unsere Kolleginnen und Kollegen von AidBrigade haben im letzten Jahr versucht, ein Community Center in Sarajevo aufzubauen, in dem Sprachunterricht, Kleidungswechsel, Essen, medizinische und psychologische Erstversorgung und kulturelle Aktivitäten für alle Menschen (Bosnier und Migranten) angeboten wurden. Ende Mai wurde die Organisation und das Community Center von der Regierung geschlossen und ein Grossteil der Freiwilligen des Landes verwiesen. Wir sind schockiert. Die Bosnischen Flüchtlingscamps sind heillos überfüllt und Basisbedürfnisse wie Essen, Schlafplatz medizinische Erstversorung sind für viele Menschen nicht gewährleistet. SCHLIEssUNG VON AID BRIGADE - PRESSEERKLÄRUNG Hiermit informieren wir darüber, dass Aid Brigade am 22. Mai 2019 alle Aktivitäten in Sarajevo, Bosnien, bis auf weiteres einstellen musste. Das bedeutet, dass wir unsere Aktivitäten im Flüchtlingscamp Usivak stoppen und das Community Center schliessen mussten. Wir können Geflüchteten damit weder unsere Essensausgabe, Abgabe von Hygieneartikeln und Kleidern, erste Hilfe, psychologische Betreuung, Sprachunterricht, Schutz für besonders gefährdete Gruppen oder Vermittlung von Rechtsberatung mehr anbieten. Die Räumlichkeiten unseres Community Centers wurden von etwa 20 bewaffneten SFA- (Ausländerbehörde Bosnien und Herzegowinas) und Polizeibeamten betreten, die die unmittelbare Schliessung des Centers forderten. Anwesende internationale Freiwillige wurden zur SFA-Behörde gebracht und des Landes verwiesen. Als Gründe hierfür wurden namentlich "Störung des (öffentlichen) Friedens", "Bereitstellen von Unterstützung für Migrant*innen und Geflüchtete" und "freiwilliges Arbeiten mit einem Touristenvisum" genannt. Am selben Tag wurde unser Antrag auf Registrierung als offizielle NGO nach 5- monatigem Warten abgelehnt. Offenbar ist es momentan für lokale und internationale Freiwillige nicht sicher, Geflüchtete in oder um Sarajevo zu unterstützen. Deswegen hatten wir keine andere Wahl, als all unsere Aktivitäten bis auf Weiteres auszusetzen. Das ganze Team von Aid Brigade, darunter Menschen aus Sarajevo, internationale Langzeitfreiwillige, unsere Projektunterstützer und Freiwillige, die für ein paar Wochen aushalfen, sind betroffen über diese Entwicklung. Diese Menschen haben sich in ihrer Freizeit dafür eingesetzt, die Lebensrealität der Geflüchteten zu verbessern. Am stärksten betroffen sind die Geflüchteten, die Tag für Tag unsere Angebote nutzten. Viele von ihnen haben entweder keinen Zugang zum offiziellen Camp oder müssen lange auf die Registrierung warten. Ohne Zugang zum Camp bleiben sie ohne Obdach und können sich nicht mit Essen versorgen. Wir sind der Überzeugung, dass jeder Mensch ein Recht auf die Achtung seiner Grundrechte und auf die Deckung seiner grundlegendsten Bedürfnisse hat. Wir haben immer danach gestrebt, mit den ausführenden bosnischen Regierungsinstitutionen zusammenzuarbeiten, um dort helfen zu können, wo der Bedarf am grössten ist. Wir sind sehr traurig darüber, dieses Hilfsangebot nicht weiter stellen zu können. Trotz allem sind wir stolz auf das, was wir mit einem vollständig freiwilligen Team erreicht haben. Seit März 2018 konnten wir jeden Tag durchschnittlich 285 Geflüchtete mit zwei Mahlzeiten versorgen. Das ergibt eine Summe von 120.000 Mahlzeiten. Letzten Dezember haben wir 600 Winterjacken und Schlafsäcke im Flüchtlingslager Usivak ausgegeben. Im Januar diesen Jahres eröffneten wir ein Gemeinschaftszentrum für Geflüchtete und obdachlose Bosnier*innen, in der alle einen warmen Platz fanden und Essen bekamen. Wir konnten damit täglich Hunderten von verzweifelten und müden Menschen einen sicheren und freundlichen Ort zur Verfügung stellen. Wir wollen allen danken, die diese Erfolge möglich gemacht haben: Menschen und Organisationen, die Aid Brigade finanziell unterstützt haben; den internationalen Freiwilligen, die nach Bosnien gekommen sind, um zu helfen; den grossartigen Bosnierinnen und Bosniern, die Menschen in ihrer Stadt leiden sahen und zu helfen begannen; anderen NGOs und Regierungsbehörden, die mit uns zusammengearbeitet haben; und allen Geflüchteten, die nicht nur Hilfe empfangen, sondern uns überall, wo sie konnten, unterstützt haben. Auch wenn es uns nicht länger erlaubt ist, Geflüchtete in Sarajevo zu unterstützen, werden wir an anderen Orten weiterhin tun, was wir für richtig halten: humanitäre Hilfe für alle zu leisten, die in dringender Not sind. Wir sind weiterhin solidarisch mit all jenen, die ihr Zuhause, ihre Familien und ihre Zukunft verloren haben. Und wir behalten Sarajevo in unseren Herzen, eine Stadt, die unser Zuhause geworden ist. In Liebe Team Aid Brigade # Hintergrund Aid Brigade ist eine Grassroot-NGO, die seit März 2018 in Sarajevo, Bosnien, tätig war. Seit Anfang 2018 ist Bosnien wesentlicher Bestandteil der Balkanroute. Die kroatische und slowenische Grenzpolizei hindert Geflüchtete mit allen Mitteln daran, die EU zu betreten. Dies geschieht oft durch illegale und gewalttätige Pushbacks zurück nach Bosnien. Trotz alledem passieren wöchentlich hunderte Geflüchtete Sarajevo auf ihrem Weg in Richtung Westeuropa. Wir sind eine Gruppe von internationalen und bosnischen Freiwilligen, die entschlossen sind, die Lebensumstände von Menschen in Not zu verbessern. Zu diesem Zweck geben wir Essen aus, betreiben ein Tageszentrum, verteilen Hygieneartikel und Kleider, vermitteln Rechtsberatung, bieten erste Hilfe, psychologische Betreuung sowie Schutz für gefährdete Gruppen und Geflüchtete in Sarajevo. |
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