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Aktionen zum Internationalen Safe Abortion Day in Dresden
Der 28. September wird seit 2015 als internationaler Safe Abortion Day auf der ganzen Welt begangen. Zum ersten Mal fand er dieses Jahr auch in Deutschland statt. Unter dem Motto "Schwangerschaftsabbruch raus aus dem Strafgesetzbuch!" wurde der Aktionstag in über 30 deutschen Städten begangen. Der 28. September schliesst an den letzten Aktionstag, den 26. Januar 2019 an, bei dem bundesweit gegen die geplanten Gesetzesänderungen der Bundesregierung protestiert sowie die Streichung des § 219a StGB aus dem Strafgesetzbuch gefordert wurde. "Die Bundesregierung hat sich in Sachen § 219a StGB als nicht handlungsfähig erwiesen: Die Änderung des Paragrafen hat weder Rechtssicherheit für Ärzt*innen geschaffen, noch Informationssicherheit für ungewollt Schwangere. Die Listen bei der Bundesärztekammer sind für einige Länder praktisch leer." kritisiert Ines Scheibe, Sprecherin des Bündnisses für sexuelle Selbstbestimmung in Berlin. Aber nicht nur der Verbleib der Paragrafen 218 und 219a im Strafgesetzbuch (StGB) brachte am vergangenen Samstag zahlreiche Feminist*innen auf die Strasse. Die gesellschaftliche Tabuisierung von Abtreibungen wurde ebenso kritisiert, wie der Versorgungsengpass sowohl an Ärztinnen und Ärzten als auch an Kliniken, die Abbrüche durchführen. Aufgrund von Stigmatisierung und Kriminalisierung, sowie mangelnder medizinischer Ausbildung, schrumpft das bestehende Angebot bedrohlich weiter. Die Initiator*innen fordern daher, dass Schwangerschaftsabbrüche endlich als Teil der öffentlichen Gesundheitsversorgung gelten sollen. In Dresden hatten e*vibes, die Kritischen Mediziner*innen (KritMed) und das Frauenbildungszentrum (FBZ) zur Beteiligung am Safe Abortion Day aufgerufen. Mit einem Infostand machten Aktivist*innen auf die prekäre Lage aufmerksam, in die eine grosse Zahl ungewollt Schwangere in sehr vielen Ländern geraten. Dies gilt auch für die Situation vor Ort. "Es ist auch nach der Änderung des § 219a für schwangere Personen schwierig an umfassende Informationen zu gelangen. Auch die Situation der Ärtzt*innen, die Abtreibungen vornehmen bleibt schwierig. Der Schwangerschaftsabbruch ist nach wie vor eine Straftat. Damit verbunden sind Stigmatisierung. Da die Abtreibung kein regulärer Teil der medizinischen Ausbildung ist, gibt es immer weniger Ärzt*innen, die Abbrüche vornehmen. Die, die es tun und darüber auf ihrer Internetseite informieren, laufen auch nach der Änderung des § 219a Gefahr, zu hohen Geldstrafen verurteilt zu werden." so eine Aktivistin von KritMed gegenüber addn.me. Auch an der Medizinischen Fakultät der TU Dresden werden aktuell keine Methoden zu Schwangerschaftsabbrüchen gelehrt. Nachdem die Kritischen Mediziner*innen diesen Mangel gegenüber dem Lehrpersonal problematisiert haben, wurde eine Änderung ins Aussicht gestellt. Darauf wollen sich die KritMeds aber zunächst nicht verlassen. Sie haben daher für ein Themenwochenende "Selbstbestimmung, Reproduktion, Geschlecht" am 8./9.11.2019 die Berliner Medical Students for Choice (MSFC) eingeladen, ihren so genannten Papaya-Workshop in Dresden durchzuführen. Der Papaya-Workshop ist eine ausseruniversitäre Veranstaltung, die von den MSFC seit 2015 unter dem Motto "Lernt, was die Uni euch nicht lehrt" ein- bis zweimal pro Semester durchgeführt wird. Es geht darin um rechtliche und ethische Aspekte, die medizinischen Grundlagen des medikamentösen Schwangerschaftsabbruches und die Absaugmethode, die an einer Papaya geübt werden kann. Bereits im Vorfeld des Safe Abortion Day gab es für Aktivist*innen von Pro Choice Sachsen eine ungewöhnliche Gelegenheit über ihre politische Arbeit zu berichten. Die US-amerikanische Musikerin Amanda Palmer (ehemals The Dresden Dolls), die aktuell durch Europa tourt, hatte die Aktivist*innen zu ihrem Konzert im Haus Auensee nach Leipzig eingeladen. Die Einladung umfasste auch die Möglichkeit mit einem Pro-Choice-Infostand in der Lobby des Konzertsaals präsent zu sein. Amanda Palmer setzt sich seit mehreren Jahren gegen die Tabuisierung von Abtreibungen ein, sprach auf dem Konzert nicht nur offen über ihren eigenen Schwangerschaftsabbruch, sondern auch über ihre Fehlgeburt und sexualisierte Gewalt, die ihr wiederfahren ist. Sie bat Pro Choice Sachsen schliesslich auf die Bühne. Dort berichteten die Aktivist*innen über ihren Protest gegen den jährlich in Annaberg-Buchholz stattfindenden Schweigemarsch von christlichen Fundamentalist*innen, die für eine Verschärfung der Gesetzgebung zu Schwangerschaftsabbrüchen mobil machen. |
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