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Vom Ruf in die Wüste und der Sächsischen Schweiz

Lutz Richter hat Recht, wenn er vor der Gefahr rechter Übergriffe in der Sächsischen Schweiz warnt.

Kürzlich sorgte der Kreisgeschäftsführer der PDS.Die Linke in der Sächsischen Schweiz für Aufregung. (1) Er sprach eine "Reisewahrnung" für die Region aus für jene, "die nicht ins Raster der militanten Neonazis passen". Völlig zu Recht stellte er fest, dass angesichts der Permanenz rechter Angriffe und der Omnipräsenz rechter Einstellungen in der Region, die Gefahr für Menschen die als Nichtdeutsch und Nichtrechts oder einfach anders wahrgenommen werden, Opfer von Angriffen und Pöbeleien zu werden, deutlich höher ist als andernorts.

Die vorhersehbaren Reaktionen aus der "Mitte der Gesellschaft" wollen das natürlich nicht wahrhaben. Sie reden von "Imageverlust", einem "Angriff auf die touristischen Bemühungen", und "Kontraproduktivität". Doch nicht das Benennen des Problems sollte es sein, was den Verantwortlichen Angst vor einem "Imageverlust" macht, sondern die rassistische Realität, der sowohl MigrantInnen als auch TouristInnen, welche als Nichtdeutsche wahrgenommen werden, in der Sächsischen Schweiz ausgesetzt sind. Jedoch von dieser Realität schweigen "Zivilgesellschaft" und Verantwortliche.

Umso stärker wiegt es, dass Lutz Richter sich dazu äussert. Für die Betroffenen des alltagsrassistischen Terrors spricht er aus, was sie erleben. Für ihn gilt, genauso wie für Uwe-Karsten Heye, der vor no-go-areas warnte, "endlich sagt es jemand, wie wir leben müssen".

Als sächsische Antifagruppen stellen wir fest: In der Sächsischen Schweiz manifestiert sich der nationalistische und rassistische Alltag besonders drastisch. Jedoch bestehen in ganz Sachsen vielerorts "Zonen der Angst" für die Menschen, die nicht die Adressaten eines nur durch massive polizeiliche Massnahmen abgesicherten "Bürgerfestes" sind. Für sie ist es Alltag sich nicht frei bewegen zu können, in einem Klima der stetigen Bedrohung zu leben, bestimmte Gegenden und Orte aus Angst zu meiden.

Auch durch das jahrelange sich wiederholende Leugnen, Abstreiten und Verharmlosen des Problems werden die Nazis nicht schwächer. Im Gegenteil, gerade in der Sächsischen Schweiz können sich Nazis nach wie vor auf breiten Rückhalt in der Bevölkerung verlassen. Ihre Strukturen sind bestens organisiert, ihre Aktivitäten finden fast wöchentlich statt, genauso wie Pöbeleien, Angriffe und Gewalttaten.

Lutz Richter sagte dazu "Dies zeigt, dass die Gefahr für Menschen mit anderer Hautfarbe, Religion oder für Andersdenkende nach wie vor immens ist. Es ist aus diesem Grund davon abzuraten, in der Sächsischen Schweiz ab einer bestimmten Uhrzeit auf die Strasse zu gehen."

Dem haben wir nichts beizufügen.

(1) Sächsische Zeitung, 23.05.2006, PDS-Reisewahrnung sorgt für grossen Wirbel

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