Menschenfeindlichkeit in der sächsischen AfD
Der sächsische AfD-Politiker Thomas Hartung, der als freier Dozent an der Fakultät für Kommunikationswissenschaft der TU Dresden lehrt, ist durch seine offen artikulierte Feindschaft gegenüber Menschen mit Behinderung auffällig geworden. Im konkreten Fall hatte sich Hartung über den in einem Artikel in der Badischen Zeitung von 2009 beschriebenen Fall von Pablo Pineda Ferrer ausgelassen, der als erster Menschen mit Down-Syndrom ein Psychologiestudium abgeschlossen hat und seitdem als Lehrer in Córdoba tätig ist. Wörtlich hatte sich der stellvertretende Landesvorsitzende seiner Partei auf seiner Facebookseite zu dem Fall mit den Worten geäussert: "Was sagt uns das: Sei nur blöd genug, reise in der Welt herum, die Dummen wenden sich schon ganz allein dir zu: 'Er kam mit Down-Syndrom zur Welt, im andalusischen Málaga. Jetzt will er Lehrer werden. Der Erste mit dieser Genmutation.' Wo soll das hinführen, wenn es als normal gezeigt wird?".
Nachdem sich daraufhin in den sozialen Netzwerken zahlreiche Menschen über seine Äusserung beschwert und sie als diskriminierend bezeichnet hatten, entfernte der Politiker seine Aussage, um jedoch nur kurze Zeit später nachzulegen: "Ich stelle fest: ich spreche einem Menschen mit Trisomie 21 die Befähigung ab, in Deutschland den Hochschulberuf eines Lehrers zu ergreifen, und gebe kund, dass ich als Nichtbehinderter von einem solchen nicht unterrichtet werden möchte. Dafür muss ich mich im Deutschland des Jahres 2014 rechtfertigen." Als Reaktion auf seine Worte hatte sich heute auch der Rektor der TU Dresden, Hans Müller-Steinhagen, von Hartungs Äusserung distanziert und ihn zu einer Stellungnahme aufgefordert. Solche Bemerkungen "stehen in krassem Gegensatz zu den Werten, für die die Universität eintritt und nach denen sie handelt", so der Rektor der TU.
Eine Nähe zu rechtem Gedankengut ist bei vielen Politikern der Alternative für Deutschland (AfD) nicht bloss theoretischer Natur. So kam es im letzten Wahlkampf nicht nur zu Übergriffen durch AfD-Politiker auf kritische Stimmen während ihrer Wahlkampfveranstaltungen, sondern es wurde auch immer wieder von der Unterwanderung der Partei durch Anhängerinnen und Anhänger der rechten Szene berichtet. Erst kürzlich war mit dem ehemaligen Stadtratskandidat und Vorstandsmitglied der Dresdner AfD, Sören Oltersdorf, auf dem Europakongress der Jungen Nationaldemokraten (JN) zu Gast gewesen. Insofern reiht sich diese aussergewöhnlich heftige Entgleisung letztlich nahtlos ein in das Bild einer Partei, welche hinter den Kulissen alles andere als progressiv ist. Jürgen Dürrschmidt vom sächsischen Behindertenverband ordnet die Äusserungen von Hartung vollkommen richtig ein, wenn er sagt: "Seine Aussagen machen Angst, denn so etwas endet in Euthanasie!".