"Naziaufmärsche verhindern, ist wie Müll raus bringen - irgendwer muss die Scheisse ja machen!"
Neben verschiedenen anderen Städten steht auch Dresden in diesem Jahr ein Naziaufmarsch am 1.Mai bevor. Auch, wenn die Stadt Dresden seit 2003 nicht mit Naziaufmärschen zum 1. Mai bedacht wurde, erfolgten regelmässig Aktionen sächsischer Nazis an jenem Datum. Dabei spielten hauptsächlich Nazis aus dem Kameradschaftsspektrum sowie der JN eine Rolle.
Für dieses Jahr ruft nun der Ortsverband der NPD-Dresden zur Teilnahme an einer Demonstration unter dem Motto "Heimische Wirtschaft und Arbeitsplätze schützen - Finanzheuschrecken bekämpfen" beginnend um 11 Uhr in der Nähe des Dresdner Hauptbahnhofes auf.
An diesem Motto lässt sich die Ausrichtung der Demonstration bereits erkennen. So kursiert die Begrifflichkeit der "Heuschrecken" oder "Finanzheuschrecken" als Synonym für den angeblich raffenden kapitalistischen Einfluss einer jüdischen Finanzelite, welche die Geschicke auf der Welt zu eigenen Vorteilen steuert. Im Aufruf zu der Demonstration wird dies dann auch deutlich, wenn von einer aus den USA gesteuerten Wirtschaftspolitik im Raum Dresden, welche bekanntermassen zusammenbrach und eine Vielzahl von mittel- und kleinständischen Unternehmen mit in den Abgrund riss, gesprochen wird. Neben den hauptschuldigen Firmen aus den USA, hinter welchen die "Finanzheuschrecken" - in der Deutung der Nazis wohl als Synonym für eine angeblich jüdisch gesteuerte Verschwörung zu einer Weltherrschaft zu verstehen sind - stecken, sind als Mitschuldige die so genannten etablierten Parteien schnell gefunden. So scheinen die aktuellen wirtschaftlichen Entwicklungen Dresdens als Standort der Halbleiterindustrie in eine Form antisemitischer Propaganda gelenkt zu werden.
Inhaltlich dürfte diese der NPD entstammende Veranstaltung auch den Nazis, welche sich gern als Freie Nationalisten -sprich nicht zur NPD-zugehörig- bezeichnen, entsprechen.
Es bleibt anzuwarten wie viele dieser Nazis aus Sachsen sich entscheiden sich auf den weiten Weg zur 1. Mai Demonstration nach Hannover zu machen oder doch das nähergelegene Dresden vorziehen. Insbesondere unter Berücksichtigung des aktuellen juristischen Geschehens zur Demo in Hannover, nach welchem diese verboten ist.
Über derartige Probleme brauchen sich Nazis in Dresden seit je her weniger Gedanken zu machen. Hier versuchen Stadt und Polizei Naziaufmärsche möglichst unbehelligt durchzuwinken. Zuletzt geschehen am 13. und 14. Februar in. Die beiden Naziaufmärsche zum Jahrestag der Bombardierung der Stadt wurden bevorzugt behandelt, Protest wurde durch ein massives Aufgebot an Polizei unmöglich gemacht. Während die Nazis unbehelligt und mit so gut wie keiner Polizeibegleitung durch die Dresdner Innenstadt liefen, sahen sich Antifaschist_innen mit Wasserwerfern, Räumpanzern und einem Heer aus Polizist_innen konfrontiert.
Da es in Dresden scheinbar sehr schwer ist auf dem Wege einer Demonstration Protest gegen Naziaufmärsche auszuüben, wird es keine Demonstration geben. Dass heisst aber nicht, dass es keinen Widerstand gegen den Naziaufmarsch geben wird. Neben dem Mittel einer Demonstration gibt es noch viele andere Möglichkeiten dem Protest gegen Nationalismus, Rassismus und Antisemitismus Ausdruck zu verleihen.
Auch wenn die Stadt Dresden kein idealer Ausgangsort für Proteste gegen Naziaufmärsche zu sein scheint, rufen wir auf, sich den Nazis am 1. Mai in Dresden mit vielfältigem und kreativem Protest entgegenzustellen.
Treffpunkt der Neonazis: 11 Uhr am Hauptbahnhof
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