Bedrohung für Asylsuchende nimmt zu
Die Bedrohung in Dresden für geflüchtete Menschen bleibt hoch. Allein am vergangenen Wochenende kam es in der Sächsischen Landeshauptstadt zu mindestens zwei Übergriffen, bei denen zwei Personen leicht verletzt wurden. Doch anders als in zahlreichen anderen Städten, bleiben die Solidaritätsbekundungen für die betroffenen Menschen ebenso aus, wie Ermittlungserfolge der Polizei bei ihrer Fahndung nach den Tätern. Während der erste Übergriff erneut in einem der Stadtteile stattfand, welcher bereits in den vergangenen Wochen und Monaten immer wieder zum Schauplatz rechter Übergriffe wurde, geschah der zweite offensichtlich ebenfalls rechts motivierte Angriff mitten im Zentrum der Stadt.
Im ersten Fall hatten am späten Freitagabend bislang Unbekannte bei einer von Geflüchteten bewohnten Unterkunft im Stadtteil Leuben zwei Scheiben eingeworfen. Nach der Flucht der Täter kehrten diese etwa eine Stunde später zurück und warfen erneut eine Scheibe in der Erdgeschosswohnung ein. Nur Glück verhinderte, dass das unmittelbar hinter den Fenstern schlafende zweijährige Kind der Familie nicht durch umherfliegende Glassplitter verletzt wurde. In der gleichen Nacht sollen Nazis zudem in der benachbarten Kiesgrube mehrfach rechte Parolen gerufen haben. Das Operative Abwehrzentrum (OAZ) hat inzwischen die Ermittlungen übernommen und prüft, ob die beiden Vorfälle in Zusammenhang stehen. Personen, die zur fraglichen Zeit etwas beobachtet haben, werden gebeten, sich unter der 0351-4832233 bei der Polizei zu melden.
Der zweite Übergriff fand am Abend darauf in der Dresdner Innenstadt statt. Polizeiangaben zufolge hatten zwei alkoholisierte 23jährige Männer dabei zunächst zwei aus Afghanistan geflohene Menschen in einer Strassenbahn der Linie 1 beleidigt. Anschliessend waren die Männer im Alter von 37 und 42 Jahren von den beiden Angreifern geschlagen und leicht verletzt worden. Die herbeigerufenen Einsatzkräfte konnten am Pirnaischen Platz die zwei mutmasslichen Täter vorläufig festnehmen. Sie verbrachten die Nacht in Polizeigewahrsam und müssen sich nun wegen gefährlicher Körperverletzung verantworten.
Erst im Mai war es nach Informationen der Opferberatung des RAA Sachsen sowohl in der Äusseren Neustadt, als auch in Löbtau zu Übergriffen auf Asylsuchende gekommen. Am 22. Mai war eine Gruppe von sechs Asylsuchenden durch 15 Nazis unvermittelt angegriffen worden. Nachdem sie die Gruppe rassistisch beleidigt hatten, warfen sie mit Flaschen und schlugen auf die jungen Männer ein. In der Woche darauf hatte ein alkoholisierter Mann in Löbtau einen Asylsuchenden auf dem Weg zu seiner Unterkunft vom Fahrrad gestossen und anschliessend dessen Rad beschädigt. Kurz danach stürmte der Mann die Unterkunft und zeigte den Hitlergruss. Erst als sich ein Asylsuchender auf der Flucht vor dem Mann hinter einer Tür in Sicherheit bringen konnten, verliess er das Haus und wurde wenig später an einer Haltestelle von der Polizei aufgegriffen.