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Rechte Gewalttäter sichern Festival auf dem Campus der TU Dresden

Rechte Gewalttäter sichern Festival auf dem Campus der TU Dresden

Zahlreiche stadtbekannte Neonazis, darunter mehrere verurteilte Gewalttäter, waren bei der Campusparty am 20.6. als Securitybedienstete für die Sicherheit der Veranstaltung verantwortlich. Nachdem bereits bekannt wurde, dass ein Securitymitarbeiter beim Public Viewing offen einen Thor - Steinar - Gürtel trug, droht nun den VeranstalterInnen und der frischgebackenen Exzellenzuniversität ein viel grösserer Skandal, für den in erster Linie zwar das Securityunternehmen verantwortlich ist, dem aber die VeranstalterInnen als auch die Leitung der Universität mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln begegnen müssen. Zuerst machten die "Alternativen Dresden News" (www.addn.me) auf den Skandal aufmerksam. Viele Augenzeugen berichteten von einem "who is who" der regionalen Naziszene auf dem Festival, allesamt im Outfit der Dresdner Konzertsicherheit und Service GmbH (DKS). Unter ihnen befanden sich auch Willy Kunze und Christian Leister, beide verurteilte Gewalttäter. Willy Kunze wurde als Drahtzieher der Angriffe auf Döner-Imbisse während der Europameisterschaft 2008 verurteilt, während Leister ebenfalls für die Beteiligung daran sowie zwei weiteren politisch motivierten Angriffen gegen einen Journalisten und gegen einen Mitarbeiter des Kulturbüros Sachsens der Prozess gemacht wurde. Laut Andrea Reck, Ansprechpartnerin bei der DKS, hatte mindestens ein weiterer Securityarbeiter eine ähnliche Vorgeschichte. Allerdings wies sie daraufhin, dass ihre Firma zwischen Privatangelegenheiten und Arbeit trenne, zumal das Ordnungsamt Securitymitarbeiter gegebenenfalls sperre, was aber hier nicht der Fall gewesen sei. Hinzu käme, dass mehrere "Subunternehmen der DKS", deren Namen Reck aus "datenschutzrechtlichen Gründen" nicht nennen wolle, bei der Absicherung der Veranstaltung beteiligt gewesen wären und ihr eigenes Personal stellten, welches die DKS nicht kontrollieren könne.

Dies macht zweierlei deutlich: Einerseits, und das ist nichts Neues (man denke an den Skandal um "Ihre Wache"), gibt es ein Naziproblem unter den Dresdner Securityfirmen und andererseits sorgt die dubiose Vernetzung der einzelnen Firmen untereinander für ein Verantwortungsvakuum. So wie Universität und das Orgateam der Campusparty die Verantwortung von sich wiesen, verwies selbst Reck nur auf die namentlich nicht genannten "Subunternehmen". Am Rande sei hier angemerkt, dass sich die Campusparty auch in Pressenangelegenheiten von einem externen Unternehmen namens "Medienkontor" mit dem Ansprechpartner Peter Dyroff vertreten lässt. Dieser war sich nicht zu schade, die Arbeit des Referats für politische Bildung(auf die Pressemitteilung zu Thor Steinar beim Public Viewing bezogen) mit "Methoden der Bild-Zeitung" zu vergleichen und lapidar darauf hinzuweisen, dass die Securitybediensteten zur Campus Party "ihren Job ordentlich" gemacht hätten.

Angesichts dieses Umgangs mit einem seit Jahren drängenden Problem fordern wir vor allem die Dresdner Securityfirmen, sofern deren LeiterInnen nicht selbst mit der Naziszene sympathisieren, dazu auf, sich ihr Personal genau anzuschauen. Die von allen Firmen bei Bewerbung gestellte Forderung nach einem polizeilichen Führungszeugnis erweist sich unter den beschriebenen Umständen als blanker Hohn; zumindest scheint eine Verurteilung wegen fremdenfeindlich oder anderweitig politisch motivierten Gewalttaten kein Einstellungshindernis zu sein. Immerhin forderte die TU den Veranstalter der Campusparty zum Vorlegen einer "Namensliste der von der Sicherheitsfirma eingesetzten Personen" auf und will zudem bei Bestätigung der Vorwürfe sicherstellen, "dass diese Firma in Zukunft nicht für die TU Dresden tätig werden kann", wie Marlene Odenbach vom Leitungsstab des Rektorats ausführt.

Weitere Informationen unter www.stura.tu-dresden.de


Referat für politische Bildung des Sturas

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