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Laut Protestieren gegen "Stille Post"
oder warum die Band MIA ihre Klappe halten sollte

Am 15. Januar spielt die Berliner Musikcombo MIA im Alten Schlachthof in Dresden ein Konzert. Dabei werden sie mit ihrem neuen deutschen Selbstbewusstsein und unverkrampften Nationalgefühl nicht hinterm Berg halten.

MIA machen Popmusik, die mit dem Qualitätssiegel "deutsch" glänzt bzw. glänzen soll - so liest es sich aus ihrer Mitwirkung beim Künstlerprojekt "Angefangen" heraus, das via Musik ein entspannteres Verhältnis zur eigenen Nation vermitteln will. Sie versäumen es nicht das "spezifisch Deutsche" ihrer Mucke zu betonen, um damit das "Bessere" zu konstatieren. Doch Popmusik ist universell und nicht national. Vielmehr grenzt sich Pop von nationalen Kultursparten bewusst ab und hat "seine Wurzeln letztlich in der 'kulturellen Inklusion [von] Immigranten verschiedenster Herkunft', dem bewussten Bruch mit tradierten und völkischen Kulturvorstellungen und deren massenkultureller Verbreitung". (Antiamerikanismus AG im Conne Island (2003). Antiamerikanismus und Popkultur in Deutschland. CEE IEH # 104)

MIA konstruieren via Popmusik eine vermeintlich bessere deutsche Identität, welche ein neues deutsches Selbstbewusstsein widerspiegelt. - " …Wohin das geht das wollen wir wissen Und betreten neues deutsches Land …" (alle kursiv markierten Textzeilen aus "Was es ist" von MIA vom Album "Stille Post"). Man will sich von der lästigen Bürde deutscher Vergangenheit befreien, sich nicht mehr mit den Deutschen als TäterInnen befassen, unter den Zivilisationsbruch der industrialisierten Massenvernichtung von Millionen von Menschen endlich einen Schlussstrich ziehen. -" … Fragt man mich jetzt woher ich komme Tu ich mir nicht mehr selber leid …"

Mit Bands wie MIA soll "Deutschsein vom Nachteil zum Mehrwert" (Hugo Fischer. Chiffren nationales Gesinnung: Neues deutsches Selbstbewusstsein in der Popmusik alarmiert linke Kulturwächter. Deutsche Stimme 01/04) werden. Und mit ihrer Einstellung zum Deutschsein befinden sie sich im Feld eines breiten gesellschaftlichen Konsenses, der vom rechtsextremen Blatt "Deutsche Stimme" über die Mitte eines Paul van Dyk bis zu linken, intellektuellen Kreisen in der Nähe eines Martin Walsers reicht. Deutschsein ist "in" oder "Endlich nicht mehr fremd im eigenen Land" (Die BetreiberInnen- Crew des Conne Island (2003).Endlich nicht mehr fremd im eigenen Land. CEE IEH #105) lautet ihr kollektives Motto der Stunde.

Gegen MIAs deutsch - national identitäre Aufladung von Musik gilt es sich zu stellen!


von Heide Claarsen

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