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Rettungsschirme der Vernunft
Die wertkritische Analyse der aktuellen Wirtschaftskrise

zum Vortrag von Till Grefe (Jungle World) am 08.10.2009 im AZ Conni beim OAT

So viel Ende war nie. Die weltweite Wirtschaftkrise sorgt mit den Insolvenzen von Chrysler bis Hertie, mit den Übernahmekämpfen zwischen Porsche und VW, der Zahlungsunfähigkeit Islands, Selbstmorden von Managern wie dem Finanzchef der US-Investmentbank Fannie Mae David Kellermann oder dem Pharmaunternehmer Adolf Merckle für düstere Nachrichten. Die vermeintlich Schuldigen sind schnell gefunden. Hemmungslose Spekulation mit Immobilien in den Vereinigten Staaten sei der Auslöser dieser Weltkrise gewesen. Die Finanzkrise basiere nicht auf einem grundsätzlichen Fehler des Kapitalismus, sondern einem US-spezifischen Glücksrittertum, so beispielsweise der Wirtschaftswissenschaftler Hans Werner Sinn gegenüber der FAZ. Slogans wie Wir zahlen nicht für Eure Krise! zielen in eine ähnliche Richtung: Schuld seien gierige Banker. Die einheimische Politik beschwörte bisher Vertrauen, bastelte Rettungsschirme und pakete. Wir, so Kanzlerin Angela Merkel, die damit die deutsche Nation meint, sollen stärker aus der Krise hervorgehen, als wir hineingegangen sind. Das Konzept der Sozialen Marktwirtschaft müsse weltweit exportiert werden, um gegen weitere Fehlspekulationen gefeit zu sein und um nachhaltiges Wachstum zu garantieren. Allerdings stellt die aktuelle Weltwirtschaftskrise nur den vorläufigen Höhepunkt einer Entwicklung dar. Schon seit den 70er Jahren treten weltweit häufig Finanzblasen und darauffolgenden Crashs auf. Die vorherrschenden aktuellen Beurteilungen der Krise und die daraus abgeleiteten Lösungsvorschläge wollen diese Krisengeschichte verdrängen und schieben die Schuld auf die Psyche, auf Gier und Unvernunft oder allein eine verfehlte Regulierungspolitik. Der Vortrag kontrastiert die herrschenden Krisenerklärungen und die nationalistischen Rettungskonzepte mit der wertkritischen Krisentheorie. Wie kann mit Hilfe der von Karl Marx entwickelten Kategorien Wert, Ware, Geld und Kapital die verzweifelte aber erfolglose Suche nach renditeträchtigen Anlageformen erklärt werden? Welche Bedeutung haben hierbei die Thesen vom tendenziellen Fall der Profitrate und vom Abschmelzen der Wertsubstanz? Dieser erste Vortrag bezieht sich stark auf die Schriften von Robert Kurz und die der Gruppe exit, drei weiter Vorträge zur Wirtschaftskrise mit Bezügen zu kritischer Theorie und Wertkritik sollen in Kürze folgen.


Till Grefe

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