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Dresden Ischen demonstrieren für russische Punkband Pussy Riot

Am vergangenen Samstag versammelten sich 20 Menschen spontan zu einer Solidaritätsaktion für die queer-feministische Punkband Pussy Riot aus Russland. Aufgerufen hatte die Gruppe "Dresden Ischen" und beteiligte sich so an der internationalen Solidaritätskampagne "Free Pussy Riot!", die in über 40 Städten weltweit begangen wurde. Die Aktivist_innen protestierten gegen die grundrechtswidrige Behandlung der Punkband, deren vermeintliche Mitglieder wegen Vorwurf des "Rowdytums" in Untersuchungshaft sitzen. Bei einer Aktion Ende Februar kurz vor der Präsidentschaftswahl 2012, performten Pussy Riot unangemeldet in einer Moskauer Kirche ihren neuesten Song "Heilige Mutter Gottes, vertreib uns unseren Putin". Kurz darauf wurden Maria Alekhina und Nadezhda Tolokonnikowa verhaftet. Am 15.März inhaftierte die russische Polizei ein weiteres mutmasslichen Bandmitglied, Ekaterina Samucevich. Am 19.April entschied ein Gericht, alle drei Angeklagten weiter bis zum 24.Juni festzuhalten. Im anstehenden Prozess mit Anklage wegen "Rowdytum" ist ein Freispruch unwahrscheinlich. Nach dem russischen Hooliganparagrafen erwarten die drei Frauen bis zu 7 Jahre Haft. Währenddessen droht die Ermittlergruppe unter Leitung von Oberstleutnant A. Radchenkov den beiden Müttern Marija Alekhina und Nadezhda Tolokonnikowa, das Sorgerecht für ihre Kinder zu entziehen.

In Form eines Smartmobs protestierten am vergangenen Samstag etwa 20 bunt verkleidete und vermummte Menschen gegen die Inhaftierung und forderten Freiheit für die drei vermeintlichen Mitglieder der queer-feministischen Punkband. In der Frauenkirche entfalteten die Aktivist_innen ein Transparent, verteilten Flyer und spielten Musik von Pussy Riot ab. Später liefen sie "Free Pussy Riot" rufend über den Neumarkt. Trotz anfänglicher Irritation waren die Besucher_innen der Kirche und die Passant_innen interessiert, wobei die Sicherheitskräfte der Frauenkirche die Aktivist_innnen gewaltsam aus der Kirche verwiesen.

Eine Teilnehmerin der Aktion erklärt: "Das Verfahren gegen Pussy Riot fügt sich in die momentane repressive Situation in Russland ein. Trotz offensichtlichem Wahlbetrug wird Putin im Amt bleiben, Kritik am Präsident wird strafrechtlich verfolgt, wie der Fall Pussy Riot zeigt."

Ein anderer Teilnehmer ergänzt: "Die für die Gesellschaft wichtige russisch-orthodoxe Kirche arbeitet eng mit dem System Putin zusammen. Die offizielle Staatsdoktrin verknüpft den aktuellen Geburtenrückgang mit den sogenannten "unmoralischen westlichen Einflüssen" und schürt so Angst vor Homosexualität. Minderheiten, wie Schwule und Lesben, werden immer stärker unterdrückt, ausgegrenzt und gewaltsam verfolgt."

Russlands zweitgrösste Stadt, St.Petersburg, hat im Februar ein "Gesetz gegen Homosexuellen-Propaganda" erlassen, das jedes öffentliche Erwähnen von Homo- oder Bisexualität und auch Transgender unter schwere Geldstrafen stellt. Dieses Gesetz soll auch auf nationale Ebene ausgeweitet werden. Die Solidaritätsaktion der Dresden Ischen protestiert gegen diese Zustände lautstark und reiht sich in weitere internationale Aktionen ein, die auf http://www.freepussyriot.org/ dokumentiert sind. Hier gibt es auch mehr Hintergrundinformationen und aktuelle Updates. Impressionen von der Aktion in Dresden: http://www.youtube.com/watch?v=XWRlIFrsC90


Dresden Ischen

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