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Ein normales deutsches Stadtfest
Dokumentation eines Flyers zur Demo am 21. August in Mügeln

Wie in jedem noch so kleinen Ort veranstaltet auch die 4700 Einwohner_innen Kleinstadt Mügeln ein Stadtfest. Traditionell mit freiwilliger Feuerwehr, lokalen Bands, Hüpfburg und viel Bier. Das ganze Dorf ist da zum kollektiven Besäufnis. Nicht alle sind willkommen bei solchen Festen. Menschen, die nicht ins klassische Bild der Kleinstadtidylle passen meiden deshalb meist solche provinziellen Festivitäten.

Die Sprecherin der Polizeidirektion Westsachsen sagte: "Die wollten einfach mitfeiern". "Die" sind acht Inder und wurden im Rahmen des Mügelner Stadtfestes in der Nacht vom 18. zum 19. August von 50 deutschen Jugendlichen durch die Strassen von Mügeln gejagt. Sie hetzten sie über den Marktplatz, verprügelten sie und schrien rassistische Parolen. Den acht Personen, gelang es sich in eine Pizzeria zu retten, aber auch hier wurden sie weiter attackiert, Steine flogen. Die Scheiben der Pizzeria wurden eingeschlagen und das Auto des Ladenbesitzers beschädigt. Mehrere der Angegriffenen mussten im Krankenhaus behandelt werden.

Mügelner Bürger_innen hatten während des Übergriffs im besten Fall keine Unterstützung für die Angegriffenen geleistet. Wahrscheinlich haben sie sogar wohlwollend zugesehen. Umso engagierter zeigten sie sich am nächsten Tag beim eiligen abwehren eines so genannten Rufschadens. Dabei könnte der Ruf der Stadt Mügeln im Zuge des momentanen Medieninteresses lediglich etwas der Realität angepasst werden.

Der Bürgermeister macht dasselbe wie schon so viele Stadtvorsteher in rassistischen Kleinstädten vor ihm: "Wenn es rechtsextreme Geschehnisse waren, dann kamen die Täter nicht aus Mügeln". Er bezweifelt den rassistischen Hintergrund und behauptet trotzdem vorsorglich, dass die Täter nicht aus seiner Stadt kamen. Und das, obwohl er das Bekenntnis vieler Mügelner_innen zu Neonazis seit der Landtagswahl 2004 an den 9,7 % NPD Wähler_innen offensichtlich ablesen kann.
Zudem ist in Mügeln der rechte CD Versand "No Colors Records " ansässig.

Mügeln liegt im braunen Herz Sachsen zwischen Wurzen und Mittweida. Stellt sich heraus, dass die Täter_innen nicht aus dem Ort kamen, so ändert das nichts an den tagtäglichen Zuständen in Sachsen. Hier hat man ohnehin kaum ein Problem mit Rassismus und Neonazis, es sei denn der "Ruf der Stadt" ist in Gefahr.

Während die rassistische Hetzjagd von Bundespolitiker_innen weitestgehend als das benannt wird, was es war, wird das Problem auf lokaler Ebene verharmlost.
Eindeutige Naziparolen wie "Hier regiert der Nationale Widerstand", die während der Geschehnisse gerufen wurden, reichen der Polizei nicht aus, um eine rassistisches Tatmotiv zu erkennen. Mit seiner Aussage der Gewaltexzess sei nicht hinnehmbar, verurteilt der sächsische Ministerpräsident Milbradt zwar den Übergriff, reduziert ihn jedoch auf die Gewalt.

Doch, das Problem heisst Rassismus!
Solidarität mit den Betroffenen!
Den rassistischen Normalzustand bekämpfen!


Sächsische Antifagruppen

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