Gefangenengewerkschaft mit Kritik an Zuständen in sächsischen Haftanstalten
Zum nunmehr dritten Mal innerhalb eines Jahres ist es in einer Sächsischen Justizvollzugsanstalt (JVA) zu einem Selbstmord gekommen. Das berichtete die Gefangenengewerkschaft GG-BO in der vergangenen Woche. Nachdem das Personal und der herbeigerufene Rettungsdienst vergeblich versucht hatten, den Mann zu reanimieren, starb der Häftling in seiner Einzelzelle. Ein Mithäftling sprach angesichts des neuerlichen Todesfalls von einem "Verwahrvollzug": "21 Stunden Einschluss täglich 7 Tage die Woche bringe immer Menschen an ihre seelischen Grenzen".
Erst Anfang Juli war es nach Angaben der Gewerkschaft zu einem Todesfall in der Dresdner JVA gekommen. Dabei starb ein Insasse, der wegen einer Geldstrafe inhaftiert war und nur noch 14 Tage Haftzeit vor sich hatte. Noch am Vortag sei er wegen Schmerzen im Brustbereich bei einem Anstaltsarzt gewesen, der jedoch nichts habe feststellen können. Als Reaktion auf seine Veröffentlichung war der Sprecher der Gewerkschaft in die JVA Torgau verlegt worden. Kurz zuvor hatte sich ein 41 Jahre alter Häftling zur medizinischen Versorgung in sächsischen Justizvollzugsanstalten zu Wort gemeldet.
Entgegen seines Erfahrungsberichtes, soll sich der Mann nach Aussage des Sächsischen Justizministers Sebastian Gemkow (CDU) mehrfach einer Behandlung verweigert haben. "Warum sich Isik trotzdem an uns wendete und zwei RechtsanwältInnen mit seiner Nichtbehandlung betraut hat, erschliesst sich uns nicht. Die ungenügende medizinische Versorgung in der JVA Dresden ist ein Skandal erster Güte. Wir fordern eine umgehende Behandlung von Isik. Andernfalls sehen wir uns gezwungen unseren Protest auf die Strasse zu tragen.§, so Marco Bras dos Santos, Sprecher der Gefangenen-Gewerkschaft aus Leipzig.