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Neulich auf dem Dresdner Hauptbahnhof
(eine fiktive Aktion)

Vor einigen Tagen konnte ein neues Sicherheitsunternehmen in Aktion erlebt werden. Auf dem Dresdner Hauptbahnhof. Die SuSi-Security, laut Amtsregistereintragung auch als "Schützt unsere Sicherheitsdienste-Security" bekannt. Verstörte Reisende (die teilweise sogar die Wiederkehr nichtbestimmungsgemässer Verhaltensweisen auf dem Leipziger Hauptbahnhof erleben mussten) konnten fünf mit handlichen Videokameras ausgerüsteter SuSi-Securities beobachten, die immer in fünf Meter Abstand neben des BSG-Wachleuten und BGS-Grenzschützern nebenher liefen und diese ständig abfilmten. Nach nur wenigen Minuten wurden es letzteren zu unheimlich, was es mit dieser neuen Sicherheitsmassnahme auf sich hat. Die SuSi's darauf angesprochen gaben zu Protokoll, dass sie Teil der neuen Sicherheitsstrategie der Deutschen Bahn AG seien und den Auftrag hätten, zur Abwehr von Gefahren und Bedrohungen, denen sich BSG und BGS täglich ausgesetzt hätten, sie ständig zu begleiten, um etwaige Angriffe gegen die Beamten sofort mit der Videokameras dokumentieren zu können. Während der eine Beamte noch überlegte, ob er die Geschäftsleitung anrufen sollte, wurde der andere sofort unwirsch und brüllte die SuSi's unsanft an: "Was soll der Scheiss hier" (wörtlich). Die SuSi's waren darüber sehr erstaunt, schliesslich waren sie nur zur Sicherheit der Beamten da und hatten daher ein wenig mehr Dankbarkeit erwartet. Der BSG'ler liess aber nicht mit sich reden und machte auf das Verbot des ungenehmigten Filmens auf dem Bahnhofsgelände aufmerksam. Ausserdem habe er keine Lust, sich bei der Arbeit ständig filmen zu lassen. Unsere SuSi's liessen sich aber nicht lumpen und konterten geschickt, indem sie den Innenminister Sachsens zitierten, der doch deutlich gemacht hatte, dass aufgrund der neuen Sicherheitslage solche Aspekte wie Datenschutz (was ja nichts anderes als Täterschutz sei) zurücktreten müssten, wenn es um das Sicherheitsgefühl der Bürgerinnen und Bürger gehe und dass sie ja hier auch zu ihrem Schutz da seien und so'n popliges Recht wie das Hausrecht nun nicht wirklich damit mithalten könnte und demnach auch keine Rolle zu spielen habe.

Der BSG'ler liess sich davon nicht beeindrucken und versuchte, sich ständig die Kamera zu greifen: "Gebt den Film raus! Hier wird nicht gefilmt!". Die ständigen Beteuerungen, es wäre nur für ihre Sicherheit, fruchteten nichts. Die SuSi's wandten darauf hinein, dass sie doch jetzt auch ständig von den Videokameras der Bahn aufgezeichnet werden und sich auch nicht aufregen würden, schliesslich wüssten sie, dass es um ihre Sicherheit ginge. Wenn sich der Herr BSG'ler aber uneinsichtig zeigen sollte, dann müsste doch wenigstens ein Deal drinne sein. Unsere Aufnahmen von euch gegen eure Aufnahmen von uns. Dem BSG'ler wurde das zuviel, er holte per Funk Verstärkung, zusammen mit zehn Kollegen überwältigten sie unsere SuSi's und nahmen ihnen die Filme ab.

Die SuSi's verliessen daraufhin ratlos den Bahnhof. Warum werden Sicherheitsstrategen eigentlich immer sauer, wenn man ihre Sicherheitsstrategien gegen sie selber anwendet? Obwohl es doch so schön heisst: Wer nichts zu verbergen hat, hat auch nichts zu befürchten. Oder doch?

P.S. Nach dem Fund einer Bombe auf dem Dresdner Hauptbahnhof hat sich die Deutsche Bahn AG entschlossen, nicht mehr nur mit ihren Kameras alles zu überwachen, sondern auch ständige Aufzeichnungen anfertigen zu lassen, nachdem sie von Datenschützern und dem Innenminister extrem unter Druck gesetzt wurde. Vorher hatte sie "nur" auf Verdacht gefilmt. So wird der Ausnahmezustand zum Normalzustand.


Eure SuSi's

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