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Ladyfest - mehr als die Summe der einzelnen Teile!

Das Ladyfest findet vom 7.-10. Juli rund um das AZ Conni statt. (Achtet auf Ankündigungen!) Ein kleiner Vorgeschmack: es wird workshops, Lesungen, Partys, Konzerte u.v.m. geben. Es werden u.a. Bridge Markland, Monotekktoni, The Dederons, Bini Adamczyk und Bernadette la Hengst auftreten.

Am 20. Mai 2005 fand im 7. Stock am Pirnaischen Platz der Ladyfest Plakat-AWARD statt. Viele waren da, um die Plakate zu küren. Zu Beginn der Veranstaltung wurden die Inhalte der Ladyfestvorbereitungsgruppe Dresden in einer Präsentation mit Musik und visuellen Beiträgen charakterisiert. Nun ein Auszug aus dem Manuskript:

--------------------------------Whose that LADY----------------------------

"Hier sind wir alle Fans und Heroines zugleich! DON'T FALL IN LOVE WITH THE STAR, BE THE STAR! Hier definieren wir Feminismus neu, jenseits von Zwangsheterosexualität und Zweigeschlechtlichkeit! WHATEVER YOUR GENDER MAY BE, BE PART OF THE LADYFEST! Hier finden und erfinden wir neue und alte künstlerische Ausdrucksformen! Hier bilden wir neue Szenen und Freundschaften! Hier entwickeln wir Strategien gegen das, was uns der Mainstream als richtig oder falsch vorgibt. Hier kreieren wir eigene Körperbilder - andere als die, die uns die Medien vorgaukeln. RIOT DON'T DIET! Hier schaffen wir Räume, die frei sind von Rassismus, Sexismus, Antisemitismus. Frei von kapitalistischen Verwertungsstrategien. Frei von Diskriminierungen aufgrund des Geschlechts, der Klasse, des Gewichts, der Sexualität. DIESEN ORT DEFINIEREN WIR SELBST. Hier bringen wir uns alle mit unseren Ideen, Wünschen, Vorstellungen, Träumen und Anliegen ein! BE PART OF THE LADYFEST! Während an den Vorbereitungen nur Ladies beteiligt waren, öffnen wir das Ladyfest jetzt auch für GENTLE-men."

So steht es in der Begrüssung im Programmheft des Ladyfestes Hamburg aus dem Jahr 2003. Die Ladyfeste entstanden im Jahr 2000 in Olympia/Washington. Die Riot Grrrls trafen sich am gleichen Ort, um über die Perspektiven einer feministischen Zukunft zu verhandeln.

Die Riot-Grrrl-Bewegung hatte schwer zu kämpfen mit dem Medienwirbel bis zur Mitte der neunziger Jahre. Die unreflektierte Betrachtung der eigentlichen Inhalte machten den Riot Grrrls zu schaffen. Sie mussten sich an der falschen Rezeption mehr abarbeiten und kamen somit nicht dazu, die eigentlichen Schwerpunkte ihrer Arbeit voranzutreiben. Dies führte zu einer Schwächung der Zusammenhänge, bis zur Auflösung einiger Bands. Das "Label" Riot Grrrl konnte sich jedoch über die Jahre retten, sodass die wenigen Aktivitäten zumindest augenscheinlich an diese Tradition anknüpfen konnten.

Das erste Ladyfest fand vom 1.-6. August 2000 in Olympia statt. "Ladyfest is a big fuck you to the culture that wants to keep us bare breasted and quiet. We have our shirts on. We have mouths. We have things to say." Die Riot Grrrls starteten mit einer neuen Vernetzung, die sich bald zu einer globalen Vernetzung entwickeln sollte - die Ladyfeste.

The lady is a grrrl

Die Lady ist eine ironische Selbstettiketierung, die voreilige Eingrenzungen unterbinden soll. Mit dem Selbstbewusstsein, das die Grrrls Anfang der Neunziger mit ihrem "revolution girl style" an den Tag legten, wurde nun ein weiterer Begriff aus dem bürgerlichen Begriffsrepertoire umgewandelt und zu neuer Kenntlichkeit adaptiert. "Nachdem Lady für ultra-feminine Oberschichtfrauen steht und eigentlich aus dem feministischen Vokabular verbannt war, wird da dem Umdeutung-Approprierungs-Spielchen einmal kräftig über die Schulter gelacht und das ganze zum Exzess geführt." Der Frage, ob die Grrrls tatsächlich erwachsen geworden sind muss teilweise zugestimmt werden, wobei Riot Grrrl nie eine Praxis war, die sich ausschliesslich auf junge Mädchen und Frauen beschränkte. Nicht wenige ProtagonistInnen wiesen darauf hin, dass die Bezeichnung des Grrrl auch Generationsschwierigkeiten in sich birgt. Einige Leute stiessen die Diskussion bezüglich einer Neuorientierung an, da sie den Terminus 'Grrrl' bezüglich ihres Alters nicht relevant empfanden, "(...) und deswegen lieber >Lady< genannt werden wollten, weil Lady Respekt bedeutet. Eine Lady ist in diesem Sinne, eine, die Respekt einfordert, sich ihrer Fähigkeiten bewusst ist und nicht mehr um Anerkennung kämpfen muss. Ladies machen ihre Musik selbst, eignen sich ihre Produktionsmittel selber an, bauen eigene Vertriebsstrukturen auf, tauschen sich aus, bilden sich untereinander fort, knüpfen Netzwerke, um sich selbst den Platz zu verschaffen, den das Mainstream-, wie alternative Musikbusiness, immer noch allzu oft verweigert."

If you feel like a lady

"Events listed as 'ladies only' are open to all women, including women who identify as men, and ladies who were born gentlemen. This also applies to performing at ladyfest." Die Diskussion um Gender wird in den Ladyfesten aufgegriffen. Der Gedanke widersetzt sich den klassischen Geschlechterkonstruktionen und deshalb werden weder die OrganisatorInnen noch die BesucherInnen auf ein biologisches Geschlecht reduziert. Die Transgender-Ideen wurden zur Prämisse in der Konzeption der Ladyfest und führten zur Losung >If you feel like a lady!< . In dieser Losung werden praktisch alle Menschen unabhängig von ihrem biologischen Geschlecht mitgedacht. Die feministische Grundhaltung erlangt somit mehr Gewicht. Das Ladyfest Dresden wendet sich mit dieser Begriffsbezeichnung ausdrücklich an Menschen jeden Alters, jedweder Herkunft, Kultur und Geschlechts, die der Gedanke einer starken selbstbewussten feministischen Bewegung durch Kunst und Aktivismus eint. Dabei wird >Lady< keineswegs biologistisch verstanden, sondern bezieht gezielt queere und transgender Personen mit ein, denn schliesslich ist eines der Ziele des Ladyfests die Aufhebung von Zwangsheterosexualität und Zweigeschlechtlichkeit.

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