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Unverantwortliche Gleichsetzung, fahrlässige Verharmlosung.
Trotz der Zunahme an rechtsmotivierten und rassistischen Gewalttaten in Sachsen und der jüngsten Geschehnisse in Dresden sieht die Sächsische Zeitung die Gefahr von links.
Die Opferberatung Dresden des RAA Sachsen e.V. warnt vor einer Verharmlosung der Dimension rechtsmotivierter und rassistischer Gewalt. In der heutigen Ausgabe der Sächsischen Zeitung berichtet Denni Klein von mehr als 400 rechten und linken Straftaten, wobei er feststellt, dass linke Täter tendenziell gewaltbereiter wären. Er stützt sich dabei auf die Polizeistatistik "politisch motivierter Straftaten" und deren Teilmenge "politisch motivierter Gewalttaten". Politisch motivierte Gewalttaten links hätte es demnach 54, politisch motivierte Gewalttaten rechts 16 gegeben. Die Opferberatung Dresden des RAA Sachsen e.V. hat im letzten Jahr für die Stadt 36 rechtsmotivierte Gewalttaten gezählt, davon 22 Körperverletzungen und ein Mord. Im ersten Halbjahr 2010 waren es bereits 21 Gewalttaten, davon 11 Körperverletzungen. "Davon zu sprechen, dass Linke tendenziell gewaltbereiter wären, entspricht nicht der Realität, mit der wir als Opferberatung tagtäglich konfrontiert sind. Es widerspricht auch Studien, in denen die besondere Tatschwere, die brutale und lebensbedrohliche Vorgehensweise rechter Täter festgestellt wird." so Andrea Hübler, Mitarbeiterin der Opferberatung Dresden. In fragwürdiger Weise zählt der Autor einleitend Straftatbestände auf - Körperverletzung, Brandstiftung, Mord - die potenziell politisch motiviert sein können, um diese im Anschluss in 153-facher Ausfertigung Linken zuzuweisen. Wie viele der 153 Straftaten tatsächlich diesen Straftatbeständen zuzuordnen sind, bleibt unerwähnt. In der aufgeführten Liste findet sich ein rassistischer Mord, kein linksmotivierter. Die als links eingestuften Fälle von Brandstiftungen - Bundeswehr und ein Polizeirevier - sind nach wie vor nicht aufgeklärt. Am 13. Februar kam es zu zahlreichen Körperverletzungen - vor allem von Nazis auf Protestierende. Hier allein auf die Gegner des Naziaufmarschs abzuheben ist tendenziös. Tendenziös wirkt auch der Kommentar des Autors, wenn er vom "Kampfplatz für politisch Desorientierte" schreibt. Wenn Neonazis versuchen, alternative Wohnprojekte in Brand zu stecken, ist das keine Auseinandersetzung zweier politischer Gegner. Es sind gezielte Angriffe von Neonazis auf Menschen, die sie aus ihrer Ideologie heraus verachten und bekämpfen. "Es ist der Hass auf andere Jugendkulturen, auf Nichtrechte, auf Linke, auf alles was ihr Bild von Homogenität stört. Neonazis wollen diejenigen, die den Mund aufmachen und sich gegen Nazis wehren, einschüchtern und die die sich nicht anpassen wollen unter Druck setzen." erklärt Hübler. Zynisch wirkt in diesem Zusammenhang vor allem Kleins Prophezeiung, dass beide Seiten zunehmend Freude daran fänden, sich auf Dresdner Flur auszutoben. "Statt sich mit den Betroffenen der Brandanschläge zu solidarisieren, wird ihnen auch noch eine Mitschuld zugesprochen. Das bestärkt die Täter und lässt die Betroffenen allein." so Hübler weiter. RAA Sachsen e.V. |
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