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Gegen das Vergessen
Für ein friedliches und gleichberechtigtes Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Nationalitäten und Glaubensrichtungen

Wie jedes Jahr wollen wir uns - ungeachtet der Parteigrenzen, Meinungs- und Glaubensunterschiede - am 6. April zum Gedenken an den 1991 in Dresden ermordeten Mosambikaner Jorge Joao Gomondai versammeln. Dieser Gedenktag ist mittlerweile zu einer Tradition geworden.

Nun ist ein solcher Gedenktag keine Sache der guten Laune, keine Belustigung, sondern eine Tradition, welche Jahr um Jahr daran erinnert, dass in einem zivilisierten Land wie Deutschland immer wieder Menschen auf Grund ihrer Hautfarbe, ihres Glaubens oder ihrer Denkweise angegriffen werden. Das ist eine ernste, für viele Menschen lebensbedrohliche Tatsache.

Vor wenigen Tagen wurde ca. 2000 Neonazis in Dresden die Gelegenheit gegeben zu demonstrieren. Die Neonazis wollten damit als erste politische Gruppierung ihren Wahlkampf eröffnen. Das neugegründete "Nationale Bündnis Dresden" macht kein Hehl aus seiner demokratiefeindlichen, rassistischen und ausländerfeindlichen Gesinnung. In seinem Programm wimmelt es von Formulierungen wie "verausländerten Schulklassen", "durchrasste Schmelztiegel und kulturfremde Parallelgesellschaften" bis zum erklärten Kampf gegen "Geschmacksverirrungen", die durch Kultur und Gastronomie in Dresden gekommen seien.

Wir rufen alle Demokraten in Dresden auf, gemeinsam den Einzug der Neonazis in den Stadtrat zu verhindern.

Von offiziellen Stellen wurden in Deutschland 2003 insgesamt 10 456 rechtsextremistische und fremdenfeindliche Gewalt- und Straftaten registriert. 385 Menschen sind von Rechtsextremisten verletzt worden. Versuchte Tötungen wurden sieben Mal erfasst. In und um Dresden wurden und werden Ausländer beleidigt, schikaniert und tätlich angegriffen, manche von ihnen erlitten schwere Verletzungen.

Aber auch den alltäglichen Rassismus wollen wir am 6. April anprangern: Nur 3,6 Prozent der Dresdner sind Ausländer. Viele von ihnen leben seit Jahrzehnten in dieser Stadt. Trotzdem leiden sie dreimal häufiger unter Arbeitslosigkeit als ihre deutschen Mitbürger. Sie zahlen Steuern, dürfen aber in kommunalen Angelegenheiten nicht mitbestimmen, haben bei Ausbildung und Arbeitschancen die schlechteren Karten. Die Türen mancher Lokale bleiben ihnen verschlossen.

Ganz zu schweigen von den tausenden Nadelstichen im Alltagsleben: respektlose Behandlung durch einige Behördenangestellte, Personenkontrollen auf der Strasse, Beleidigungen.

Der Gomondai-Gedenktag verkörpert den Willen vieler Dresdnerinnen und Dresdner, die Gewaltopfer nicht zu vergessen und gleichzeitig wach und aktiv zu sein, um jegliche Formen von Gewalt, Rassismus und Diskriminierung zu ächten.


Ausländerrat Dresden e.V.

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