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Unbezahlte Arbeit bestreiken?!
Text zum Frauen*streik am 8.März

Vorweg: Viele von uns sind durch unbezahlte Arbeit am Limit. Wir möchten diese Realität sichtbar machen. Wenn ihr also Kinder oder ältere Menschen pflegt, wenn ihr euch um Freund_innen kümmert, wenn ihr kocht, putzt, wascht und einfach nicht mehr könnt: Schreibt eine Überlastungsanzeige (siehe: frauenstreik.org) Schickt sie per mail an pflege@frauenstreik.org oder per Post ans Gesundheitskollektiv Berlin e.V., Am Sudhaus 2, 12053 Berlin. Alle eure Überlastungsanzeigen werden wir in einer Aktion am 7.3. um 10 Uhr dem Gesundheitsministerium überreichen. ***

Ein feministischer Streik bedeutet für uns auch, dass wir nicht nur Lohnarbeit bestreiken. Denn es gibt so viel mehr Arbeit, die überwiegend von Frauen*/FLTI*-Personen erledigt wird, für die es keine Bezahlung und kaum Anerkennung gibt: ob Putzen, Waschen, Pflegen oder Kinder betreuen. Wir wollen auch diese unbezahlte Arbeit bestreiken und damit zeigen: Uns reicht's! Arbeitsverhältnisse in allen Bereichen müssen sich ändern! Aber wie können wir unbezahlte Arbeit sichtbar machen und bestreiken? Und wie gehen wir damit um, dass manche Arbeit einfach nicht liegen gelassen werden kann?

Wir wissen, dass wir keinen grossen Unterschied machen, wenn wir mit der Sorgearbeit für einen Tag aufhören, deshalb laden wir dazu ein, ihn vielmehr zu einem Auftakt dafür zu machen, die Sorgearbeit auf eine neue Art und Weise zu organisierung und aufzuteilen.

Hausarbeit

Wenn wir die Hausarbeit für einen Tag liegen lassen, geht es auch darum, sich am Streik-Tag Zeit zu nehmen, auf die Strasse zu gehen und dort sichtbar zu machen, wofür wir kämpfen. Wir kämpfen für eine Gesellschaft, in der alle Arbeit gleich viel wert ist und in der nicht aufgrund von geschlechtlichen Rollenbildern bestimmte Arbeiten ausschliesslich Frauen*/FLTI* zugeschrieben wird.

Um die Hausarbeit, die wir Frauen*/FLTI* jeden Tag erledigen sichtbar zu machen und zu zeigen, dass wir auch diese Arbeit bestreiken, gibt es schon einige Ideen:

Wie wäre es zum Beispiel, wenn wir all unsere schmutzige Wäsche (oder Altkleider) vors Rathaus schmeissen? Oder wenn vorm Innenministerium ein Riesenhaufen Windeln mit Schokopudding gefüllt auftauchen würde?

2013 zum Beispiel zog in Frankfurt ein Care-Mob durch die Strassen. Ausgestattet mit Besen, Klobürsten und anderen Haushaltsutensilien haben sie Reproduktionsverhältnisse deutlich sichtbar gemacht.

In Spanien gab es zum Frauen*streik in diesem Jahr eine Topfschlagen-Aktion, die sehr wirkungsvoll war. Viele Frauen* haben zur gleichen Zeit, am gleichen Ort oder auch dezentral, mit ihren Kochtöpfen Lärm gemacht und damit gezeigt: Hier wird heute nicht gekocht!

Wir können (bundesweit abgestimmt) Geschirrtücher, Schürzen oder Bettlaken aus dem Fenster hängen.

Pflege von alten und kranken Menschen

Falls es gesundheitlich möglich ist, können wir gemeinsam mit den Menschen auf die Strasse gehen, die wir pflegen. In vielen Fällen aber können und wollen wir die Menschen, die wir pflegen, die auf unsere Unterstützung angewiesen sind, am Streik-Tag nicht allein lassen. Auch wenn wir die Pflege nicht niederlegen können, können wir uns symbolisch am Streik beteiligen.

In der Pflege im Krankenhaus gibt es Überlastungsanzeigen, die schriftlich festhalten, dass die Arbeitsbedingungen eine gute Pflege unmöglich oder die Pflegenden krank machen. Das gleiche Mittel lässt sich nutzen, um zu zeigen, dass bei der Pflege von Angehörigen die gleichen Probleme bestehen. Und warum nicht einmal all die Stunden, die unbezahlt geleistet werden und die kaum Anerkennung finden, symbolisch in Rechnung stellen?

Überlastungsanzeigen und symbolische Lohnabrechnungen machen öffentlich, wieviel Pflegearbeit im familiären Umfeld unsichtbar geleistet wird. Genau wie im beruflichen Bereich gilt: Mehr Zeit und Geld für Pflege- und Sorgearbeit - und dafür braucht es die öffentliche Wahrnehmung und Anerkennung der Pflege unserer Angehörigen.

Kinderbetreuung

Der Frauen*streik in Spanien hat es vorgemacht: kollektive Kinderbetreuung in sozialen Zentren! Denn auch die Betreuung und Erziehung von Kindern ist Arbeit, die (immer noch) überwiegend von Frauen* geleistet und als selbstverständlich betrachtet wird. Auch diese Arbeit können und wollen wir bestreiken! Kollektive Kinderbetreuung schafft ausserdem für mehr Frauen* / FLTI* die Möglichkeit, auf die Strasse zu gehen und sich an öffentlichen Protesten zu beteiligen.

Dabei wünschen wir uns ganz nach dem spanischen Vorbild solidarische Unterstützung von cis-Männern, die für diesen Tag die kollektive Kinderbetreuung übernehmen.

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