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Pirna ist und bleibt Tolerant !?
der 22. 02. hat´s bewiesen!
Pirna hatte am vergangenen Samstag der Welt etwas mitzuteilen: Alle Stadtratsfraktionen, die Aktion Zivilcourage und das "Netzwerk gegen Extremismus" riefen dazu auf, sich "fünf vor Zwölf" im Friedenspark zu treffen, um kundzutun, Kriege brächten immer Leid über unschuldige Menschen, sie forderten Opfer unter der Zivilbevölkerung... Wie ein Relikt aus vergangenen Zeiten steht in eben diesem Park ein Denkmal für die Soldaten der Roten Armee. Jener Soldaten, die zusammen mit ihren Verbündeten Nazideutschland mit militärischen Mitteln besiegten. Dieses Denkmal war beschmiert mit einem Hakenkreuz. An der Organisation beteiligt war die "Aktion Zivilcourage", die als zivilgesellschaftliches Aushängeschild Pirnas nicht fehlen darf, wenn in Pirna der Konsens geübt wird. Diese wird später verlautbaren, dass man es den Neonazis mal wieder richtig gezeigt hätte, indem man sie einfach ignoriert hat. Auch darin, dass Neonazis neben einer eigenen Demonstration an diesem Tag die Teilnahme auf der Friedenskundgebung angekündigt haben, unterscheidet sich die Situation kaum von der in anderen Städten. Unterschied hier ist lediglich die Tatsache, dass von vorneherein abzusehen war, dass Neonazis in der Region das politische Lager mit dem grössten Mobilisierungspotential darstellen. Davon abgesehen hatten die Veranstalter von vornherein versucht die angemeldete Nazidemo zu verschweigen, um eventuellem antifaschistischen Widerstand vorzubeugen. Das sich trotzdem einiger Protest am Rande der Kundgebung artikulierte, war eigentlich erstaunlich, ist in Pirna doch alles Linke Hauptstörfaktor. Das bewies auch die in Vorbeugegewahrsamnahme eines Antifaschisten durch die Polizei, als Antwort auf eine Rangelei, bei der sich die Neonazis gewaltsam ihren Weg zur Kundgebung bahnten. Nötig wäre dies nicht gewesen, denn willkommen waren sie alle male, so jedenfalls die Äusserung einer Bürgerin. "ist ja schön, das die auch mal was vernünftiges tun ...". Doch zurück zum Beginn der Veranstaltung. Während nun die "Aktion Zivilcourage" ihre Technik aufbaute sammelten sich an verschiedenen Punkten eben diese etwa 70 (organisierten) Neonazis. Es zeichnete sich ab, dass diese auf ihre eigene Demonstration verzichten würden. In aller Ruhe karrten sie ihre Plakate und Transparente heran. Und von Seiten der Veranstalter war nicht einmal der Versuch unternommen worden, den Neonazis aus dem Umfeld der verbotenen Skinheads Sächsische Schweiz sowie deren Nachwuchs die Teilnahme an der Kundgebung zu verbieten. Und das obwohl sie schon Tage zuvor im Internet Ihre Teilnahme plus gemeinsamen Treffpunkt angekündigt hatten. ... Mit dabei waren auch die "Thor" - Betreiber Ronny Thomas und Sven Hagendorf. So kam es, dass am Ende die Neonazis etwa ein Fünftel der Teilnehmer stellten. Die Reaktion: "Wir freuen uns, dass so viele gekommen sind." Es störte sich tatsächlich niemand daran, gemeinsam mit Neonazis zu demonstrieren! Zum Schluss zeigte dann auch noch ein bekannter Neonazi, der vorher noch mit der Videokamera die nächsten Opfer einfing, den Hitlergruss. Die Reaktion der Polizei: "Wir ham nüscht gesehn." Fazit: Pirna ist tolerant! Diese Toleranz geht dann auch so weit, dass ein Redner rassistische Gewalt verbal ablehnen durfte. ... Nahezu jede Nacht ziehen Neonazi-Banden durch die Strassen der Stadt und schlagen alle, die nicht in ihr Neonazi-Weltbild passen. Doch manchmal müssen sie nicht einmal warten bis es dunkel wird. Nein dafür halten auch schon mal diverse Veranstaltungen her. Das zeigt ein Blick in die jüngere Vergangenheit. Am 04. November 2000 fand eine von der "Zivilcourage Pirna" organisierte Demonstration gegen rechte Gewalt statt. Diese wurde von ca. 100 Neonazis mit Flaschen und Steinen angegriffen. Nachdem die "völlig überforderte" Polizei irgendwann die Neonazis von der Demo abgedrängt hatte, sammelten sich die Neonazis vor dem Antalya-Grill. Die Polizei sah sich nicht in der Aufgabe, den Imbiss vor den Neonazis zu schützen. Auch die "Zivilcouragierten" sahen keinen Grund einzugreifen und zogen es vor, woanders weiter gegen Gewalt zu demonstrieren. Auf eine solche Eskalation verzichteten die Neonazis diesmal angesichts identischer Positionen. Aber vergessen wir nicht, Toleranz hat auch in Pirna ihre Grenzen: Die wahrlich nicht zahlreichen AntifaschistInnen, die Zeuge der Veranstaltung wurden, hatten dann doch gestört. |
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