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Proteste gegen den Wiederaufbau der Schlachtfabrik
Aktivist_innen besetzen Baukräne und Baubüro in Bogen bei Straubing.

Sie fordern einen Baustopp der Hühnerschlachtfabrik von Wiesenhof, die im Februar 2015 abbrannte und in diesem Frühjahr wieder in Betrieb gehen soll.

Die Grossbaustelle der Donautal Geflügelspezialitäten GmbH in Bogen, besser bekannt unter dem Markennamen Wiesenhof, ist besetzt. Seit 6:30 Uhr protestieren insgesamt 30 Tierbefreiungsaktivist_innen auf und vor dem Baugelände gegen den Wiederaufbau der Hühnerschlachtfabrik des PHW-Konzerns in Bayern. Im Februar 2015 war die Schlachtanlage abgebrannt, im Mai begann bereits der Aufbau der neuen Fabrik.

Um die Bauarbeiten an der gigantischen Schlachtfabrik aufzuhalten und sich der entstehenden Tötungsanlage in den Weg zu stellen, protestieren die Tierbefreiungsaktivist_innen zur Stunde mit Hilfe zahlreicher Aktionen: Insgesamt vier Aktivist_innen kletterten auf zwei 30 Meter hohe Kräne und verhindern so deren Weiterbetrieb. Sie haben an den Auslegern Grosstransparente befestigt, auf denen z. B. zu lesen ist: "Bis jede Schlachtfabrik still steht: Protest, Sabotage, Widerstand!". Zusätzlich ketteten sich drei Aktivist_innen fest, während weitere Aktive dort Protestschreiben in die Aktenordner heften oder mittels Trillerpfeifen Geschäftstelefonate stören, um die Aufrechterhaltung des Baubetriebes zu erschweren. Vor dem Gelände machen andere Aktivist_innen mit Hilfe von Transparenten und Flugblättern auf die Auswirkungen der hier entstehenden Schlachtfabrik aufmerksam. Am Bauzaun haben sie hierfür zudem grossformatige Bilder angebracht, die zeigen, was einmal hinter den Wänden des Schlachtbetriebes den Tieren angetan wird, unter welchen Bedingungen die Arbeiter_innen beschäftigt sind und was dieser Betrieb mit Landraub und der Zerstörung der Natur zu tun hat. In der Kritik steht dabei nicht nur die PHW-Gruppe bzw. Wiesenhof, sondern alle Tierausbeutungsbetriebe und die kapitalistische Wirtschaft und Gesellschaft als solche.

"Das Schlachten beenden" steht auf dem zweiten Banner, das oben auf einem Kran befestigt wurde und weit sichtbar den Protest betitelt. Der Protest geht damit über die Forderung eines kurzzeitigen Baustopps hinaus: Er richtet sich gegen den Gesellschaftsaufbau an sich, gegen die kapitalistische Gesellschaft, die auf der Unterwerfung und Vernutzung der Tiere, der Ausbeutung der lohnabhängig Arbeitenden und der Plünderung und Zerstörung der Natur aufgebaut ist. "Die Schlachtfabrik verdichtet Elend, Gewalt und Leid in einer Weise, die diesen Ort zu einem Unort macht. Und damit zu einem Ort, der in der aufgeklärten Gesellschaft ihrem Selbstbild nach keinen Platz haben dürfte, weil er jeglichen Vorstellungen von Gerechtigkeit, Respekt und Mitgefühl zuwider läuft", sagt Martha Müller. Bis zu 300.000 Hühner können in der neuen Schlachtfabrik täglich getötet werden. Von 03.00 Uhr bis 20.00 Uhr werden die Förderbänder der Tötungsmaschine laufen, werden schlecht bezahlte und in unmenschliche Arbeits- und Lebensverhältnisse hineingezwungene Arbeiter_innen die Hühner an ihren Beinen auf die Haken der Förderbänder einhängen oder sie später in marktgerechte Teilchen zerschneiden. Antransportiert werden die in Kisten gestopfte Tiere Tag und Nacht, über viele Kilometer hinweg. Die Transporter holen die Tiere von den Vertragsmästern von Wiesenhof ab, welche die Tiere 29 bis 42 Tage lang in den Mastanlagen gefangen halten. Die Mast erfolgt durch Futtermischungen, die von der PHW-Gruppe selbst hergestellt werden. Einer ihrer Hauptbestandteile ist Soja, das v.a. aus Brasilien eingeführt wird. Die Vernichtung des Regenwaldes für den Anbau von Getreide, das in den westlichen Industriestaaten für die Fleischproduktion der Tierernährung beigemengt wird, ist dokumentiert wie auch die Zerstörung der Landwirtschaft des globalen Südens durch die Fleischexporte westlicher Konzerne und deren aggressive Preispolitik. Das Schlachten umfasst viele Macht- und Gewaltbereiche, die allesamt abzuschaffen sind.

Das Schlachten hätte wenigstens an diesem Ort in Bogen beendet werden können, als die Hühnerschlachtfabrik im Februar 2015 abbrannte. Doch die PHW-Gruppe arbeitete bereits an den neuen Bauplänen. Gegen diese Pläne formierte sich Protest und dies von verschiedenen Seiten: Sowohl Anwohner_innen als auch die Kreisgruppe Straubing-Bogen des Bund Naturschutz in Bayern e. V. und die Tierbefreiungsbewegung - z. B. MASTANLAGEN WIDERSTAND und die Kampagne gegen Tierfabriken - haben Einwendungen im Genehmigungsverfahren eingereicht. Doch noch bevor das Genehmigungsverfahren überhaupt begann, zog bereits schweres Baugerät auf dem Gelände der Donautal Geflügelspezialitäten die Grundpfeiler der neuen Schlachtanlage hoch. Dieses Vorgehen entspricht den kapitalistischen Herrschaftsverhältnissen, die sich in den westlichen Industriestaaten u.a. als Demokratie von oben zeigen. Die PHW-Unternehmensgruppe baut jedoch nicht nur in Bogen; es gibt Ausbaupläne für weitere Schlachtanlagen des Konzerns, z. B. in Wietzen/Holte. Auch hier setzen Anwohner_innen, Tierbefreiungsaktivist_innen und Umweltschutzverbände Wiesenhof seit nun mehr als drei Jahren einen breiten und entschlossenen Widerstand entgegen.

"Anstatt eine Tötungsfabrik wieder zu errichten, hätte ein Produktionsbetrieb aufgebaut werden können, der solidarisch organisiert ist. Ein Landwirtschaftsbetrieb, der keine Tiere benutzt und tötet, keine Menschen ausbeutet, der die natürlichen Lebensgrundlagen achtet und kein Privateigentum ist", so Andreas Seefeld. Damit hätten die Menschen vor Ort sich an der drängenden Aufgabe beteiligen können, die Gesellschaft in Zukunft so umzubauen, dass alle Zugang zu den wichtigen Ressourcen erhalten und alle mitentscheiden können, was und wie produziert wird. Das gemeinschaftliche Handeln könnte sich endlich an den Bedürfnissen der Menschen und Tiere statt an den Profitinteressen der Unternehmen orientieren. Somit würden Kooperation und Solidarität statt Konkurrenz und Unterdrückung unser Leben und Wirtschaften bestimmen.

MASTANLAGEN WIDERSTAND, Kampagne gegen Tierfabriken und einzelne Aktivist_innen

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