70 Jahre Befreiung von Auschwitz
Am 27. Januar 1945, also ein knappes halbes Jahr vor dem Kriegsende in Europa, befreiten sowjetische Soldaten der 322. Infanteriedivision der 60. Armee der 1. Ukrainischen Front das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz. Unter den Befreiern befanden sich auch viele Juden und es war Major Anatolij Schapiro der das Tor von Auschwitz öffnete. Den Rotarmisten bot sich ein fürchterlicher Anblick. Im Lagerkomplex fanden sie nur noch wenige, vollkommen entkräftete Überlebende vor. Für viele der angetroffenen Überlebenden kam die Hilfe jedoch zu spät und sie starben trotz medizinischer Hilfe in den folgenden Tagen. Die SS hatte noch eine Woche vor dem Eintreffen der sowjetischen Truppen ungefähr 60.000 Insassen "evakuiert", was in typisch euphemistischer und zynischer NS-Manier nichts anderes als Erschiessen bzw. Todesmärsche bedeutete. Insgesamt wurden in Auschwitz-Birkenau etwa 1,1 Millionen Menschen ermordet - darunter eine Million Jüdinnen und Juden. Auschwitz wurde als grösstes der nationalsozialistischen Vernichtungslager zum Symbol für die deutschen Verbrechen sowie die Shoah und der 27. Januar zum Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus.
Auch wir wollen dafür sorgen, dass die Opfer niemals vergessen und die Täter*innen klar benannt werden. In Kooperation mit der Undogmatischen Radikalen Antifa (URA), dem Eckladen R7 und der Luther 33 zeigen wir an drei Tagen, in drei verschiedenen Locations das dokumentarische Opus magnum "Shoah" (1985) von Claude Lanzmann. Auch wenn das Gedenken an die Toten, wie es Samuel Salzborn treffend formulierte, "das Kleine und Wenige [ist], das im Angesicht der Barbarei zu leisten ist, um die Opfer nie zu vergessen", zeigen viele Vorfälle, dass das blosse Gedenken nicht ausreichend ist. Denn so geht man beispielsweise im neuen Deutschland, dem des "Aufstands der Anständigen", ganz entspannt mit der nationalsozialistischen Judenvernichtung um. Aus dem Verdrängen der Shoah und der Schuld in der frühen BRD ist ein Schuldstolz geworden, der sich in Denkmälern, "wo man gerne hingeht" (Gerhard Schröder) und um die uns Länder in Europa beneiden (Eberhard Jäckel), manifestiert. Damit also das Gedenken nicht der offiziellen Seiten überlassen wird und die oft zur Phrase verkommene Aussage "aus der Geschichte lernen" und das berühmte "Nie wieder" nicht ad absurdum geführt werden, bedarf es mehr - der Unterstützung Israels und dem Kampf gegen alle Antisemit*innen. Deshalb zeigt das OAT zusätzlich am 5. Februar den Film "Warum Israel" (1972) des Filmemachers Lanzmann.
In den letzten Jahren hat der Antisemitismus, der sich zumeist und am gefährlichsten in seiner aggressivsten Gestalt, dem Beschuss sowie Terror gegen Israel und den Vernichtungsdrohungen aus dem Iran, zeigt, dramatisch zugenommen und erreicht in Europa überwunden gehoffte Dimensionen. Ob nun irgendwelche israelkritischen Schmierfinken mit letzter Tinte gegen den jüdischen Staat hetzen oder deutsche Linke-Politiker*innen mit Islamist*innen nach Gaza schippern, stehen diese Taten für eine gesellschafts- und salonfähige Form des Antisemitismus im Deckmantel der sogenannten "Israelkritik". Als im Sommer des vergangenen Jahres der antisemitische Mob auf Europas Strassen gegen Israel protestierte und dabei antisemitische Parolen brüllte, Synagogen angriff und Kritiker*innen ins Komma prügelte, schien der Höhepunkt erreicht zu sein. Doch spätestens seit den Terroranschlägen der Kouachi-Brüder und von Amedy Coulibaly muss doch Allen die Gefährlichkeit des Islamismus und Antisemitismus vor Augen geführt worden sein. Dies ist leider nur eine Illusion. Nachdem die Attentäter zwölf Menschen bei ihrem Angriff auf die Redaktionsräume von Charlie Hebdo getötet hatten - darunter war auch Elsa Cayat, die, trotz der Beteuerung der Kouachis keine Frauen zu erschiessen, getötet wurde, weil sie Jüdin war - und Coulibaly in einem koscheren Supermarkt vier Menschen auf der Stelle umbrachte, sollte in Paris eine beeindruckenden Solidaritätsdemonstration stattfinden, die letztendlich ein Zeichen für universalistische Werte und gegen die Barbarei setzte bzw. hätte setzen sollen. Dort befand sich auch kein geringerer als Mahmud Abbas, der gefangenen palästinensischen Terroristen eine ansehnliche Rente zuweist und in der Westbank Plätze nach antisemitischen "Märtyrern" benennt. (Ganz davon zu schweigen, dass nur eine Woche nach den Anschlägen in der ganzen Welt vor allem, aber nicht nur Muslime auf die Strassen gehen und gegen Blasphemie sowie Religionskritik demonstrieren, dass in einigen islamischen Ländern das Zeigen des Titelbildes von Charlie Hebdo verboten wurde und dass einige "westliche" Medien aus Furcht, Selbstzensur oder "Rücksicht" die Mohammed-Karikaturen des Satire-Magazins nicht abrdruckten.) Darüber hinaus sollte nicht vergessen werden, dass die Anschläge in Paris nicht die einzigen antisemitischen waren. Es sei nur an die Entführung, Folterung und Ermordung von Ilan Halimi 2008, an das Massaker von Toulouse 2012 oder den Anschlag auf das Jüdische Museum von Brüssel erinnert.
Deshalb muss heute die Devise Solidarität mit den Betroffenen und dem jüdischen Staat heissen. Das zionistische Projekt erhält dabei gerade nicht nur aus historischer Sicht, also aufgrund der Shoah, sondern vor allem wegen der Gegenwart, der antisemitischen Bedrohung, unsere wohlgemerkt ideelle - denn verteidigen kann sich Israel sehr gut alleine - Unterstützung. Der Gruppe Morgenthau ist hundertprozentig zuzustimmen: "Die judenfeindlichen Exzesse der letzten Zeit sind aber vom Hass auf Israel nicht zu trennen. Weil der Hass den Juden als Nation gilt, ist jeder Jude potentielles Ziel des antizionistischen Furors. Und weil Israel und seine Armee die einzigen sind, die den bedrohten Juden weltweit Schutz und Verteidigung anbieten, ist die bedingungslose Solidarität notwendiger Bestandteil des Kampfes gegen Antisemitismus." Genauso wichtig ist es Antisemit*innen klar beim Namen zu nennen und gegen sie vorzugehen. Es kommt ja auch niemand auf die Idee, notwendige Proteste gegen Neonazis mit dem Slogan "Gegen jeden Nationalsozialismus" zu umschreiben. Es heisst einfach "Gegen Nazis". Die gleiche Konsequenz gilt es genauso bei Antisemiten*innen an den Tag zu legen. Und da der Antifa Task Force Jena in ihrer Analyse folgend die "einzige 'Praxis' [
] die sein [kann], den erreichten Grad der gesellschaftlichen Freiheit gegen ihre Gegner zu verteidigen und zu hoffen, dass das Ende der Feinde der Freiheit den Beginn jener Individuen markiert, welche mit dem gesellschaftlichen Reichtum Besseres anzufangen wissen, als sich gegenseitig an die Gurgel zu gehen [
]", gilt es gegen Antisemit*innen, Antisemitismus und das Abrutschen in die Barbarei vorzugehen. Auch vor der eigenen Haustür, wenn selbst im hiesigen AZ Leute vollkommen reflexionsfrei Davidsterne und "Free Gaza From Hamas"-Schriftzüge übermalen.