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die lokalzeitungen der letzten tage überschlagen sich täglich in eine andere richtung.
wahrnehmung deutscher realität kann doch so verschieden sein.

in freital potschappel kam es in der nacht von freitag (12.08.) zum samstag gegen mitternacht zu einem krassen rassistischen überfall auf ein aussiedlerwohnheim. ein grossteil der bewohnerInnen schlief bereits als, eine gruppe von ca.20 neonazis das erste mal an dem haus vorbei zog und die davor sitzenden jugendlichen anpöbelten und schubste. nachdem sich die neonazis vorerst wieder zurückgezogen hatten, kamen sie ein zweites mal. mit rassistischen sprechchören, teilweise mit hassi oder kapuze vermummt, mit stöcken, steinen, spaten, feuerwerkskörpern und flaschen bewaffnet, kamen sie von allen seiten und griffen die jugendlichen vor dem haus und das haus selber an. eine zeugin beobachtete, wie die nazis den kids mit den füssen zuerst entgegen sprangen und sie auch trafen. die jugendlichen konnten sich zur tür retten und verbarrikadierten sich mit den anderen bewohnerInnen im haus, versperrten die türen, schlossen die fenster. da es die neonazis zum glück nicht schafften ins haus zu gelangen, zerlegten sie sämtliche scheiben im erdgeschoss, die tür, den briefkasten und alle sachen die sich im hof befanden. danach konnten die angreifer vor dem eintreffen der polizei unerkannt verschwinden. Nach angaben der bewohnerInnen gab es keine schlimmeren verletzungen, allerdings sind alle ziemlich geschockt.

nachdem sich die presse erst relativ einig war, das dieser anschlag zu verurteilen sei, explizit erwähnt wurde, dass es, laut polizei, einen rechtsextremistischen hintergrund gäbe, und der bürgermeister sichtlich betroffen war und meinte, dass es eine schande für freital wäre, ist sich die bild-zeitung nicht zu blöde, am montag, dem 15.08., einen beitrag zu drucken mit dem titel "freital zittert vor den russen". und alle lokalzeitungen sind sich plötzlich auch wieder einig: den rechtextremistischen hintergrund, den gibt es wohl garnicht. anlass dafür bot eine "racheaktion", bei der die bewohnerInnen des heimes bewaffnet arme deutsche jugendliche auf der biermeile verprügelt haben sollen, die laut aussagen der festbesucher definitiv keine neonazis waren. also doch ein streit unter jugendlichen! denn laut bild waren auch die angreifer am vorabend eigentlich zwei freitaler jugendliche, welche von den russlanddeutschen verhauen wurden und dann nur ihre freunde holten.

die bewohnerInnen und der heimleiter sind sich sehr wohl sicher, dass es sich bei dem übergriff um neonazis gehandelt hat. die polizei bestätigt das erstmal nicht mehr, ermittelt wohl aber auch in diese richtung. nicht zuletzt der polizeichef selbst fragt sich laut sz vom 15.08.: wer sonst sollte ein aussiedlerheim angreifen? ja, das scheint hier wohl die frage. wenn man dem freitaler bürgermeister so zuhört, könnte man meinen, wir sind hier bei wünsch dir was. nach seinen aussagen wäre es ihm lieber wenn es durchgeknallte fussballfans gewesen wären. was der unterschied zwischen rassistischen parolenrufenden fussballfans, die ein wohnheim überfallen, und neonazis ist, weiss wohl nur er selbst. allerdings liegt sein interesse wohl eher darin, dass freital nicht in die schlagzeilen gerät, jedenfalls nicht mit einem neonaziproblem. dass dies in freital allerdings nicht neu ist, zeigen die montagsdemos im letzen jahr, die eher neonazidemonstrationen als demokratischer sozialprotest waren.


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