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Nach der Räumung ist vor der Besetzung

Liebe Terminal-Leser_innen,

wie die meisten von euch sicher schon erfahren haben, wurde am Samstag den 21.03. die Hechtstrasse 7 besetzt. Es gab Musik, VoKü, einen Infostand, Streetart-Aktionen, Jonglage und eine Kunstinstallation, die sich mit dem "Leben der Häuser" auseinander setzte.

Wir hielten das Haus für interessierte Menschen offen und viele Nachbar_innen und Passant_innen nahmen die Aktion sehr positiv auf. Wir waren selbst überrascht, als wir gegen Abend immernoch unbehelligt von der Polizei blieben. Die Feier wurde ins innere des Haus verlegt, zwei Punkbands spielten ein spontanes Konzert und es gab eine Vollversammlung bei der Dienste für die Nacht eingeteilt wurden. Wir waren uns recht sicher, dass die Polizei mit der Räumung wohl bis zum nächsten Morgen warten will.

Kurz nach 22 Uhr kam es dann aber anders: Ohne Vorwarnung stürmte die Polizei das Haus und drängte davor stehenden Unterstützer_innen zur Seite. Im Haus kam es neben den üblichen Beleidigungen zu Schlägen und Tritten, eine Person erlitt eine Gehirnerschütterung, der grösste Teil der Einrichtung konnte nicht gerettet werden. Vor dem Haus kam es neben Rangeleien auch zu drei Bissen durch Polizeihunde.

Als Reaktion auf die Räumung kam es am darauf folgenden Montag zu einer Spontandemonstration mit zeitweise 60 Leuten. Am 28.03. wurde eine weitere, sehr bunte, Demonstration mit ca. 100 Menschen durchgeführt.

Wir möchten hiermit deutlich machen, dass es sich bei der Besetzung um keine Eintagsfliege handelt und wir weiter am Thema bleiben werden, bis wir ein neues sozio-kulturelles Projekt, sowie günstigen/ kostenlosen Wohnraum erkämpft haben. Dass dieses Ziel nur durch zivilen Ungehorsam erreicht werden kann, zeigen uns die jahrelangen, vergeblichen Bemühungen der Initiative für ein soziales Zentrum.

Uns ist bewusst, dass nicht einzelne Politiker_innen oder Konzerne unsere primären Feinde sind, sondern das es das Wesen des Kapitalismus ist, welches gegen unsere Bestrebungen um bezahlbaren Wohnraum in subkulturellen Vierteln und selbstverwaltete Projekte steht. Wir sehen es aber als eine Notwendigkeit an, im Kampf um eine Gesellschaft jenseits von Herrschaft und Konkurenz eine Infrastruktur zu schaffen, die Leben und Arbeiten weitestgehend ausserhalb des bestehenden Systems möglich macht und auf diese Weise eine Art Gegengesellschaft aufbaut, die die Grundlage für die Ablösung des Kapitalismus darstellt.

Wir sehen das aktive Besetzen auch in Hinblick auf die Vielzahl derzeitiger Räumungen wie z.B. der Grevener Strasse und bald vielleicht des Topf-Squats (Erfurt), des Milada-Squats (Praha) uvm. als notwendig an. Wenn wir nicht handlungsunfähig werden wollen, müssen wir dem permanenten Verlust von Häusern wieder aktive Handlungen entgegen setzen, z.B. für jede Räumung in zwei neue Häuser einziehen.

In den nächsten Wochen werden weitere Aktionen folgen, wir danken allen die uns bis jetzt unterstützt haben und allen die weiterhin mit uns kämpfen.

Unsere Solidarität gilt allen Wohnungslosen und allen bedrohten Projekten.


Die Besetzer_innen und Freunde der Hechtstrasse 7.

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