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Neue Plastik auf dem Heidefriedhof enthüllt
Pressemitteilung von 6.2.2015

Heute, am 06.02.2015, wurde auf dem Heidefriedhof in Dresden eine Plastik mit dem Namen "Schmuddelkind" von der Kampagne "NoExcuses" aufgestellt. Das "Schmuddelkind" wurde am Nachmittag bei einer feierlichen Vernissage gegenüber der Plastik "trauerndes Mädchen am Tränenmeer" enthüllt und soll ein erinnerungspolitischer Kontrapunkt zu jener sein. Die Plastik ist ein kleines Mädchen im grauen Kapuzenpullover das mit ausgestrecktem Zeigefinger auf das gegenüberliegende trauernde Mädchen am Tränenmeer von Malgorzata Chodakowska zeigt. Damit benennt das Schmuddelkind das trauernde Mädchen am Tränenmeer als Täterin und kehrt dessen Opfer-Symbolik um.

Hintergrund: Das trauernde Mädchen am Tränenmeer ist Teil der Gedenkanlage auf dem Heidefriedhof Dresden, welche sich mit der Bombardierung der Stadt am 13. Februar 1945 beschäftigt. Die Skulptur von Chodakowska reiht sich ein in verschiedene Gedenkinstallationen der Stadt Dresden, welche sich ausschliesslich mit den Opfern der Bombardierung selbst auseinandersetzen und dabei stets den historischen Hintergrund dieser verschweigen oder gar leugnen. Das trauernde Mädchen am Tränenmeer steht dabei Symbol für die erinnerungspolitische Auseinandersetzung Dresdens mit dem 13. Februar.

"Dresden sieht sich wie dieses Kind als unschuldig, naiv und ohne Bewusstsein für sein eigenes Tun. Im Rahmen der alljährlichen städtischen Gedenkveranstaltungen zum 13. Februar in Dresden wird kein Wort darüber verloren, dass Dresden zur Zeit des Nationalsozialismus eine strategisch bedeutende Rüstungsstadt war, den prozentual grössten Anteil an NSDAP-Wählern hatte und bereits 1933 Hitler zum Ehrenbürger der Stadt ernannte." so Pressesprecher*in Kim Anielewicz der Kampagne "NoExcuses".

Dresden war eben nicht unschuldig und die Bombardierung Dresdens war ein notwendiger Schritt zur Befreiung der Welt vom Nationalsozialismus. Die Mehrheit der Dresdener Bevölkerung zur NS-Zeit waren Täter*innen und keine Opfer, und genau das sagt das Schmuddelkind. Es ist ein Schmuddelkind, weil es mit diesen Aussagen in der Dresdner Erinnerungskultur als Nestbeschmutzer dasteht, das der selbsterklärten "Aufarbeitung" Dresdens NS-Geschichte im Weg steht und ein Fleck auf dem Image der Stadt ist. Und doch benennt es Tatsachen; und dass diese in Dresden allerdings nicht gehört werden wollen, ignoriert werden oder gar geleugnet werden, ist ein Problem der hiesigen Erinnerungskultur, welche die Kampagne "NoExcuses" mit dem "Schmuddelkind" kritisiert.

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