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Hinweise auf rechtes Tatmotiv bei Mord an Wohnungslosem in Oschatz

Am 27. Mai wurde der Wohnungslose André K. am Oschatzer Bahnhof von drei Männern so brutal zusammengeschlagen, dass er wenige Tage später seinen schweren Kopfverletzungen erlag.

Kati Lang, Beraterin: Die bisherigen Informationen sowohl zum Tathergang als auch zu den Tätern lassen befürchten, dass in Sachsen rechte Gewalt erneut ein Todesopfer gefordert hat. Wir sprechen den Angehörigen und Freunden von André K. unser tiefes Beileid aus.

Gewalt gegen Wohnungslose ist ein gesellschaftlich kaum wahrgenommenes Problem. Sie geschieht nicht selten aus der Motivation heraus einen Penner fertig zu machen. Das Opfer wird als minderwertig und asozial angesehen und ihm/ihr das Recht auf Leben abgesprochen. Aus dieser Einstellung heraus zeichnen sich Gewalttaten gegen Wohnungslose häufig durch schwere Misshandlungen und besondere Brutalität aus. So auch in Oschatz, wo die drei ortsansässigen Täter den 50-jährigen André K. mit Schlägen und Tritten so schwer verletzten, dass er aufgrund der massiven Gewalteinwirkungen verstarb. Mindestens einer der Täter wird laut Angaben der Linksfraktion im Sächsischen Landtag und des antifaschistischen Informationsportals GAMMA in der Naziszene verortet.

In Sachsen starben seit dem Jahr 2000 bereits drei Menschen, weil sie nicht in das sozialdarwinistisch geprägte Weltbild der Angreifer passten.

Im Juli 2008 wurde Karl-Heinz Teichmann schlafend auf einer Parkbank von einem Jugendlichen, der auf dem Rückweg von einer rechten Veranstaltung war, tödlich angegriffen. 2003 überlebte Günter T. seine Verletzungen nicht, die ihm während einer Feier am 20. April im Jugendclub Giftmische in Stauchitz zugefügt wurden. Im Januar 2000 war der 52-jährige Wohnungslose Bernd Schmidt aus Weisswasser an schweren Kopfverletzungen verstorben, nachdem ihn zwei 15-Jährige drei Tage lang in einer Abrissbaracke misshandelt hatten. (Quelle: Die Zeit Online. 2010. link Zuletzt gesehen am 16. Juni 2011.) In den offiziellen Statistiken werden alle drei nicht als Todesopfer rechter Gewalt geführt.

Kati Lang: Gewalt gegen Wohnungslose muss stärker in den Fokus der Öffentlichkeit rücken. Es ist an uns allen, Einstellungen entgegen zu wirken, die Menschen als minderwertig deklarieren und ihnen das
Recht auf körperliche Unversehrtheit oder gar das Recht auf Leben absprechen. Der Tod von Wohnungslosen darf nicht spurlos an einer demokratischen und sozialen Gesellschaft vorbeiziehen.

Für Rückfragen erreichen Sie:
Kati Lang, Beraterin

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