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Kurt Goldstein ist tot
Am 24. September 2007 verstarb nach kurzer Krankheit Kurt Goldstein

Mit ihm verliert die antifaschistische Bewegung eine der bekanntesten und unerbittlichsten Leitfiguren des Widerstands gegen den deutschen Faschismus.Bis ins hohe Alter von 93 Jahren engagierte Kurt sich unermüdlich dafür, die Verbrechen der Nazis nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Er war ein steter Mahner vor dem Wiederaufleben des Faschismus.

Nach der Machtübergabe an die Nazis 1933 flüchtete Kurt aus Deutschland - von den Nazis als Jude und Kommunist verfolgt. Im Spanischen Bürgerkrieg kämpfte er in den Internationalen Brigaden. Nach Francos Sieg wurde er interniert und später an die Deutschen ausgeliefert. Die deportierten ihn nach Ausschwitz. Kurz vor Kriegsende überlebte er den Todesmarsch nach Buchenwald. Insgesamt war Kurt 30 Monate im Konzentrationslager.

auch nach dem Krieg kämpfte Kurt gegen den deutschen Faschismus. So war er unter anderem Ehrenvorsitzender der VVN-BdA und Ehrenvorsitzender des Internationalen Auschwitz-Komitees. Während seiner Rede zum 60. Jahrestag der Selbstbefreiung des KZ Buchenwald, am 10. April 2005, beschrieb Kurt die ersten Momente nach der Ankunft des Todesmarsches in Buchenwald:

"Als wir nach dem Duschen und dem Frühstück zum Registrieren geführt wurden, habe ich mich entschlossen, mich nicht mehr als deutscher Jude registrieren zu lassen, sondern als Sohn eines französischen Bauern, bei dem ich 1933/34 in Aviron gearbeitet hatte. Als das geschehen war, sagte der Häftling, der mich registriert hatte, ohne aufzublicken: "J'ai compris, Julio!" - "Ich habe verstanden, Julio!" Und Julio - so hiess ich in Spanien in den Internationalen Brigaden. Der wusste also, wer ich wirklich war, und ich hatte ihn nicht erkannt, bekam einen grossen Schreck: Wird er mich bei der SS verraten?

Als ich dann auf dem Weg zum kleinen Lager war, traf ich meinen jugoslawischen Freund Serge Dimitrievic aus dem Lager Le Vernet, auch einen Interbrigadisten. Als ich ihm von meinem Schreck vom Registrieren erzählte, sagte er: "Mach dir keine Sorgen, hier in Buchenwald sind an allen wichtigen Positionen gute Genossen.""

Am Ende seiner Rede, die er wie so oft aufwühlend und mitreisend, ungeachtet des hohen Alters hielt, zitierte er Pierre Durand, den langjährigen Präsidenten des Internationalen Buchenwaldkomitees:

"Wir sind der noch lebende Beweis dafür, dass der Kampf für Frieden, Freiheit und Glück immer möglich ist. Unser langes Leben hat uns gelehrt, dass man nie aufgeben darf, dass man im Herzen die Flamme der Hoffnung und den Willen bewahren muss, eine bessere Welt aufzubauen. Eine Welt, die der Menschheit würdig ist. Diesen Wunsch haben wir am 19. April mit unserem Schwur ausgedrückt." Diesen Worten meines Freundes Pierre Durand kann ich nichts hinzufügen, als das, aus tiefster Überzeugung und ganzem Herzen mich ihm anzuschliessen, und solange ich auf dieser Welt rumtanze, für diese Ziele zu kämpfen."

Nous avon compris, Julio! Der Kampf geht weiter!"


Antifas aus Pirna und Dresden

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