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Dresden Ischen für Pussy Riot
Samstag, der 21.4., 16 Uhr: 20 Aktivist*innen veranstalten eine Solidaritätsaktion für die feministische Punkband Pussy Riot aus Russland, deren vermeintliche Mitglieder wegen Vorwurfs des "Rowdytums" in Untersuchungshaft sitzen.

Am vergangenen Samstag um Punkt vier Uhr wurde die Dresdener Frauenkirche Schauplatz einer ungewöhnlichen Szenerie. Etwa zwanzig Personen in schrillen Farben und bunten Strickmasken forderten Freiheit für drei vermeintliche Mitglieder der queer-feministischen Punkband Pussy Riot, die seit Ende Februar in Russland inhaftiert sind. In der Frauenkirche entfalteten die Aktivist*innen ein Transparent, verteilten Flyer, liefen "Free Pussy Riot" rufend über den Neumarkt und spielten Musik der Band ab.

Die Reaktionen waren unterschiedlich: Besucher_innen der Kirche sowie Passant_innen waren trotz anfänglicher Irritation interessiert; die hauseigene Security der Frauenkirche versuchte, durch aggressives Verhalten (Schubsen, Anschreien, Zupacken) die Aktivist*innen aus der Kirche zu befördern, auch versuchten sie, die Masken von den Köpfen zu reissen. Dies wurde durch eine Kirchenangestellte behindert, da diese keine Gewaltanwendung in der Kirche dulden wollte.

Aufgerufen zu der Aktion hatte eine Gruppe namens "Dresden Ischen" im Internet. In den mutmasslich von ihnen verteilten Flyern klärten sie über die Hintergründe auf:

Pussy Riot ist der Name eines queer-feministischen Punkrock-Kollektivs aus Moskau, das mit spektakulären Protest-Aktionen auf Missstände in der russischen Gesellschaft aufmerksam macht. Sie sparen nicht mit Kritik an Kirche und Nationalismus, der Politik Putins und seiner Partei, sie kritisieren die Lebensbedingungen von Frauen und treten klar gegen Homophobie und Rassismus auf. Bei einer Aktion Ende Februar 2012, kurz vor den Präsidentschaftswahlen, performten Pussy Riot in einer Moskauer Kirche ohne Erlaubnis ihren neuesten Song "heilige Mutter Gottes, vertreib uns unseren Putin". Dies führte zu Anzeigen durch Würdenträger der orthodoxen Kirche und sogar Putin selbst äusserte sich "negativ" zu der Aktion. Kurz darauf kam es zu Verhaftungen von Pussy-Riot-Aktivist*innen. Am 5. März verhängte ein Moskauer Gericht Untersuchungshaft über Maria Alekhina und Nadeschda Tolokonnikowa, am 15.März wurde Ekaterina Samucevich von der Zeugin zur Mitgefangenen. Am 19.April wurde entschieden, alle drei weiter bis 24. Juni festzuhalten. In dem Prozess ist ein Freispruch unwahrscheinlich. Wegen "Rowdytums" (nach dem russischen Hooliganparagrafen) droht eine bis zu 7-jährige Haftstrafe und den beiden jungen Müttern zudem der Entzug des Sorgerechts.

Auf den verteilten Flyern gehen die "Dresden Ischen" auch auf die Hintergründe in Russland ein:

"Das Verfahren gegen Pussy Riot fügt sich ein in die momentane repressive Situation in Russland: enge Zusammenarbeit zwischen russisch-orthodoxer Kirche und dem System Putin, starke Vorurteile gegenüber Homosexuellen ("Sündern"), Verknüpfung des Geburtenrückgangs mit diesen "unmoralischen westlichen Einflüssen", Angst vor "Unnormalem", Unterdrückung von Minderheiten, damit verbundene Ausgrenzung und Gewalt. In Russlands zweitgrösster Stadt St.Petersburg wurde im Februar ein "Gesetz gegen Homosexuellen-Propaganda" erlassen, das jedes öffentliche Erwähnen(!) von Homo- oder Bisexualität oder auch Trans* unter schwere Geldstrafen stellt. Auch Filme, Musikvideos, Bücher und Zeitschriften mit homosexuellen Inhalten sowie die Regenbogenfahne als Symbol der Schwulenbewegung sind verboten. Das Gesetz soll angeblich "Russlands Kinder schützen" und das Land zu einem "Vorposten der Sittlichkeit" machen. Eben dieses Gesetz soll nun bald landesweit gelten.

Gloria Lust, Sprecherin der Gruppe e*vibes - für eine emanzipatorische Praxis: "Genau wie die "Dresden Ischen" möchten wir uns mit den Aktivist*innen von Pussy Riot solidarisieren. Wir fordern ihre sofortige Freilassung und die Einstellung der Verfahren. Wir forden, dass die deutsche Regierung sich klar gegen die neuen "Propaganda"-Gesetze in Russland positioniert und keine neuen Handelsabkommen mit diesem repressiven System eingeht." Lust stellt auch Verknüpfungen zu Deutschland her: "Auch wenn wir uns gerade glücklich schätzen können, nicht in Russland zu leben, möchten wir doch auf die Parallelen zu unseren Kämpfen für rechtliche und ökonomische Gleichstellung, gegen Sexismus und Homophobie, gegen diskriminierende Gesetze und staatliche Repression hier in Deutschland hinweisen. Wir fühlen uns und unsere Freund*innen mit angegriffen."

Diese Solidaritätsaktion reiht sich in eine Kette internationaler Aktionen ein, die auf http://www.freepussyriot.org dokumentiert sind.

Video zur Pussy Riot Soliaktion Dresden

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