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Pressemitteilung - Kritik an neuen Gemeinschaftsunterkünften
Dresden, den 25.November 2012
Die Ökumenische Kontaktgruppe Asyl (ÖKA) zeigt sich erschüttert angesichts der Zustände in der neuen Gemeinschaftsunterkunft (GU) im Neustädter Hafen. Vertreter*innen der ÖKA besichtigten das ehemalige Jugendherbergsschiff "Koje", das in eine provisorische GU umfunktioniert wurde, am vergangenen Mittwoch. Besondere Bestürzung rief die Unterbringung einer schwangeren Frau hervor: "In dem 5 m² kleinen Zimmer leben ausser ihr noch der Ehemann und sein Bruder (!)", so eine Vertreterin der ÖKA. Ein weiterer eklatanter Missstand ist die Unterbringung einer einzigen afghanischen Familie auf dem Schiff, auf dem sonst nur Angehörige der Roma-Minderheit untergebracht sind. Die ÖKA kritisiert die Zustände auf der "Koje" scharf und weist darauf hin, dass die Art der Unterbringung eine Verletzung der Verwaltungsvorschrift des sächsischen Innenministeriums über die Mindestempfehlungen zur Art, Grösse und Ausstattung einer GU darstellt. Diese schreibt eine Mindestwohnfläche von sechs Quadratmetern pro Person vor. Vertreter*innen der ÖKA nahmen ausserdem an der Sitzung des Ortsbeirates Dresden-Neustadt am 13. November teil. In dieser ging es um die neue GU für Asylsuchende in der Buchenstrasse 15b im Hechtviertel. Jene soll ab dem 18. Dezember bezogen werden, so ein Verantwortlicher des Sozialamts Dresden. Geplant ist die Schaffung von 40 Plätzen für Einzelpersonen, die zu zweit oder zu dritt ein Zimmer bewohnen müssen. Pro Etage, auf der es lediglich eine Küche und ein Bad gibt, sollen 12 Personen untergebracht werden. Dieses Vorhaben wird von der Ökumenischen Kontaktgruppe (ÖKA) scharf kritisiert. Die Art der Unterbringung gewährleistet keinerlei Privatsphäre, die gerade für geflüchtete Menschen besonders wichtig ist. Es muss davon ausgegangen werden, dass die zukünftigen Bewohner*innen schwer traumatisierende Erfahrungen in ihren Heimatländern und während der Flucht gemacht haben. Der unsichere rechtliche Status als Asylsuchende übt einen zusätzlichen psychischen Druck aus. In dieser Situation einander unbekannte Menschen auf engstem Raum unterzubringen, zeugt von Ignoranz und fehlender Empathie gegenüber den Bedürfnissen von Asylsuchenden, so Vertreter*innen der ÖKA. Die Betonung seitens der Verantwortlichen, dass Ruhe, Sicherheit und Ordnung in und an der GU gewährleistet seien, verdeutlicht, dass die Bedürfnisse von geflüchteten Menschen vor ordnungspolitischen Erwägungen zurückzustehen haben. Auf der Ortsbeiratssitzung ging es auch um die erwähnte "Koje". Auf dieser werden nur Menschen aus Serbien und Mazedonien untergebracht, da sie angeblich "nicht bis wenig traumatisiert" seien. Die ÖKA weisst darauf hin, dass ein Grossteil dieser Menschen Angehörige der Roma-Minderheit sind, die in diesen Ländern massiv diskriminiert werden und dementsprechend oftmals traumatisiert sind. Dass die verantwortlichen Politiker*innen und Beamt*innen diese Diskriminierung nicht erkennen wollen, zeigte sich kürzlich in Reinform durch den diffamierenden Vorwurf des "Asylmissbrauchs" durch Bundesinnenminister Friedrich. Die ÖKA zeigt sich empört über die neuen Vorhaben zur zentralen Unterbringung von Asylsuchenden. Stattdessen setzt sie sich für eine weitestgehende dezentrale Unterbringung von Asylsuchenden ein und fordert mehr Verständnis für die besondere Situation geflüchteter Menschen. |
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