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Kamenz: Rassismus auf anderer Ebene

Kamenz, eine Kleinstadt im westlichen Ostsachsen, gelangte im Januar 2003 durch brutale Neonazi-Übergriffe bundesweit in die Schlagzeilen. Innerhalb eines Monats wurden dort mindestens 3 MigrantInnen von Neonazis verletzt, das Asylbewerberheim in der Kamenzer Gartenstrasse wurde mehrmals von Unbekannten mit Steinen angegriffen, der lokale alternative Club wurde mindestens einmal von Neonazis belagert.

Die MigrantInnen hatten Anfang Januar 2003 ihre Angst vor den Schlägernazis in Form einer Petition öffentlich gemacht. Der Kamenzer Bürgermeister Arnold Bock zeigte zu der betreffenden Zeit Courage und besuchte den Türken Seyfettin A., der am 3.Januar 2003 von Neonazis gejagt und zusammengeschlagen wurde, sogar im Krankenhaus. Die mutmasslichen Täter, Kamenzer und Bernsdorfer Neonazis wurden aufgrund des öffentlichen Drucks schnell gefasst. Die rechtsextremistischer "Einzeltäter" waren repressiv gebändigt, Kamenz wieder sauber, auch medial. Doch weit gefehlt. Das Landratsamt Kamenz setzte auf institutioneller Ebene da an, wo die Nazis gezwungen wurden aufzuhören.

Am Morgen des 10.April 2003 wurde das Heim in der Gartenstrasse von etwa 80 PolizeibeamtInnen "heimgesucht". Der Grund für diesen wohl eher ungebeteten Besuch, waren nach Angaben des verantwortlichen Landratsamt Kamenz, "Verstösse gegen die Heimordnung". Also ein eher unbedeutender Anlass für eine Razzia. Für die Schreibtischtäter vom Landratsamt jedoch Grund genug, die jetzt schon am Stadtrand isolierten MigrantInnen weiter einzuschüchtern.

Das Landratsamt Kamenz ist jedoch ein übler Wiederholungstäter, denn schon im Januar 2001 hatte es eine ähnliche Aktion auf Lager. Es setzte die Räumung des Radeberger Asylbewerberheims in die Tat um. Einige MigrantInnen wehrten sich gegen das Vorgehen des Landratsamtes und der eingesetzten 30 Polizeikräfte. Ein Migrant drohte sich mit einem Messer umzubringen, mehrere BewohnerInnen warfen Möbel aus den Fenstern. In der Lokalpresse wurden die Vorfälle zu Krawallen der MigrantInnen diffamiert.

Zu dem aktuellen Vorfall äusserte sich die Sächsische Zeitung (Kamenz) auch sehr seltsam. Sie gibt an, dass die SchülerInnen des an das Asylbewerberheim grenzenden Gymnasiums, mal eine "willkommene Abwechslung" genossen hätten. Eine solch rassistische Berichterstattung kann man sich wiederum sparen.


Keinen Frieden mit Rassisten
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antifaschistische recherchegruppe hoyerswerda (ARGH)

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