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Themenschwerpunkt 2017 - Stop Hate!
CSD Woche vom 7. bis 15. Juli in Leipzig

Hass ist ein komplexes Gebilde. Er verweist auf gesellschaftliche Zustände und besitzt viele Facetten - innerhalb der Gesellschaft bis hin zur einzelnen Person. Seit Menschen gedenken lautet seine Maxime: Hass tötet! Hier, dort und überall! Und das seit jeher!

Derzeit beobachtet man mit Schrecken eine Radikalisierung in der Gesellschaft. Ein konservativer Rechtsruck ist in Sachsen, Deutschland, Europa und sogar weltweit spürbar. Dabei ist eine Angst dieser rechten Bewegungen die "Verschwulung der Welt". Die "Genderisierung" und die "Genderideologie" der "Homo-Lobby" bilden die Schlagwörter, die in Hassreden stets gesellschaftsfähiger werden. Diese Ängste sind eindeutig als gezielt falsche Überzeichnungen zu benennen und abzulehnen.

Jene konservativen Bewegungen sind breit aufgestellt. In ihnen versammeln sich von vermeintlich besorgten Bürger*innen, über christlichen Fundamentalist*innen bis hin zu Mitgliedern von rassistischen und sexistischen Parteien, wie der Alternative für Deutschland (AfD) und Nationaldemokratische Partei Deutschland (NPD), sowie eine Vielzahl von Personen, die sich gegen eine Gleichberechtigung aller in der Gesellschaft stellen. Deutlich wird dies unter anderem an Hassreden im Internet, der zunehmenden Zahl rassistischer und homophober Übergriffen, Vergewaltigungsbefürwortern alias "Pick-Up-Artists", Äusserungen der AfD und NPD sowie deren Forderung, Gleichstellungsbeauftragte in Unternehmen und öffentlichen Institutionen abzuschaffen.

Hass und dessen Auswirkungen auf gesellschaftliche Zustände ist das Schwerpunktthema des Leipziger Christopher Street Days 2017. Dabei wollen wir an die Stonewall-Emanzipationskämpfe in New York City im Jahr 1969 erinnern, bei denen Gays, Queers, Trans und Drag Queens of Colour gemeinsam gegen staatliche Willkür Widerstand leisteten und für die Gleichberechtigung demonstrierten. Hier zeigt sich, dass Hass nicht nur in Menschen wirkt, sondern auch in Strukturen und in Staatlichkeit. Wir wollen uns explizit gegen Feindlichkeit oder gar Hass gegenüber Menschengruppen aussprechen, die aus der "gesellschaftlichen Norm" fallen und somit als "anders" bezeichnet werden. Gleichzeitig möchten wir diesen Hass öffentlich anprangern.

Unser Blick richtet sich hierbei nicht nur auf die konservative Rückwärtsbewegung in der Gesellschaft, sondern auch auf uns selbst und Anfeindungen innerhalb unserer Community. Denn selbst eine persönliche Identifikation als lesbisch, schwul, bisexuell, transgender, transident, intersexuell, queer oder asexuell und somit als Teil der LSBTTIQA*-Community schützt nicht vor negativen Äusserungen untereinander. Auch innerhalb der Szene kommt es zu Fremdenfeindlichkeit, Sexismus und Abneigung gegen nicht der Norm entsprechende Schönheitsideale, körperliche und geistige Beeinträchtigungen oder unkonventionelle Lebensweisen. Doch trotz aller Unterschiedlichkeit gibt es eine verbindende Gemeinsamkeit: das Erleben von Anfeindungen und Diskriminierung bis hin zu Ausgrenzung und Gewalt - nur, weil wir vermeintlich anders sind.

Auch wenn Emanzipationsbewegungen in der Vergangenheit bereits grosse Schritte in Richtung Gleichstellung erreicht haben, ist das kein Grund einfach stehen zu bleiben. Besonders im Hinblick auf die aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen machen es diese sogar nach wie vor notwendig, aktiv für Gleichberechtigung zu kämpfen. Dabei geht es nicht um das "Aufzwingen" alternativer Lebensweisen und Identitäten, sondern um das Recht aller - unabhängig von Geschlecht, Körperlichkeit, Beeinträchtigungen, Identität, Begehren, Ethnizität, soziale Herkunft oder Religion - verschieden sein zu können.

Der Leipziger CSD 2017 steht dabei für ein solidarisches Füreinander und gegen ein ablehnendes Gegeneinander. Denn alle Menschen in all ihren Facetten haben ein Recht auf ein glückliches Leben ohne Gewalt und Hass!

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