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Jahresrückblick 2016 der Kontaktgruppe Asyl

Beratung

Auch im Jahr 2016 war das niederschwellige Beratungsangebot des Kontaktgruppe Asyl e.V. die Kernaktivität unserer ehrenamtlichen Arbeit. Bereits im Vorjahr hatten wir unserer Angebot in das Montagscafé des Kleinen Hauses des Staatsschauspiels Dresden verlegt, was wir auch im Jahr 2016 erfolgreich weiterführten.

Das Besondere und für uns Neue an der Beratung im Kleinen Haus war der Umstand, dass wir ein breiteres Spektrum der Sorgen und Nöte von Geflüchteten kennengelernt und begleitet haben. Bei Beginn der dortigen Beratung waren vor allem Fragen zur Unterbringung in den Erstaufnahmeeinrichtungen des Freistaates sowie die quälend langen Wartezeiten auf die Anhörungen beim BAMF die bestimmenden Themen. Dies wandelte sich im Laufe des Jahres über Fragen zur Vorbereitung auf die Anhörung vor dem BAMF, zu Möglichkeiten der Teilnahme an Sprachkursen, zu Chancen auf Arbeitsaufnahme und Beschwerden über die Unterbringungssituation in städtischen Gemeinschaftsunterkünften bis hin zu den Schwerpunkten Wohnungs- und Arbeitssuche nach positivem BAMF-Bescheid bzw. erforderlichen Reaktionen auf einen negativen Bescheid. Darüber hinaus waren Möglichkeiten und Hindernisse der Familienzusammenführung ein häufiges Thema. Der Gesetzgeber wartete im Jahr 2016 mit einigen neuen "Herausforderung" auf, mit denen wir in unserer Beratungstätigkeit immer wieder konfrontiert wurden. So war die neu eingeführte Residenzpflicht für viele Menschen mit Aufenthaltsgenehmigung ein grosses Ärgernis. Darüber hinaus sorgten die teils unerklärlich langen Bearbeitungszeiten bei der Ausstellung von Aufenthaltsgenehmigungen bei der Ausländerbehörde Dresden für Unmut, da die Menschen in der Zwischenzeit mit einer Fiktionsbescheinigung leben mussten und so bspw. keine Möglichkeit hatten, den Familiennachzug auf den Weg zu bringen. Während der Sommerpause des Montagscafés ergab sich die Möglichkeit, unsere Beratung in der Gemeinschaftsunterkunft Florian-Geyer-Strasse 48 wieder aufleben zu lassen. Nachdem unser Beratungsraum im Keller wegen brandschutztechnischer Mängel Ende 2015 gesperrt worden war, wurde nun - vor allem auf Betreiben des Ausländerrates Dresden - eine Wohnung als Ersatz zur Verfügung gestellt. Leider liess sich dort unser niedrigschwelliges Beratungsangebot aufgrund der begrenzten Ausstrahlung nur ansatzweise umsetzen. Auch wegen der abnehmenden Zahl der Aktiven in der KoGA entschieden wir uns schweren Herzens, das Angebot in der Johannstadt wieder aufzugeben und uns auf die Beratung im Kleinen Haus zu fokussieren. Schliesslich erschien uns durch die Entscheidung der Stadt, die Gemeinschaftsunterkunft FGS 48 zum Jahresende 2016 zu schliessen, unsere Entscheidung nachträglich gerechtfertigt. In Einzelfällen begleiteten wir auch Ratsuchende zu Behörden- und Arztterminen.

Im Jahr 2016 konnten wir auch unsere mehrsprachigen Flyer fertig stellen und damit auf unsere Beratung aufmerksam machen. Unser Beratungsangebot ist bewusst niederschwellig gehalten und wir vermitteln bei komplizierteren Fragen an professionelle Beratungsstellen. Trotzdem ist auch für unsere Arbeit ein Grundwissen zum Asylverfahren, den Rechten und Pflichten von Asylsuchenden und Ansprechpartnern in Dresden wichtig. Wer bei der KoGA in die Beratung einsteigen möchte bekommt ergänzend zu Hospitationen bei erfahrenen Berater_innen in den von uns organisierten "Beratungsworkshops" eine erste Orientierung und grundlegendes Wissen vermittelt. Wichtigstes "Werkzeug" bei der Beratung ist das Beratungsheft, welches in der aktuellen Version (Stand:September 2015) auf unserer Homepage heruntergeladen werden kann. Wir freuen uns, dass es inzwischen von vielen Menschen genutzt wird, die mit Geflüchteten in Dresden und anderswo arbeiten.

Politische Aktivitäten

Der zweite Schwerpunkt unserer Arbeit lag im Bereich Politik und Öffentlichkeitsarbeit. Wir wollen hier vor allem an die Erfahrungen aus der Beratung anknüpfen, um auf Missstände hinzuweisen und Verbesserungen für die Situation Geflüchteter in Dresden einzufordern. Am 17. Februar 2016 führten wir in Kooperation mit dem Netzwerk "Willkommen in Johannstadt" und dem Sozialamt der Stadt Dresden im CRTD (Zentrum für regenerative Therapien Dresden) anlässlich der geplanten Eröffnung einer neuen Erstaufnahmeeinrichtung am Standort Blasewitzer Strasse/Fetscherstrasse eine Informations- und Sensibilisierungsveranstaltung für die Anwohnerschaft durch. Die Veranstaltung mit dem Titel "Neue Nachbarn in Johannstadt - Hintergründe zu Flucht und Asyl" wurde mit ca. 5000 Flyern im Stadtviertel beworben. Zur Veranstaltung erschienen ca. 250 Menschen - interessierte, engagierte, auch "besorgte". Wir konnten in mehreren Beiträgen Empathie wecken, Hintergrundwissen vermitteln und Detailfragen erklären. Die Vorträge und auch der Fragen- und Gesprächsteil verliefen ohne grössere Störungen. Eher zufällig ergab sich dann die Möglichkeit unseren Unmut über die sächsische Politik direkt bei der Landesdirektion Sachsen abzuladen: wir wurden für den Sächsischen Bürgerpreis nominiert und Aufgefordert unsere Tätigkeit zu Beschrieben. Nach kurzer Debatte war für uns klar: wir lehnen die Nominierung ab, nutzen die Chance aber gleichzeitig um auf die aus unserer Sicht bestehenden Missstände hinzuweisen, bspw. die rücksichtslose Abschiebepraxis oder die katastrophale Unterbringungssituation in den Erstaufnahmeeinrichtungen. Unsere Ablehnung der Nominierung hatten wir als Pressemitteilung verfasst und dabei zumindest in den Online-Bereichen von DNN und MoPo24 (jetzt Tag24) eine Erwähnung erfahren.

Des Weiteren unterstützten wir im Sommer das Projekt "Elixir", welches sich zum Ziel gesetzt hat, einen Raum für Geflüchtete und Dresdner_innen zum gemeinsamen Leben, Lernen, Arbeiten und Kulturschaffen zu gestalten. Für uns hätte das Projekt einen neuen Anlaufpunkt für unsere Beratung geboten. Daher hatten wir einen offenen Brief an den Vorsitzenden der Dresdner Stadtratsfraktion der SPD geschrieben und um Unterstützung für das Projekt geworben. Leider hat der Stadtrat am 15. 12. 2016 mit 32 zu 31 Stimmen (1 Enthaltung) gegen den Antrag auf Nichtverkauf des vorgesehenen Geländes an der Königsbrücker Strasse gestimmt - Dresden eben. Zum Ende des Jahres, verfassten wir erneut einen offenen Brief, diesmal mit dem Oberbürgermeister Hilbert und der Sozialbürgermeisterin Dr. Kaufmann adressiert. Auslöser war die Mitteilung der Landeshauptstadt dezentrale Wohnungen zur Unterbringung Geflüchteter in grösserem Umfang abzumieten. Unseres Erachtens wird damit die Chance vertan, endlich eine menschenwürdige Wohnsituation für alle zu schaffen. Im Ergebnis konnten wir Anfang 2017 unsere Bedenken nochmals in einem persönlichen Gespräch mit Frau Dr. Kaufmann äussern.

Soziokulturelle Aktivitäten

Das anspruchsvollste soziokulturelle Projekt der KoGA im Jahr 2016 war die Organisation einer Schiffsrundfahrt mit einem Dampfer der Weissen Flotte im Rahmen der Interkulturellen Tage Dresden. Für den 25. September mieteten wir das Schiff "August der Starke", um unter dem Motto "Das Boot ist noch lange nicht voll" eine 90-minütige Rundfahrt auf der Elbe für Geflüchtete und Dresdner_innen anzubieten. Für einen Unkostenbeitrag von 3 Euro konnten alle Interessierten von dieser Möglichkeit Gebrauch machen; Kinder (bis zu 12 Jahren) wurden kostenlos mitgenommen. Da wir keine Erfahrung mit derartigen Veranstaltungen hatten, waren wir selbst ziemlich gespannt, ob und wie das Angebot angenommen werden würde. Das Ergebnis war überwältigend - auch auf Grund des schönen Spätsommerwetters kamen ca. 400 Menschen zu einem stimmungsvollen und für alle Beteiligten schönen Ausflug zusammen. Besonders froh waren wir, dass viele Familien unser Angebot nutzen. Im Anschluss an die Schifffahrt gab es noch die Möglichkeit bei einem gemeinsamen Essen im Bärenzwinger, welches von "Fatima und den 8 Zwergen" geliefert wurde, den persönlichen Austausch zu intensivieren. Dieses "Event" der Interkulturellen Tage wäre nicht ohne finanzielle Unterstützung anderer Stellen möglich gewesen, wofür wir uns ganz herzlich beim Freistaat Sachsen sowie der Christian-Bürkert-Stiftung bedanken. Weiterhin bedanken wir uns bei der Sächsischen Dampfschifffahrt, dem Bärenzwinger, bei "Fatima und den 8 Zwergen" sowie bei allen Mitfahrenden für diesen wunderschönen Tag.

Seit einigen Jahren bieten wir als KoGA nun schon unseren wöchentlichen Fussballtreff an, welchen wir auch im Jahr 2016 weiterführten. In den Wintermonaten nutzten wir wieder die Sporthalle der Dresden International School. Im Sommer spielten wir im Ostra-Gehege draussen, was uns dank der freundlichen Unterstützung des Dresdner Sportclubs ermöglicht wurde. Die Anzahl der Spielenden liegt weiterhin konstant hoch bei 40 bis 100 je Woche. Um dem erhöhten Aufkommen gerecht zu werden und dennoch möglichst optimale und faire Spielzeiten für alle zu garantieren, mussten wir unsere Organisation professionalisieren. So gibt es ab diesem Jahr feste Spielpläne, klare Spieldauern und Schiedsrichter auf jedem Spielfeld. So haben wir es im Sommer geschafft, mit teilweise 10 Teams auf 2 Halbfeldern zu spielen.

Die Hausaufgabenbetreuung wurde ebenfalls weitergeführt. Mit dem Wegfall des Beratungsraumes in der Florian-Geyer-Strasse 48 musste hier das Angebot in die Wohnungen der Schüler_innen verlegt werden. Dies wurde nach der Schliessung der Gemeinschaftsunterkunft zum Dauerzustand. Daher findet die Hausaufgabenbetreuung nicht mehr als öffentliches Angebot für alle statt, sondern nur noch im direkten Kontakt mit bekannten Schüler_innen.

Das Café-Projekt in Zusammenarbeit mit dem Jugendhaus "GAME" in Prohlis wurde weitergeführt und Schritt für Schritt an die Verantwortlichen vor Ort übergeben, so dass dieses Projekt im Jahr 2016 abgeschlossen wurde.

Ein weiteres Angebot der KoGA war die Vermittlung von Fahrrädern für Geflüchtete. In Kooperation mit dem Lebenshilfe Dresden e.V. boten wir dabei Geflüchteten die Möglichkeit für 10 Euro ein strassentaugliches Fahrrad inklusive Schloss zu erwerben. Dieses Angebot wurde so rege angenommen, dass wir im Laufe des Jahres das Projekt in der Weise nachjustieren mussten, dass jetzt die interessierten Personen sich direkt bei der Lebenshilfe ein Rad aussuchen und der Kauf von der KoGA begleitet und finanziell unterstützt wird.

Vereinsleben und Neuigkeiten

Im Jahr 2016 wurden insgesamt 2 Klausurtagungen durchgeführt. Bei der ersten wurde eine Schärfung des Profils der KoGA beschlossen. In Zukunft sollen die Themen Beratung und Politik die Schwerpunkte unserer Arbeit darstellen. Soziokulturelle Aktivitäten werden wir weiterhin anbieten, allerdings nur im Rahmen unserer personellen Möglichkeiten. Ausserdem wurde die Organisation der Plena geändert: Die bisher monatlich durchgeführte Beratungsplenum wurde zugunsten eines zweiten Gesamtplenums im Monat abgeschafft. Die Punkte Beratung und Politik stehen dort als Dauerthemen auf der Agenda. Im aktuellen Plenum wird nunmehr festgelegt, wer für Moderation und Protokoll des nachfolgenden Plenums verantwortlich ist. Ausserdem fallen auf Grund zu geringer Nachfrage die Info-Abende weg. Stattdessen gibt es für interessierte Menschen die Möglichkeit, sich jeweils am ersten Donnerstag des Monats eine halbe Stunde vor Plenumsbeginn einen Überblick über Struktur und Arbeit der KoGA zu verschaffen. Die zweite Klausurtagung beschäftigte sich vor allem mit der Frage, wie wir neue engagierte Menschen für die Mitarbeit in der KoGA gewinnen können. Dabei wurde bspw. das Entwerfen und Erstellen von Aushängen und Aufklebern beschlossen, um den Bekanntheitsgrad der KoGA in Dresden zu erhöhen. Statutengemäss wurde im Mai die jährliche Mitgliederversammlung des Vereins durchgeführt. Dabei wurden die Vorstände des Kontaktgruppe Asyl e. V. Marika Fischer, Gregor Gaffga und Michael Vierus für ein weiteres Jahr bestätigt. Ausserdem wurden die Ausgaben für das Schifffahrtprojekt von der Versammlung gebilligt. Schliesslich wurde die Vereinssatzung geändert, um die Idee des KoGA-Fonds zur finanziellen Unterstützung Geflüchteter ohne Konflikte mit dem Steuerrecht für gemeinnützige Vereine umsetzen zu können.

Fazit und Ausblick

2016 war für uns ein spannendes Jahr, in dem die etablierten Angebote der Beratung und des Fussballtreffs weiter ausgebaut wurden und mit der Schiffsrundfahrt zu den Interkulturellen Tagen ein grosses und aussergewöhnliches Projekt erfolgreich umgesetzt werden konnte. Auch ist es gelungen, die politischen Aktivitäten der KoGA in kleinen Schritten weiter auszubauen. Mit Sorge betrachten wir die Entwicklung der Anzahl der Aktiven in der KoGA. Konnte in den vorhergehenden Jahren noch eine grössere Zahl neuer Menschen für die Sache der KoGA begeistert werden, ist dies im Jahr 2016 leider nur in sehr begrenztem Rahmen geglückt. Da gleichzeitig einige langjährige aktive Mitglieder aus beruflichen und/oder privaten Gründen ihr Engagement beendet haben, sind die derzeit aktiven Menschen mit den anstehenden Aufgaben teilweise überlastet. Daher halten wir auch im Jahr 2017 Ausschau nach motivierten Menschen, die unsere Reihen verstärken wollen. Inhaltlich wollen wir uns 2017 in den Bereichen Beratung und Politik weiterentwickeln. Auch im soziokulturellen Bereich sind wir offen für neue Ideen und Projekte. Abschliessend möchten wir uns bei allen Unterstützer_innen sowie den ehemaligen Aktiven danken. Ohne die Unterstützung und ohne engagierte Menschen, wäre die KoGA nicht da, wo sie heute ist!

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