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8. Mai in Dresden: Nazis gequirlt, nicht geschüttelt

S.A.R.G. Dresden berichtet ja nicht zum ersten Mal vom alljährlichen Nazi-Aufmarsch zum «Tag der Befreiung» in Sachsens Residenzstädtchen. Allerdings sträubt sich mittlerweile sogar das, zugegeben durchaus hedonistische, Grundverständnis des Antifa-Teams, diesen wiederholten Nazi-Karneval am 8. Mai in Dresden einigermassen verbal seriös zu bebildern.

The facts: Deutlich nach der ursprünglich angekündigten Start-Zeit von 17 Uhr latschten die Nazis auf der Prager Strasse mehr oder weniger überraschend los. Vom solidarisch assistierenden <ART> «AntifaRechercheTeam Dresden» wurden beim Abmarsch exakt 44 Nazis gezählt. Ordner, Pseudo-Checker, Anti-Antifa-Knipser, Kind und Kegel inclusive. Erste, rhetorische, Frage: Benötigt ein Nazi-Aufzügchen unter 50 Beteiligten wirklich Ordner?

Im Züglein der RechtsextremistInnen dabei waren beispielsweise ALEXANDER KLEBER («JLO»), RENE DESPANG (bekannter Dresdner Nazi), ELLIE DOBBERSTEIN (bekannte Dresdner <Nazi-Oma>), KLAUS MENZEL (NPD-Landesvorstand Sachsen) und NILS REIFENSTEIN (bekannter Anti-Antifa-Fotograf). Sogar aus dem nahegelegenen Heidenau hatten es einige <Kameraden> bis nach Dresden und zum Treffpunkt geschafft. Der VW-Lautsprecherwagen, GRH-HP 5, aus dem Fundus der «Deutschen Stimme» in Riesa erreichte den Nazi-Startort allerdings erst, nachdem diese bereits von dort hinweg geeilt worden waren. Eröffnungsrede somit ausgefallen, tolle Logistik. Zweite Frage: Wieso kann eigentlich so ein Nazi-Lautsprecherwägelchen fast einen halben Tag lang völlig unbehelligt in der Gegend herum stehen?

Die gar wirklich und wehrhaft in immenser Zahl vertretene Polizei trieb die Nazis, nicht einmal wie in den Vorjahren als <Vertriebene> verkleidet waren die Mägdlein und Bürschchen, hernach durchaus wie im Eiltempo über die Prager Strasse. Vorbei an «Hare Krishna»-Klängen, vorbei an russischer (sic!) Folklore am Kulturpalast, flugstigst voran immerdar. Der Weg ist das Ziel. Dritte Frage: Warum begleiten rund 200 AntifaschistInnen dieses jämmerliche Nazi-Häufchen lediglich seitlich nebenher trabend und hintenan folgend? Zugegeben allerdings sehr lautkräftig. Zumindest das war gut, ja. Platzverweise gab es für Antifas, ja. Na und? «Was tun!», ist letztendlich die entscheidende Frage, Lenin zur Abwechslung mal leicht abgewandelt.

Vor der Semperoper schliesslich, umrahmt von den lautstarken Antifas, ergriff MENZEL vom dort doch irgendwie angekommenen Lautsprecherwagen das Wort. Vierte Frage: Warum kommt der Nazi-Lautsprecherwagen auf dieser Pseudo-Kundgebung überhaupt an? Nach Palaverchen um die angeblich so <ruhmvolle deutsche Wehrmacht> befaselte er in seinen Ausführungen, historisch und auch sonst völlig wirr, die «grösste Menschenjagd der Geschichte», die seiner verworrenen Auffassung nach auf die so genannten <Vertriebenen> stattgefunden habe. Rote Armee, Bitte!, wirf nachträglich noch etwas Hirn vom Himmel! MENZEL wollte dann auch noch stolz sein irgendwie, ganz stolz, auf das « derzeit leider etwas kleinere» Deutschland. «Keinen Quadratmeter weniger als in der Nationalhymne!», forderte er. Nur leider hat ihn kaum jemand verstanden. Die anwesenden Antifas übertönten ihn mit links.

Und dann war dieser Nazi-Karneval kurz vor 18 Uhr auch schon offiziell vorbei. Gut eine halbe Stunde hatte der durch und durche Unsinn gedauert. Nachdem bereits schon vormittags am Dresdner Altmarkt ein Nazi-Infostand durch Antifas massiv bedrängt worden war, ein nicht mal nur ein bisschen erfolgreicher 8. Mai für die regionalen Nazis. Fünfte Frage: Wo hatte sich eigentlich der sonst so umtriebige Anti-Antifa-Aktivist SVEN HAGENDORF versteckt? Etwa schlechte Erinnerungen an den vorjährigen 8. Mai in Dresden?

Am Abend schliesslich feierte die Dresdner Antifa, ordnungsamtsmässig zwar zwangsortsverlagert, auf der Hauptstrasse (ehemals «Strasse der Befreiung»!) lautstarkbunt nach dem Motto «Für die einen ist es eine Niederlage, für die anderen die längste Party der Welt.»


FIGHT FASCISM!
see you ...


S.A.R.G. Dresden

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