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What The Fuck!? Unser Feminismus ist queer und solidarisch!
Statement des "Marsch für das Leben? What the Fuck!" -Bündnisses

Innerhalb feministischer Bewegungen werden leider immer noch die an Körpern festgemachten Geschlechtergrenzen nicht genug hinterfragt. Trans Frauen und transweibliche Menschen etwa wurden lange aus Frauenräumen ausgeschlossen, da ihr Frau-Sein unter anderem aufgrund körperlicher Differenzen nicht anerkannt wurde. Solche transfeindlichen, biologistischen Argumentationen haben nicht nur einen lange Vorgeschichte, diese Positionen werden zum Teil auch heute noch vertreten. Deswegen können stark auf Körperlichkeiten bezogene Symboliken insbesondere für Trans- und Inter*personen negativ vorbelastet sein. Eine hauptsächlich mit Vulven bebilderte Demo kann etwa das Gefühl vermitteln, dass es dabei nur um die Kämpfe von cis Frauen oder bei der Geburt als weiblich zugewiesene Menschen geht, und andere Postionen mit ihren eigenene Anliegen nicht gesehen oder berücksichtigt werden. Dabei geht es nicht um das Körperteil an sich als Problem, sondern um den historischen und sozialen Kontext, in dem es unabhängig von der Absicht der Transpiträger_innen steht.

Vulven wurden und werden oft als empowerment-Symbol verwendet. Es ist immer noch nötig, Menschen mit Vulva in der Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper und der eigenen Sexualität entgegen des damit verbundenen Stigma zu bestärken. Oft werden Vulven jedoch im gleichen Zug immer noch mit Frau-Sein oder Weiblichkeit gleichgesetzt. Wenn beispielsweise ein Schild, auf dem eine Vulva zu sehen ist, mit "girl power" betitelt wird, schliesst die Botschaft alle Frauen und Mädchen, die keine typischerweise als Vulva gelesenen Genitalien haben, aus. Es werden zudem Menschen in der Gruppe der Frauen und Mädchen mitgedacht, die vielleicht über ähnliche Genitalien verfügen, diese aber nicht als weiblich bezeichnen möchten.

Bei Protesten rund um das Recht auf körperliche Selbstbestimmung tauchen ausserdem immer wieder Sprüche auf, die bestimmte marginalisierte Lebensrealitäten nicht mitdenken und damit unsichtbar machen. Wir als Bündnis wünschen uns, dass auf unserer Demo diese Unsichtbarmachung nicht weitergeführt wird.

Solche Sprüche wären zum Beispiel:

  • If men could get pregnant, abortion would be legal (Trans Männer können z.B. schwanger werden, das hat allerdings noch nichts an Gesetzgebungen verändert)
  • Gay sex prevents abortion (schwuler oder lesbischer Sex findet nicht immer nur zwischen cis Personen statt und kann durchaus zu Schwangerschaften führen)

Wir wollen einen Aktivismus fördern, in dem unterdrückte Gruppen nicht gegeneinander ausgespielt werden, sondern solidarisch auch Ausschlüsse mitdenken, die sie nicht selbst betreffen. Wenn ihr also das nächste Mal Schilder für eine Demo bastelt könntet ihr euch zum Beispiel überlegen, ob euch nicht empowernde Symbole und Sprüche einfallen, die ohne ausschliessende und diskriminierende Körpernormen auskommen.

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