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Das Dresdner Wohnungs- und Kulturprojekt Elixir stösst auf grosse Resonanz.
Elixir Dresden diskutiert Potentiale interkultureller Projekte.

Zu Gast: Vertreter_innen von Bellevue di Monaco (München) und Grandhotel Cosmopolis (Augsburg)

Gestern stellte der Verein Elixir seine Pläne vor, Wohnungen und ein Kulturzentrum für Geflüchtete und Dresdner_innen nördlich des Hechtviertels zu schaffen. Mehr als 200 Personen, darunter zahlreiche Geflüchtete, besuchten die Veranstaltung in der Scheune und bekundeten während der spannenden Diskussion ihre Begeisterung für das Projekt. Die Veranstaltung wurde in fünf Sprachen übersetzt.

Die Podiumsgäste aus Augsburg und München machten deutlich, dass das Vorhaben des Vereins Elixir keine Utopie bleiben muss. "Wir haben mit Null Euro angefangen", so Peter Fliege vom überregional bekannten Grandhotel Cosmopolis in Augsburg. Künstler_innen in Augsburg konnten 2011 die Diakonie davon überzeugen, ihnen das seit 6 Jahren leerstehende Haus zu einem minimalen Preis zu vermieten. Auf 3 Millionen Euro wurden die Sanierungskosten für das 3.500 m² grosse Gebäude geschätzt. Dank vieler Freiwilliger kostete die Sanierung nur 300.000 Euro. Das fast schon legendäre Projekt zeigt, dass "Unterbringung" von Geflüchteten auch anders geht. Sie wohnen gemeinsam mit "echten" Hotel- und Hostelgästen im gleichen Haus, in dem darüber hinaus ein Café, Büros und Ateliers Platz haben.

In München konnte eine Sozialgenossenschaft im Januar erfolgreich verhindern, dass die Stadt drei Häuser verkauft und zum Abriss freigibt, die sie für nicht sanierungsfähig hielt. Die Initiator_innen des Bellevue di Monaco zeigten, dass es anders geht. Prominente Münchner_innen renovierten in einer Nacht- und Nebelaktion kurzerhand einzelne Räume des Hauses - und bewiesen so, dass mit Kreativität und Eigenleistung die Sanierungskosten deutlich günstiger ausfallen können, als die Stadt behauptete. Der Stadtrat wurde überzeugt: Er entschied, die Häuser in Erbbaurecht an die Sozialgenossenschaft zu verpachten. Der Baubeginn steht kurz bevor: Neben 14 Wohnungen für geflüchtete Familien und Jugendliche mit und ohne Fluchthintergrund entstehen ein Beratungszentrum sowie Büros, Kulturräume und ein Café, das gemeinsam mit Geflüchteten betrieben wird.

Das Dresdner Elixir stellt sich ein ähnliches Modell auch für Dresden vor. "Wir fordern die Stadt auf, den geplanten Verkauf des Geländes auf der Königsbrücker Str. zu stoppen. Stattdessen soll sie über eine Konzeptausschreibung für interkulturellen sozialen Wohnungsbau und ein Kulturzentrum einen Erbbaurechtsvertrag ermöglichen", appelliert Silke Pohl vom Elixir.

Till Hofmann, Kulturmanager des Münchner Lustspielhauses und der Münchner Lach- & Schiess machte dem Dresdner Projekt Mut: "Ich habe bei Euch ein sehr gutes Gefühl; es ist alles saugut organisiert! Gerade in Dresden kann man für so ein Sozialprojekt Engagement von der Stadt fordern, denn dieses Projekt wird ein Prestigeprojekt für ganz Europa."

Silke Pohl und Mohammed Al Masalme vom Dresdner Elixir erläuterten ihre Vorstellungen von Integration der neu Angekommenen in die Stadtgesellschaft und ihre Visionen eines neuen sozialen Wohnungsbaus, der von der Zivilgesellschaft ausgeht. Al Masalme berichtete von seiner eigenen Erfahrung als er vor zehn Jahren aus Syrien nach Dresden kam und ist überzeugt: "Wenn Migranten gemeinsam mit Dresdnern wohnen, funktioniert Integration einfach besser".

Viele Wortbeiträge in der anschliessenden Diskussion zeigten die breite Unterstützung für Elixir Dresden:

"Euer Herzblut weckt in mir Power und Wut. Ich mache auf jeden Fall bei Euch mit!" bekundete eine Besucherin, die miterleben musste wie ihre eigene Wohnung über Jahre zum Spielball von Investoreninteressen wurde.

Studierende von der Fakultät für Architektur der TU-Dresden versicherten spontan ihre Unterstützung. Sie arbeiten aktuell bereits an einem Sozialprojekt mit dem Ziel der Erschliessung von Wohnraum für Geflüchtete und Menschen mit niedrigem Einkommen. "Wir haben beschlossen, die Ressourcen aus diesem Projekt dem Elixir zur Verfügung zu stellen, wenn ihr das möchtet."

Die Unterstützung können die Dresdner Initiatoren von Elixir gut gebrauchen. Ein grosses Stück Arbeit liegt vor Ihnen. "Alle Formen der Unterstützung sind hochwillkommen", so Al Masalme.

"Eine Blaskapelle zur Unterstützung habt ihr auf jeden Fall schon mal!" versicherten die Musiker der Banda Kommunale.

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