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Erklärung des Arbeitskreises "Mythos Dresden"
zum Vorschlag eines Denkmals "Zweimal auferstanden" in Dresden

Seit Jahren engagieren sich verschiedene Personen, Initiativen und Parteien in Dresden das Symbol Dresden nicht mit Mythen aufzuladen, sondern auf den Boden historischer Tatsachen zurück zu holen. Dabei wurde stets betont, dass die Erinnerungen an die Ereignisse vom 13./14. Februar 1945 in die Identität Dresdens eingeschrieben sind. Einen freien Umgang mit der Geschichte kann es nur dann geben, wenn man keinen ihrer Aspekte ausblendet. Das bedeutet aber für uns, dass die Ereignisse nur im historischen Zusammenhang betrachtet werden können und dieser Zusammenhang auch in die Erinnerung der Stadt aufgenommen werden muss. Das heisst:

  • Dresden war eben keine unschuldige Stadt ohne militärische Bedeutung, sondern schon vor der Machtergreifung Hitlers eine Hochburg der NSDAP, in der die rassistische, antijüdische Politik der Nationalsozialisten mit grossem Eifer und breiter Unterstützung der Bevölkerung umgesetzt wurde.
  • Dresden war militärisch bedeutsam, war Standort der Militärforschung, Rüstungszentrum und Verkehrsknotenpunkt.
  • In Dresden brannte es schon weit vor 1945: Dresdner Nationalsozialisten verbrannten bereits am 8. März 1933 mit Unterstützung von Dresdner Studenten ihnen verhasste Bücher. 1938 setzten Dresdner SA-Angehörige die Synagoge am Hasenberg in Brand. In Dresden wurde durch die Staatlichen Kunstsammlungen in vorauseilendem Gehorsam die Schau "Spiegelbilder des Verfalls in der Kunst" bereits im September 1933 inszeniert.

Dies heisst auch: Im Februar 1945 schlug jener Krieg zurück, den die Deutschen mit der Bombardierung der polnischen Stadt Wielun am 1.September vor 70 Jahren begannen und der eine systematische Zerstörung von Städten und Dörfern, damit auch die Vernichtung der Zivilbevölkerung und vor allem das historisch einzigartige Verbrechen des Holocaust bedeutete.

Genau diese Zusammenhänge werden von der vorgeschlagenen Installation des Denkmals ignoriert. Ignoriert wird auch der "Rahmen für das Erinnern", den im Herbst 2004 Vertreter/innen verschiedener Initiativen und der Stadtverwaltung veröffentlicht haben und der für die Erinnerungskultur in Dresden erste Grundmasstäbe setzte, hinter die nicht zurückgegangen werden darf.

In zwei internationalen Kolloquien haben sich Vertreter/innen aus Dresdner Vereinen und der Stadt mit Gästen aus Dresdner Partnerstädten dem Mythos Dresden und der symbolhaften Bedeutung Dresdens in der Welt kritisch genähert. Festgestellt wurde dabei, dass es in Dresden an der Erinnerung an die Geschichte des Nationalsozialismus vor der Bombardierung Dresdens mangelt. Initiativen, die zum Beispiel anhand des sog. "Judenlager Hellerberg" andere Orte der Verfolgung und Vertreibung von Gegnern des Nationalsozialismus im öffentlichen Raum besser zur Geltung bringen wollen, warten seit Jahren auf Genehmigungen der Stadtverwaltung. Hier gibt es grossen Nachholbedarf.

Beteiligte Vereine und Einzelpersonen:

Kulturbüro Sachsen e. V.

Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Dresden e.V.

HATiKVA - Bildungs- und Begegnungsstätte für jüdische Geschichte und Kultur Sachsen e.V.

Elke Zimmermann, Dresdner Stadträtin von Bündnis 90/ Die Grünen

Sabine Friedel, Dresdner Stadträtin der SPD und MdL


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