Verliebt in den Gedanken der Aufklärung werden wir regelmässig enttäuscht. Die Popkultur in Dresden war schon immer eher monogeschlechtlich und anti-universell, doch dem will die ladyfestcrew etwas entgegensetzen. Mit Partys, Lesungen, Filmen und Konzerten soll auch im hinterwäldlerischen Dresden eine emanzipierte Popkultur ihren Ort finden. Ein Engagement bei coloRadio im Rahmen der Gender-Redaktion bietet sich in unseren Augen an, jedoch trifft man hier auf den Rapper DynaMike, der zusammen mit Freunden eine eigene Sendung gestalten kann.

Abgesehen von seinem Feature auf "Das Muschi Album" mit dem Song "Auf Muschi Jagd" und dummen Mädchenhintern bei einer Buchpräsentation auf seiner Homepage scheint jeder verbale Auftritt bei coloRadio mehr oder weniger in die Hose zu gehen, O-Ton DynaMike in der Werbung für eine Party in den eigenen Proberäumen Anfang April 07: "wer nicht bei drei aufm Baum ist wird gepoppt ...".

Schon seine bei coloRadio bis 1998 ausgestrahlte HipHop Sendung wurde mit einem Mikrofonverbot belegt und abgesetzt. Seine Texte und die Internetpräsenz entblössen bis heute ein Repertoire, das sich einen aggressiven Sexismus auf die Fahnen schreibt. Hier wird mit üblichen Ressentiments und Vorurteilen gearbeitet, und es erschliesst sich nicht, weshalb für Mainstream-Sexismus ein freies Radio zur Verfügung stehen muss. Radio PSR entwirft schliesslich ein ähnlich plakatives Geschlechterverhältnis.

Es ist leidlich, sexistisches und homophobes Verhalten demaskieren zu müssen. DynaMike entwirft im pseudo-subkulturellen Gewand ein Frauenbild, das sich jenseits emanzipierter Standards befindet. Hip Hop als Genre unterliegt zwar stets dem Ruf, eine besonders sexistische Sparte der Musik zu sein; unterschiedliche Hip Hop-Projekte zeigen jedoch, dass auch Hip Hop emanzipiert, anti-sexistisch und cool sein kann.

Ein freies Radioprojekt sollte nicht hinter emanzipatorische Standards zurückfallen und deshalb fordern wir, dass DynaMike seinen Sendeplatz räumt ... bzw. bei "... drei auf den Bäumen ist", und dort auch bleibt. Er ist so mainstreamig und "smells like teen spirit", dass es bestimmt kein Problem ist, musikalisch und inhaltlich sich gegenüber ehrlich zu sein und einen prekären Job als Haus-Clown in der Dance Factory anzunehmen. Good luck.