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Nazis unter sich
10. September Mehlteuer bei Riesa - NPD-Wahlveranstaltung

Wenn am 10. September im sächsischen Mehlteuer bei Riesa die NPD ihre "Wahlkampfabschlussveranstaltung" feiern wird, wird sie das nicht nur fernab eines jedweden Protestes tun. Viel zu wenige und die viel zu vielen Immergleichen werden keinen wirkungsvollen Protest in der sächsischen Provinz durchführen können. Neben einschlägigen Rednern, sind auch die NPD-obligatorischen Liedermacherinnen Frank Rennicke, Annett Müller (ehem. Möck) und Michael Müller angekündet.

Anlass genug, die zwei Letztgenannten, welche im letzten Jahr sehr oft, und zu dem sehr oft: unbemerkt, in Sachsen sich ein Stelldichein zu so genannten Liedermacher-Abenden gaben, näher zu betrachten.

Annett Möck aus dem brandenburgischen Schwedt, brachte 2001 ihre Debut-CD "Eine Mutter klagt an" heraus. Damals beschränkte sie sich durchweg auf die ihr zugewiesene Rolle als Frau und Mutter in der Neonazi-Bewegung. Entsprechend fielen ihre Texte aus, die das Leben einer jungen Mutter in der heutigen Zeit beschrieben, unübersehbar versetzt mit extrem rechten Versatzstücken. Politisch verortete sie sich von Beginn an bei der NPD, für die sie mehr und mehr Auftritte absolvierte. Mit ihrer zweiten CD "Weil es so ist..." aus dem Jahre 2004 wurde ihre parteipolitische Bindung auch textlich deutlich. Sie thematisierte typische Themen der NPD und der Extremen Rechten allgemein. Sie besang den Tod ihres (fiktiven) "blonden Knaben im fernen Polenland", den Kampf von nationalsozialistischen Bomberformationen in der Luft, den "kulturellen Tod" des "Deutschen Reiches" und bekannte sich mit "Oi, Oi das ist unser Lied" auch klar zum Fussvolk der Szene. Seit etwa 2002 ist sie kaum noch von einer NPD-Grossveranstaltung wegzudenken.

Michael Müller aus Regensburg publizierte mittlerweile drei CDs. "Ritter des neuen Reiches" und "Revolution". Die letzte "Wie stark der Feind auch sei" wurde indiziert. Textlich orientiert er sich eher am "germanischen Glauben seiner Ahnen" und -wie könnte es anders sein- an nationalistischen und rassistischen Positionen. Müller ist durch sein offenes Bekenntnis zum Nationalsozialismus bekannt und beliebt. Sein Udo Jürgens-Coversong ""Mit sechs Millionen Juden, da fängt der Spass erst an, bis sechs Millionen Juden, da ist der Ofen an..., ... wir haben reichlich Zyklon B ... bei sechs Millionen Juden ist noch lange nicht Schluss" fehlt bei kaum einen seiner Auftritte, auch nicht beim Deutsche Stimme Pressefest 2004 im ostsächsischen Mücka vor etwa 6000 Neonazis.

Seit einiger Zeit sind Annett Möck und Michael Müller ein Paar und haben im Juli 2005 geheiratet. In dieser Zeit erschien auch ihr erstes gemeinsames Album "Faktor Deutschland", was durchweg eher im Hardrock- als im Liedermacherbereich anzusiedeln ist.

Das Cover der CD zeigt das Deutsche Reich in den Grenzen von 1937 und den Farben Schwarz Weiss Rot, als Untertitel trägt es den an Josef Göbbels angelehnten Spruch "Das Volk steht auf!" In den Liedern finden sich weitere Zitate aus dem Nationalsozialismus und daran angelehnte. Das Album ist als offener Aufruf zur nationalsozialistischen Revolte zu verstehen. Im Lied "Asse der Luft" wird der hoch dekorierte Jagdpilot Hauptmann Hans-Joachim Marseille glorifiziert. Der in Nordafrika eingesetzte Vorzeige-Pilot und Nationalheld hatte einmal 17 Flugzeuge der Alliierten an einem Tag abgeschossen, was Inhalt des Liedes ist. In einem anderen Lied ist in antisemitischer Manier die Rede vom "fremdbeherrschten System", das "sein dämonisches Gebiss" zeige und "was gut war, das kommt endlich wieder und mit uns ein volkstreuer Staat". Mehr als deutlich werden die zwei Neonazibarden im Lied "Wille und Sieg". Weckt schon der Titel allein Assoziationen zum esoterisch-mysthischen Hintergund der SS, wird textlich kein Blatt vor den Mund genommen. "Hört her, Ihr völkische Sozialisten...die Strassen frei unseren Bataillonen...schon bald wehen unsere Fahnen wieder. Schwarze Zeichen in weissen Feldern auf feuerroten Grund, wie das Blut der Helden...es blitzen die Schwerter der Dämonenschlächter". Das Horst-Wessel-Lied begann mit der Zeile "Die Strasse frei den braunen Bataillonen...". Die Hakenkreuzfahne, wurde auch als Blutfahne bezeichnet im Gedenken an den Hitlerputsch von 1923. Die vermeintliche "jüdische Weltverschwörung" war schon immer als "dämonisch" verstanden worden in den Kreisen der Nationalsozialisten. Deutlicher als mit der vorliegenden CD können Annett und Michael Müller ihr Bekenntnis zum Nationalsozialismus kaum gestalten. Eine Reihe der Lieder wird am 10. September bei der NPD zu hören sein. Mit dem Auftritt dieses Liedermacher-Duos bekennt sich die NPD einmal mehr zu ihren Zielen.


antifa 2005

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